Islamische Gemeinde sammelt Ideen für den Ramadan: Wie kann man trotz Pandemie Gemeinsamkeit erleben?Was für Muslime in Alsfeld der Fastenmonat bedeutet
ALSFELD (ol). Am 13. April hat für die Muslime der Fastenmonat Ramadan begonnen. Ab da wird 30 Tage lang gefastet. Es gibt allein in Alsfeld zehn verschiedene muslimische Nationalitäten. Alle treffen sich in der Moschee in der Steinborngasse 23. Sie liegt in Alsfeld, nicht weit weg von dem berühmten Rathaus. Was für Muslime in Alsfeld der Fastenmonat bedeutet, das erklärt unter anderem Adem Maden, Vorsitzender der muslimischen Gemeinde in Alsfeld.
Corona macht auch in der Moschee nicht Halt. Auch hier ist man laut Pressemitteilung der islamischen Gemeinde an einem Ort, wo überall Regeln und Hinweise stehen, wo man sich registrieren muss, und wenn die Maske nicht richtig sitzt, wird man darauf aufmerksam gemacht. Jeder Gläubige muss auf dem vorgeschriebenen Platz seinen von Zuhause mitgebrachten Teppich auslegen. Die Eintragung in die Anwesenheitsliste ist auch Pflicht. Und natürlich muss sich jeder beim Eingang die Hände desinfizieren, auch beim Verlassen der wird noch einmal Desinfektionsmittel aufgesprüht. So bleibt die Wärme, die von der Moschee sonst ausgeht, auf der Strecke, auch die herzliche Umarmung nach dem Gebet ist Geschichte seit Corona.
Tatsächlich ist die Moschee viel kühler als sonst, weil die Fenster immer weit auf sind, damit der Raum gut gelüftet ist. Außerdem gibt es nur noch einen Gottesdienst, der auch nur noch halb so lang dauert wie gewohnt. Auch der Ramadan ist davon beeinflusst. Zu Beginn des Fastenmonats trafen sich alle Gläubigen in der Moschee, natürlich unter Einhaltung der Corona-Regeln, und der Gelehrte Hasan Erden erzählte über das religiöse Fasten:
Jedes Jahr fordert der Ramadan Millionen Muslime zum Fasten und Beten auf. Außerdem ist es der Monat mildtätiger Almosen. Es ist der Monat, in dem die Gläubigen in sich gehen und die Kinder lernen, wie die Nächstenliebe wahrlich sein sollte, nämlich in dem man Bedürftige mit Almosen beschenkt. Es ist auch der Monat mit verschiedenen Bräuchen und unterschiedlichen Gewohnheiten. Jedes Jahr beginnt er zehn Tage früher als im Vorjahr, weil der Ramadan nach dem Mondkalender berechnet wird.
Eine Zeit spiritueller Disziplin und Reinigung
In diesem Jahr hat der Ramadan am 13.April begonnen und endet am 13.Mai. Für Millionen Muslime weltweit ist der Ramadan eine Zeit spiritueller Disziplin und Reinigung. Lokale Traditionen prägen ihn ebenso wie heilige Rituale. Sobald sich der Neumond am Himmel zeigt, läuten die muslimischen Religionsgelehrten den Fastenmonat ein. Exakt jenen Zeitpunkt zu erfassen, an dem der Mond sich zeigt, ist eine der vornehmsten Aufgaben islamischer Naturgelehrter. Das Gebet ist zentraler Bestandteil des Ramadan. Er beginnt traditionell mit dem „Tarawih“-Gebet am Vorabend des heiligen Monats. Über dessen gesamten Verlauf nehmen die Muslime an den Gebeten in ihrer jeweiligen Moschee teil. Die Nachtgebete finden nach dem Abendessen in der Gemeinschaft in der Moschee in Alsfeld statt.
Der Ramadan ist auch ein Monat spiritueller Disziplin und Reinigung. Darum bilden die Lektüre und die Rezitation des Korans einen seiner zentralen Bestandteile. Nach muslimischer Lehre wurde der Koran dem Propheten Mohammed offenbart. In Alsfeld rezitieren die Gläubigen jeden Nachmittag eine Stunde aus dem Koran, die Besucher der Moschee folgen der Lesung und frischen somit ihr Wissen auf.
Zu den festen Ritualen, die im Islam für den Fastenmonat vorgesehen sind, gesellen sich zahlreiche lokale Traditionen. In Sarajevo etwa verkündet ein Kanonenschuss am Abend das Ende der täglichen Fastenzeit, wie Bruder Samir Fejzij aus Bosnien berichtet. Diesen Brauch kennt auch Bruder Muhammed aus Syrien. Der zwölfjährige Hamza aus der Schwarzmeerstadt Amasya (Türkei) erinnert sich, dass in seiner Stadt jeden Abend vor dem Essen eine Musikband auf dem Schloss für die Bewohner spielt – Tag für Tag bis zum Fest.
Ebenfalls aus der Türkei erzählt Bruder Dursun, dass täglich nachts um 4 Uhr zum Sahur-Essen (dem Frühstück vor dem täglichen Fastenbeginn) zwei Trommler durch das Dorf laufen und die Menschen zum Fastenbeginn aufwecken. Vor Häusern, in denen Kranke wohnen oder in denen es einen Trauerfall gab, steht als Zeichen dafür eine gelbe Tonne vor die Tür, damit auf sie Rücksicht genommen wird. Solche Trommler gibt es auch in Afghanistan, wirft Bruder Habibullah ein. Dort bekommen sie am Ende des Monats von den Bewohnern Geldgeschenke für ihr Bemühen.
Eine ältere türkische Dame, Frau Keskin aus Adana, berichtet, dass in ihrem Ort die Kinder für das erstmalige Fasten Geschenke bekommen, und Meryem Hotaman, die aus der türkischen Stadt Trabzon an der Schwarzmeerküste kommt, erzählt davon, dass bei ihr zuhause das Essen des Fastenbrechens auch an die Nachbarn weitergegeben wird, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Aus Bursa in der Türkei kommt der Jugendverantwortliche Hakan. Er weiß, dass bei ihm im Dorf alle das gleiche Essen machen, um den Fastenmonat auf diese Weise zu teilen.
Zu einem Fastentisch gehören Datteln, Früchtecocktail und Fladenbrot, das extra für den Ramadan gemacht wird. „Außerdem sind ein grüner Salat, Reis und Suppe Hauptbestandteile eines Fastenessens“, ergänzt Mediha Maden, die Frau des Vorsitzenden Adem Maden. Von einem Brauch aus seinem Ort Yozgat berichtet der Gelehrte Hasan Erden: Hier werden mehrere Häuser benannt. In jedem davon bewirtet ein Gastgeber zehn Gäste; diese wechseln sich danach von Haus zu Haus ab und besuchen gemeinsam die älteren Gastgeber.
Bräuche haben sich auch in Alsfeld entwickelt
Auch in Alsfeld haben sich in der islamischen Gemeinde viele schöne Bräuche entwickelt: Hatice Sarigül, die Frauen-Vorstandsvorsitzende berichtet davon, dass sich etwa fünf bis sechs Familien darauf einigen, an bestimmten Tagen das Fastenmahl vorzubereiten. Dazu laden sie dann ihre Freunde und Bekannte in die Moschee zu einem gemeinsamen Essen und Gebet ein. Alle hoffen, dass es nach der Pandemie wieder so sein kann, wie sie es kennen. Denn auch der kleine Hamza erzählt, dass für ihn das Schönste am Ramadan ist, wenn beim Ramadanfest die Kinder gemeinsam die Familien in Alsfeld besuchen und sie zum Fest beglückwünschen. Dann bekommen sie Geldgeschenke und damit wird dann für alle Kinder das Festmahl in der Moschee vorbereitet.
„Doch was können wir in diesen schwierigen Pandemiezeiten machen, um gemeinsam mit unseren deutschen Freunden und allen Muslimen den Ramadan zu feiern“, fragt Adem Maden in die Runde. Seine Frage geht an alle, die gute Ideen haben, Gemeinsamkeit trotz der Pandemie zu erleben. „Wer einen guten Vorschlag hat kann sich direkt bei uns melden“, so Maden, und er fügt hinzu: „Möge der Ramadan Monat der Menschheit Gutes bringen.“
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