Ein Gespräch mit Janina Volk und Bastian HeiserGastronomie: Die einen öffnen, die anderen nicht
ALSFELD (akr). Lange hat die Gastronomie auf diesen Moment gewartet: Seit Montag darf sie endlich wieder öffnen, zunächst aber nur den Außenbereich. Während das Seehotel Michaela an diesem Freitag wieder die ersten Gäste auf ihrer Sonnenterrasse begrüßen durfte, bleibt die Tante Mathilde und der Biergarten rôtbuche in der Villa Raab geschlossen. Wie diese beiden Entscheidungen zustande kamen, darüber haben wir mit Bastian Heiser und Janina Volk gesprochen.
Am vergangenen Mittwoch hat das hessische Corona-Kabinett weitreichende Lockerungen beschlossen, die in einem Zwei-Stufen-Plan erfolgen. Diese Lockerungen gelten jedoch nur für Städte und Kreise, die nicht in die Bundes-Notbremse fallen, also an fünf Werktagen in Folge unter der Inzidenz-Marke von 100 liegen. Das ist die sogenannte Stufe 1. Liegt die Inzidenz nach weiteren 14 Tagen weiterhin stabil unter 100 oder fünf Tage lang unter 50, tritt Stufe 2 mit weiteren Öffnungsschritten in Kraft.
In diesem Stufenplan wurde nun auch endlich die Gastronomie berücksichtigt. Die darf nämlich in Stufe 1 die Außenbereich und in Stufe 2 den Innenbereich öffnen, natürlich unter strengen Hygieneregeln. An diesem Montag trat dieser Stufenplan der Hessischen Landesregierung in Kraft. Das heißt: Seit dem 17. Mai darf die Vogelsberger-Gastro endlich wieder ihre Pforten öffnen, wenn auch zunächst nur den Außenbereich.
Tante Mathilde und Biergarten rôtbuche bleibt noch geschlossen
Doch es gibt auch Gastronomen, die sich gegen eine Öffnung entschieden haben. So bleibt zum Beispiel die Tante Mathilde in der Villa Raab und der Biergarten rôtbuche vorerst noch geschlossen. Doch wieso? Schließlich hat man doch so lange auf diesen Moment gewartet. „Wir werden die Tante Mathilde erst öffnen, wenn wir auch die Gäste im Innenbereich begrüßen dürfen“, erklärt Heiser. Er findet es nämlich „gastunfreundlich“, wenn es sich die Hotelgäste im Inneren des Restaurants gemütlich machen dürfen, die normalen Restaurantbesucher allerdings draußen im Kalten sitzen müssen und nur hinein dürfen, um zur Toilette zu gehen.
Auch das Wetter spielt bei dieser Entscheidung eine Rolle. Ständiger Regen und nicht gerade warme Temperaturen machen einen Besuch im Biergarten oder auf der Restaurantterrasse auch nicht wirklich angenehm. „Klar gibt es auch eine Überdachung, aber es ist dennoch kalt, das ist kein schönes Gasterlebnis. Es soll den ganzen Mai über regnen“, erklärt der Geschäftsführer. Die Regelung des Landes sei aber eine Perspektive und ein Schritt in die richtige Richtung.
Die Tante Mathilde und der Biergarten rôtbuche werden also erst öffnen, wenn auch die Innengastronomie wieder dabei ist. Das wäre im Vogelsberg frühestens ab dem 26. Mai möglich – sofern die Inzidenz weiterhin unter 100 bleibt. Doch auch an diesem besagten „Tag-X“ wird es noch keine Öffnung geben, sondern erst Anfang Juni, wie Heiser erklärt. „Wir wollen strategisch und gezielt vorgehen“, betont er – und dabei sei es einfach wichtig, dass die Inzidenzzahlen auch wirklich konstant bleiben. Denn sobald diese an drei aufeinanderfolgenden Tagen wieder die 100er Marke überschreiten, geht es zurück in die Bundes-Notbremse.
„Diese Gefahr haben wir im Hinterkopf“, sagt der Geschäftsführer. Deshalb werde man auch nicht gleich am Anfang 100 Prozent leisten und beispielsweise die Kühlhäuser bis oben hin füllen. Das Risiko, wieder schließen zu müssen, sei einfach da. Genau aus diesem Grund befürwortet Heiser auch die Regelungen mit den drei Tagen, also dass nicht sofort am ersten Tag über einer Inzidenz von 100 die Notbremse greift. „Da hat man dann einfach etwas Zeit, um reagieren zu können“, erklärt er.
„Froh, endlich wieder arbeiten zu dürfen“
Im Seehotel Michaela konnten an diesem Freitag wieder die erste Gäste auf der großen Terrasse begrüßt werden. „Wir haben wieder geöffnet“, freut sich Betriebsleitung Janina Volk. Seit 11.30 Uhr kann man wieder Getränke und Speisen auf der Terrasse vor der schönen Kulisse des Stausees genießen – und das bis Open End. Das ist übrigens auch der Plan für die nächsten Tage. „Wir haben keinen Ruhetag“ lächelt Volk. Natürlich müsse aber auch das Wetter mitspielen.
Lange haben Volk und ihr Team auf diesen Moment gewartet. „Wir sind wahnsinnig dankbar, wir können es gar nicht in Worte fassen. Wir sind froh, endlich wieder arbeiten zu dürfen“, freut sich die Betriebsleitung. Da das Wetter die vergangenen Tage so schlecht war, wurde die Öffnung der Außengastronomie von Montag auf diesen Freitag gelegt. „Wenn das Wetter jetzt die Tage wieder besser wird, das würde uns natürlich noch mehr freuen“, erzählt Volk.
Die Regelung, dass Hotelgäste im Gastro-Innenbereich Platz nehmen dürfen, die regulären Gäste jedoch nur im Außenbereich, sei für Janina Volk nicht ganz nachvollziehbar. „Es ist besser als nichts, aber ich will es nicht bewerten“, sagt sie. Die Voraussetzungen würden ihnen die Öffnung zwar erschweren, aber dennoch haben sie sich bewusst dafür entschieden. „Wir wollten den Menschen einfach die Möglichkeit geben, deswegen haben wir die Chance genutzt“, erklärt die Leitung.
Wie Volk erklärt, sei eine Reservierung nicht Pflicht – so könne man sich auch nach einem spontanen Spaziergang um den Stausee für einen Besuch auf der Terrasse entscheiden. Wichtig ist allerdings, dass man entweder genesen, doppelt geimpft oder negativ-getestet ist, so sind die Voraussetzungen. Diese werden nämlich am Eingang von der Empfangsdame kontrolliert, die ihnen auch die Plätze zuweist.
Sobald der Vogelsbergkreis die Stufe 2 erreicht, wird das Seehotel Michaela auch den Innenbereich des Restaurants öffnen. Dafür habe man sich bereits bestens vorbereitet, von Luftfiltergeräten bis hin zu den Desinfektionsmittelspendern. „Wir sind vorbereitet und sobald wir dürfen, werden wir sofort die Türen öffnen“, so Volk. Jetzt können aber zumindest schon mal bis zu 140 Gäste ihr Essen und ihre Getränke an der frischen Luft genießen.
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