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Kaufinteressenten stellen Pläne dem Wirtschaftsausschuss vorNordwest Handel plant neues Zentrallager im Industriegebiet „Weißer Weg“

ALSFELD (ls). 130.000 Quadratmeter groß soll die Fläche im neuen Industriegebiet sein, mindestens. In einer Anfangszeit soll dort eine etwa 50.000 Quadratmeter große Halle gebaut werden, die der neue Arbeitsplatz von bis zu 250 Mitarbeitern werden soll. Das neue Zentrallager des Großhandelverbands Nordwest Handel soll das neue Aushängeschild werden – und wenn es nach den Kaufinteressenten geht, dann soll all das bereits 2024 fertig sein.

Das geplante Industriegebiet „Am weißen Weg“ sorgte in den letzten Monaten immer mal wieder für Diskussionen. Auch im frisch konstituierten Wirtschaftsausschuss der Stadt Alsfeld war es Thema, allerdings mit einem anderen Fokus, wie Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule eingangs erklärte. „Das Gewerbegebiet beschäftigt die Stadt nun schon seit vielen Jahren, jetzt ist es bereit, spruchreif zu werden“, kündigte er an.

Gemeinsam mit dem Vogelsbergkreis habe man die Vermarktung des Gebiets in Angriff genommen – und nun wurde ein Kaufinteressent für einen größeren Teil der Fläche gefunden: Der Großhandelsverband Nordwest Handel, der sein Zentrallager von Gießen nach Alsfeld verlegen möchte, nach Möglichkeit schon in knapp drei Jahren. Das, und wie das Unternehmen sein logistisches Zentrallager plant, wurde am Dienstagabend der Stadtpolitik vorgestellt.

Vorstandsmitglied Jörg Simon stellte das derzeitige Zentrallager in Gießen vor, was mittlerweile zu klein für das Unternehmen sei.

„Seit über 100 Jahren ist Nordwest Handel nun schon am Markt“, erklärte Vorstandsmitglied Jörg Simon am Abend vor den Ausschussmitgliedern, seit 2016 ist der Firmensitz in Dortmund, das Zentrallager seit 2005 in Gießen. Dabei verstehe man sich als Art Großhandelsverband, der als Bindeglied und Partner für den Fachhandel fungiert – und dabei verschiedene Lösungen in den Bereichen Finanzierung, Lagerhaltung, Warenwirtschaft und Informationstechnologie, für Logistik, Risikoabsicherung, Kommunikation und Weiterbildung für Mitarbeiter bietet.

Über das Unternehmen

Nordwest beliefert insgesamt 1.125 Fachhandelspartner nach eigener Darstellung mit einem „diversifizierten Produktsortiment“, das in jedem gewerblichen Umfeld gebraucht wird – von der Großbaustelle bis zum hochspezialisierten metallverarbeitenden Betrieb. Die Kernaufgabe des Handelsverbundes ist die Unterstützung der Fachhandelspartner aus den Bereichen Stahl, Bau-Handwerk-Industrie sowie Sanitär- und Heizungstechnik.

Das erfolgt hauptsächlich durch die Bündelung der Einkaufsvolumina und der Übernahme der uneingeschränkten Delkrederehaftung – also eine Garantie, in der Zentralregulierung. Ferner wurde im Bereich der Finanzdienstleistungen das Factoringgeschäft als weitere Kernaufgabe nachhaltig etabliert. Neben der Warenbeschaffung und dem Factoring bietet das Unternehmen seinen Fachhandelspartnern umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Logistik, Finanzen, IT und Marketing/Vertrieb an.

„Warum Alsfeld? Als wir 2005 nach Gießen mit dem Lager sind, war die Immobilie riesig. Mittlerweile haben sich die Strukturen geändert und die einst riesige Immobilie ist mittlerweile zu klein“, erklärte Simon weiter. Aus diesem Grund habe man sich nach einem neuen Standort umgeschaut – und dabei das geplante Industriegebiet „Am weißen Weg“ ins Auge gefasst, oder jedenfalls einen Teil davon.

Auf einer Grundstücksfläche von 130.000 Quadratmetern soll in einer ersten Baustufe eine knapp 50.000 Quadratmeter große Halle entstehen, die man nach Bedarf nochmal um 10.000 Quadratmeter erweitern kann. In der Halle selbst soll neben einem Palettenlager, einem Blocklager, einem Kragarmlager ebenfalls ein automatisches Kleinteillager entstehen, sowie ein großer Warenausgangsbereich, der Platz für bis zu 11.500 Versandkartons und bis zu 1.000 Versandpaletten bietet. „Vor zwei Jahren haben wir uns dazu entschieden, in unserem Lager in Gießen auszuziehen und umzuziehen, weil dort nicht mehr alle Prozesse möglich sind“, sagte Simon.

Hier zu sehen: Der Teil des Geländes, der anvisiert ist. Im vorderen Teil des Industriegebiets seien derzeit noch landwirtschaftliche Flächen, wie Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule erklärte. Künftig sei hier ein Autohof denkbar.

Rückstaufläche für Lkw auf dem eigenen Gelände geplant

Auf dem neuen Außengelände sollen neben etwa 200 Parkplätzen für die Autos der Mitarbeiter außerdem Laderampen für Lkw und Rückstaufläche entstehen, die ebenfalls sanitäre Einrichtungen für die Fahrer bieten. Täglich sei dabei in der Anfangszeit etwa mit 35 Lkw zu rechnen sein, ab 2030 erhöhe sich die Anzahl der Lkw auf etwa 80 pro Tag und an Spitzentagen sogar bis zu 120. „Deshalb planen wir hier direkt mit eine Rückstaufläche auf unserem Gelände, sodass sich die Lkw nicht auf der Straße stauen und den Verkehr dort beeinflussen“, ergänzte der Logistik-Hauptbereichsleiter Bastian Wolfgarten. Auch eine ÖPNV-Anbindung an das Industriegebiet sei für das Unternehmen wünschenswert, um den Verkehr zu reduzieren.

„Wir würden hier gerne einen Standort erschaffen, der unser Aushängeschild wird“, erklärte Simon. Aus diesem Grund seien die Planungen hier mindestens für die nächsten 15 bis 20 Jahre angedacht, für die man sich binden wolle. Und das soll, wenn es nach den Plänen des Unternehmens geht, ziemlich schnell gehen. Noch in diesem Jahr wolle man den Bebauungsplan aufstellen und den Bauantrag stellen.

Die Bauphase soll 2022 beginnen und bis 2024 will das Unternehmen das Zentrallager von Gießen nach Alsfeld umgezogen haben. Ein ambitioniertes Ziel auf das man sich freue, wie Simon erklärte: „Den Standort in Gießen werden wir nicht behalten. Wir ziehen dann aus einem lebenden Lagerbetrieb in einen neuen um, das wird eine anspruchsvolle Aufgabe.“ Das Lager soll im hinteren Bereich des Industriegebiets entstehen, also nicht direkt an der Straße.

Bastian Wolfgarten zeigte den geplanten Innenausbau der Halle.

Betrieben werden soll das Zentrallager voraussichtlich von einem Dienstleister und nicht durch Nordwest direkt, das gelte es allerdings noch zu klären. Ähnlich laufe das derzeit in Gießen, wo das Zentrallager durch den Logistiker Rhenus betrieben werde. „Deshalb suchen wir hier für Alsfeld auch komplett neue Mitarbeiter und schaffen viele Arbeitsplätze, weil die meisten Mitarbeiter vermutlich in Gießen bleiben“, erklärt Wolfgarten. Dabei lege man vor allem Wert darauf einen Partner zu finden, der den künftigen Mitarbeitern attraktive Arbeitsplätze mit einer fairen Bezahlung unter Einhaltung der Tarifbindung biete.

„Wir wollen auf keinen Fall, dass jemand sagt ‚Amazon ist hier‘. Das ist nicht unser Anspruch und auch nicht unser Denken“, sagte Simon. Deshalb wolle man dafür sorgen, dass die Mitarbeiter vernünftig entlohnt werden und entsprechend motiviert werden. Zu Beginn in 2024 will das Unternehmen mit 200 Mitarbeitern starten, bis 2030 sollen die Arbeitsplätze auf 250 erhöht werden. Administrativ seien hier etwa 30 Mitarbeiter tätig, 220 Mitarbeiter operativ. Gearbeitet werden sollen 37,5 Stunden in der Woche in einer Fünf-Tage-Woche. Die Betriebszeit sei von 6 Uhr bis 22 Uhr.

Nachhaltigkeit und Energieeinsparungen seien eingeplant

Besonders der Faktor der Flächenversiegelung und der Umweltschutz hatten bei dem geplanten Industriegebiet in den vergangenen Monaten immer wider für Diskussionen zwischen Politik, Stadtverwaltung und Umwelt- und Naturschutzverbänden gesorgt.

„Das Thema Nachhaltigkeit und Umwelt spielt auch bei uns eine wichtige Rolle und das soll natürlich in die Planungen einbezogen werden“, versicherte Simon. Dabei sei besonders die Nutzung von regenerativen Energien von Interesse und auch die Betriebskosten sollen gering gehalten, Energie soll eingespart werden.

„Es ist nicht das Ziel der Stadt, mutwillig Natur zu vernichten“

Das sei schon bei der Gebäudeplanung bedacht, wo man besonders auf eine gute Dämmung und qualitativ hochwertiges Material setze. „Der Energieverbrauch soll durch gute Dämmstoffe reduziert werden“, ergänzt Wolfgarten. Durch den hohen Anteil an automatisierten Vorgängen und eine intelligente Steuerung der Fördertechnik soll der Energiebedarf zusätzlich gesenkt werden.

Auch die Nutzung von Windkraftenergie, die Installation von Photovoltaikanlagen oder aber Dachbegrünung oder die Nutzung von Geothermie-Anlagen seien denkbar. „Da gibt es noch einige Spielbälle, die möglich wären. Derzeit sind wir aber noch in der groben Planungsphase, wo man diesbezüglich noch nicht ganz ins Detail gegangen ist“, ergänzte Wolfgarten. Einem Austausch mit lokalen Umweltverbänden stehe man positiv gegenüber.

Diese Verkehrsbelastung ist eingeplant.

„Wir stehen, wie Sie sehen können, in den Startlöchern und brauchen nur noch Ihr Go“, sagte Simon. Ende des Jahres könne man in die Realisierungsphase starten und bereits im nächsten Jahr könnte der Bau beginnen – so jedenfalls ist es geplant. Zuerst muss allerdings das Stadtparlament einem möglichen Verkauf zustimmen.

12 Gedanken zu “Nordwest Handel plant neues Zentrallager im Industriegebiet „Weißer Weg“

  1. Endlich etwas größeres in Alsfeld. Ein guter Anfang.

    Hoffentlich wird das nicht durch die „Kleinkrämmerei“ zerredet.

    Ich finde es sehr gut, das ein Logistikunternehmen nach Alsfeld ziehen möchte.
    Jeder Arbeitsplatz, der in Alsfeld und Umgebung entsteht, ist wichtig!

    (Bessere Bundestrassen, mit Ortsumgehungen, hätten die Verkehrsbelastung in den Ortschaften deutlich entlastet.)

    2-gleisiger Ausbau der Vogelsbergbahn mit Direktverbindung in RM-Gebiet wäre ebenfalls sehr vorteilhaft.

    Alsfeld liegt doch sehr zentral in Europa, nutzt das doch aus mach aus Alsfeld nicht nur eine Modelstadt aus dem Mittelalter sondern auch ein Modelstadt der Zukunft. Ein Modelregion wo die Menschen gerne Wohnen, gerne bleiben, gerne die Freizeit verbringen und gerne hin ziehen.

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    1. Genau! Alsfeld ummodeln! Willkommen im Internationalen Verkehrsknotenpunkt mit angeschlossenem Großflughafen „Am weißen Weg“ mit vielen europäischen Zentrallagern für jeden Krimskrams. Modelstadt aus dem Mittelalter goes Fjutscher. Da wollen alle Fjutschis und Refjutschis „gerne Wohnen, gerne bleiben, gerne die Freizeit verbringen und gerne hin ziehen“. Und mich können alle mal gern haben.

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  2. Immer größer, immer mehr Schmutz durch LKW, immer Versprechungen die dann keiner einhält. Warum will jemand aus Gießen nach Alsfeld obwohl vor der Nase eine neue Autobahn gebaut wird? Außerdem ist die A5 nur zweispurig und sehr stauanfällig.
    Ist Alsfeld naiver und leichter zu überrumpeln?
    Auch wenn es jetzt noch keiner wahrhaben will die LKW Belastung in der Kernstadt Alsfeld wird noch viel mehr steigen.
    Viele werden „West“ abfahren und sich durch Alsfeld quälen und bei einer Umleitung alle Straßen verstopfen. Außerdem werden die LKW Fahrer die nicht mehr Fahren dürfen sich Plätze in Alsfeld, Altenburg, Eudorf und Eifa suchen. Und keiner soll glauben dass die Anzahl von 35, 80 ,120 LKW am Tag alles ist.
    Und wer es mal sehen will wie es dann im Umfeld aussieht der fährt mal ca. um 20:00 Uhr stadteinwärts ab „Distelmannkreisel“ rechts.
    Ein Beispiel ab „Bettenlager“ /“Hafu“ da zieht sich der LKW Lindwurm über die Karl-Brögerstr. dann links in die Liederbacherstr. bis Grünbergerstr. Alsfeld wird zum riesigen Rastplatz und weil die Stadt nichts unternimmt spricht sich das immer mehr unter den Fahrern herum.
    Dieses Industriegebiet braucht Alsfeld nicht und ein Logistikunternehmen schon gar nicht.

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  3. Die Region Alsfeld will doch ganz dringend die A49. Das sind die Nebenwirkungen. Mehr Verkehr für mehr Waren aus Fernost. Eher 30 Arbeitsplätze anstatt 250 wie in Mücke. Hohe Kosten und wenig Steuern für die Stadt. Die ambitionierten Menschen flüchten. Alsfeld büßt weiter Attraktivität ein. Der Alsfelder Hero Paule wird es schon richten. Ich habe selbst in einem Industriebetrieb gearbeitet und weiß, dass jedes Mittel Recht ist um Starthilfen und Subventionen zu erhalten. Aber es gibt bestimmt wie immer Menschen die alles besser wissen. Mir ist gleichgültig was aus Alsfeld wird. Dieses Städtchen hat soviel von seinem früheren Charme verloren. Mich zieht nichts mehr dorthin.

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  4. Die Ansiedlung eines Logistikunternehmens ist der schlimmstmögliche Fall. So viel Fläche soll versiegelt werden. Für was?
    Ein massives Artensterben und der Klimawandel sollten uns zu Generationen-Verantwortlichem Handeln bewegen. Ich habe Angst um eie Zukunft meine Kinder.

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  5. Wir brauchen eine Verkehrswende: Güter auf die Schiene statt auf die Straße!

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  6. Was ist mit dem Verkehr? Noch mehr LKW Verkehr von Alsfeld Richtung
    Bad Hersfeld? Da können sich die Dörfer auf noch mehr Verkehr einstellen!!

    Wo ist hier der Naturschutz? Was macht der BUND?

    Übernimmt die Stadt den fallenden Wert meiner Immobilie an der Bundesstraße?

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    1. Wer direkt an einer Bundesstraße wohnt, sollte an Lärm gewöhnt sein. Oder wohnen Sie selbst schön ruhig und vermieten die verkehrsgünstige Immobilie lieber an andere? Gegen den Wertverlust hilft die Errichtung einer Tankstelle oder einer Imbissbude für Trucker auf dem Grundstück.

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  7. Kaum hat sich der alte Hexenmeister Michael Riese um gute Arbeitsplätze in Alsfeld gegrämt (https://www.oberhessen-live.de/2021/05/04/was-kann-die-stadtpolitik-zu-besseren-beschaeftigungsbedingungen-beitragen/), wird der Plan der Firma Nordwest Handel ruchbar, im Gewerbegebiet „Am weißen Weg“ mit einer Riesen-Halle einen Standort zu „erschaffen“, der gar zum Aushängeschild des Unternehmens werden soll.
    Hat der alte Hexenmeister / sich doch einmal wegbegeben
    Und nun sollen seine Geister / Auch nach Paules Willen leben.
    Immerhin geht es um Arbeitsplätze für bis zu 250 Mitarbeiter. Ob die alle sozialversicherungspflichtig und zu Tariflöhnen beschäftigt sein werden, wird Herr Riese sicherlich noch investigativ klären. Neue Arbeitsplätze werden das aber wahrscheinlich nicht sein. Eher ist anzunehmen, dass die meisten Mitarbeiter vom alten Firmenstandort Gießen nach Alsfeld einpendeln werden.

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    1. Wenn der „alte Hexenmeister“ mich nicht auch und gerade in seiner Humorentfaltung an den späten Walter Ulbricht erinnern würde, könnte ich einen listigen Schabernack argwöhnen, mit dem das Rumpelstilzchen dem Alsfelder Bürgermeister in die Parade fährt. Man weiß doch, dass solche Logistik-Zentren nicht unbedingt hoch qualifizierte und bestens bezahlte Arbeitsplätze in die Region bringen. Da bleibt es nicht ohne Wirkung, wenn man kurz vor der Verkündigung der guten Nachricht noch einmal in Erinnerung ruft, woran der Vogelsberger Arbeitsmarkt vor allem krankt: Zu viel Niedriglohn, zu viel Teilzeitarbeit, zu viele geringfügig Beschäftigte, zu viele Branchen mit niedrigem Lohnniveau usw. Das ist nicht Wasser in den Wein, sondern P***e ans Bein. Aber so ist das in der Politik.

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