Kirchenpräsident Jung verkündete Pfingstbotschaft bei Gottesdienst in LauterbachVielfalt ist Segen
LAUTERBACH (ol). Elf Jahre lang war Dr. Volker Jung Pfarrer und Dekan in Lauterbach, vor 13 Jahren wurde er zum Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gewählt und verließ den Vogelsberg. Doch bis heute kommt er regelmäßig und gerne zurück in seine alte Heimat. So ließ er es sich auch an diesem Pfingstwochenende nicht nehmen, am Sonntagsgottesdienst in der Stadtkirche in Lauterbach mitzuwirken und dort seine Pfingstbotschaft zu verkünden, die ganz im Namen der „Vielfalt“ stand.
„Als ich gelesen habe, dass Herr Jung kommt, musste ich in diesen Gottesdienst kommen“, sagte eine alte Dame am Sonntagmorgen vor der Tür der Stadtkirche in Lauterbach. Und da war sie nicht die Einzige. Etwa 100 Menschen hatten mit Abstand und Maske auf den Bänken Platz genommen, nicht wenige davon waren alte Kollegen, Bekannte und Freunde von Dr. Volker Jung, der am Pfingstsonntag zunächst einen Gottesdienst in Heblos hielt, und anschließend zusammen mit Pfarrer Sven Kießling am Gottesdienst in der Stadtkirche in Lauterbach mitwirkte.
In den vergangenen Jahren lockten für gewöhnlich auch die Lauterbacher Pfingstmusiktage ein großes Publikum an. Diese konnten zwar dieses Jahr erneut nicht stattfinden, doch still war es trotzdem nicht in der Stadtkirche, da das Lauterbacher Vokalensemble unter Leitung von Kantorin Claudia Regel am Klavier mit viel Gesang für den musikalischen Rahmen sorgte.
In seiner Pfingstbotschaft hatte Kirchenpräsident Jung auf die besondere Kraft Gottes und des Glaubens hingewiesen, die „unsere immer vielfältiger werdende Welt durchzieht und dabei hilft, Menschen zusammenzuführen – unabhängig davon, welche Sprache sie sprechen, welche Kultur sie geprägt hat, was sie denken und glauben, wie sie veranlagt sind und welche Fähigkeiten sie haben. Gottes Geist ist die Kraft, die Menschen hilft, in Vielfalt gut miteinander zu leben, aufeinander zu achten und zu respektieren.“
Einheit in Vielfalt und in der Liebes Gottes zu leben
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes standen die Pfingstgeschichte und die Geschichte vom Turmbau zu Babel. „Da gibt es Stimmen, die sagen: Wir müssen Vielfalt einschränken. Auch unsere Geschichte vom Turmbau zu Babel wurde immer wieder mal so ausgelegt“, so Jung. Das aber sei nicht die Botschaft dieser Geschichte. „Die beiden Geschichten wurden immer wieder gegeneinandergestellt. Pfingsten bringt in Ordnung, was beim Turmbau verbockt wurde. Aber nein. Die Geschichten ergänzen sich.“
Pfingsten sei die große Geschichte davon, dass Gottes Geist in dieser Welt wirke und den Menschen dabei helfe, einander zu verstehen, in all ihrer Vielfalt. Jung: „Gottes Geist bringt Menschen zusammen, die ganz verschieden sind. Er vereinheitlicht sie nicht, sondern öffnet Ohren und Herzen, dass fremde Menschen einander verstehen.“ Das Pfingstfest erinnere „an den Segen dieser Vielfalt und daran, dass Gott seinen Geist schenkt, so dass Menschen in Vielfalt miteinander leben können“.
Als „Ur-Frage“ der Menschheit bezeichnete es Jung, wie es gelingen könne, bei allen Unterschieden friedlich zusammenzuleben. „Vielfalt ist Segen und Vielfalt ist anstrengend.“ Die Pfingstgeschichte zeige deutlich: „Das Streben nach Vereinheitlichung ist falsch und lebensfeindlich. Das ist nicht gottgewollt.“ Das gelte in allen Bereichen des Lebens – im Kleinen und Großen: In der Familie, in der Gemeinde, in der Politik. Und natürlich auch in der Ökonomie. „Wir sollten versuchen, Einheit in Vielfalt und in der Liebes Gottes zu leben – über Konfessionen und Religionen hinweg.“
Für den musikalischen Rahmen während des Gottesdienstes sorgten Sängerinnen und Sänger des Lauterbacher Vokalensembles unter Leitung von Kantorin Claudia Regel: Tim Brod, Imke Graue, Heidi Hausmann-McAven, Sabine Keutzer-Striehl, Alfred Kraushaar, Annedore Radvan, Michael Rath, Daniel Schuch und Susanne Weidmann.
Auch nach dem Gottesdienst war Zeit für Gespräche vor der Stadtkirche. „Das war wirklich eine erleuchtende Predigt“, oder „Du gehörst einfach hier her“, sagte Jung und Alt zu Dr. Volker Jung. „Für mich ist das wie heim kommen“, sagt er. „Das hier heute hat sich angefühlt wie früher, dieses Gefühl, hier immer noch zur Gemeinde dazu zu gehören, die vielen vertrauen Gesichter, die man auch unter den Masken nach langer Zeit noch erkennt. Der Zusammenhalt hier in der Gemeinde ist noch immer zu spüren. Es ist immer etwas Besonderes für mich hier zu sein.“
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