Pfarrerehepaar Brigitte und Werner Schrag geht nach 35 Jahren in RuhestandGezeigt, dass Kirche rausgehen kann
HOMBERG OHM (ol). Sie waren gekommen, um zu bleiben: Sage und schreibe 35 Jahren lang waren Brigitte und Werner Schrag die Pfarrersleute in Homberg Ohm, Deckenbach, Höingen, Schadenbach und Büßfeld. Nun wurden sie am vergangenen Sonntag in einem feierlichen Gottesdienst von Propst Matthias Schmidt in den Ruhestand verabschiedet. Gemeindemitglieder bleiben sie aber dennoch, denn sie werden auch nach ihrem Dienst in ihrer langjährigen Heimat leben.
Musikalisch gestalteten Christoph Paulus an der Orgel, Christine Geitl (Orgel und Gesang) und Zahra Famarimi den Gottesdienst in der Homberger evangelische Stadtkirche, die coronabedingt nicht so gut gefüllt war, wie sie hätte sein können, dennoch: „Sie alle sind Ehrengäste“, begrüßte das Pfarrerehepaar nicht nur den Propst, Dekanin Dr. Dorette Seibert und die Mitglieder des Kirchenvorstandes, sondern alle Anwesenden, die an der Feier teilnahmen, darunter viele Freunde und Familienangehörige.
Weiter heißt es in der Pressemitteilung, im Wechsel trugen Brigitte und Werner Schrag ihre Abschiedsworte vor, lasen die Lesung und sprachen die Predigt. Ein eingespieltes Team, das sich nun auf mehr gemeinsame Zeit freut, aber auch mit Abschiedsschmerz auf die vielen Jahren mit den Menschen in Homberg und Umgebung zurückblickt.
Zeiten, die von Menschen geprägt waren
Gerade die letzten Monate hätte man gut zum Aufräumen und Bilanzieren nutzen können, so Pfarrerin Brigitte Schrag. Einmal mehr sei ihr dabei bewusst geworden, wie sehr die schönen Zeiten von den Menschen geprägt waren: verlässlich, ideenreich und unterstützend seien sie gewesen. Ihr Dank galt insbesondere den Kirchenvorstandsmitgliedern und den Küstern sowie den Mitarbeiterinnen in der Verwaltung. „Machen Sie es genauso weiter“, rief Schrag ihnen zu.
Werner Schrag zeigte sich froh über alles, was miteinander gelungen ist; die Menschen in Homberg zeigten das „freundliche Gesicht der Kirche“ mit vielen Gemeindefesten, Ausflügen, Gruppenabenden und musikalischen Veranstaltungen. Fünf Vikare konnte das Pfarrerehepaar auf ihrem Weg begleiten, viele gute menschliche Kontakte seien entstanden. Über dreieinhalb Jahrzehnte hätten sie beide nun die Menschen in allen Lebensphasen begleitet, in den frohen und traurigen Übergängen.
Auch die Kirche habe sich in der Zeit stark verändert, führte Schrag aus. Selbstverständlichkeiten hätten sich gewandelt, die jüngeren Menschen seien immer weniger kirchlich geprägt, die Austritte nähmen zu: „Es bröckelt nicht nur am Rand“, so sein ernüchterndes Fazit, dem beide Theologen dennoch Glaube, Liebe und Hoffnung entgegensetzen. Schließlich, so der Tenor der gemeinsamen Predigt, „hat Gott einen guten Plan und führt die Welt zu einem guten Ziel.“
Gemeindemitglieder bleiben sie aber dennoch
Propst Matthias Schmidt blickte zurück auf viele Tätigkeiten der scheidenden Pfarrer. Auch wenn nicht nur wegen der Pandemie die Veränderungen in der Kirche spürbar seien, werde Christus die Menschen tragen. „Das macht Mut und darf zuversichtlich machen, dass Kirche weitergeht.“ Unter dem Pfarrerehepaar Schrag sei vieles gewachsen, so der Propst, ihr Wirken sei die Geschichte einer Entwicklung.
„Sie haben Gutes getan in diesen Gemeinden.“ Zur Entpflichtung hatten sich die beiden Weggefährten, Kirchenvorstände und Familienmitglieder als Assistenten eingeladen. Sie alle hatten besondere Segenswünsche für Brigitte und Werner Schrag mitgebracht. Aus dem Dekanat überbrachte Dekanin Dr. Dorette Seibert warmherzige Abschiedsworte und eine ganze Reihe gut sortierter und hintersinniger Geschenke. Sie betonte das gesellschaftliche Engagement der beiden: „Sie haben gezeigt, dass Kirche rausgeht und bei den Menschen ist.“
Ihren Worten schlossen sich aus den Kirchenvorständen Anke Korth, Petra Margolf, Elke Stein und Ute Meissner an. Warmherzig, dankbar und zugewandt nahmen sie Abschied von ihrem Pfarrerehepaar, das noch bis zum 31. August im Dienst ist. Danach werden sie – Pfarrer auf Lebenszeit, doch frei von Pflichten – sich als „Pfarrer in der Kür“ sehen, als Gemeindeglieder, als Homberger.
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