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"Man soll gehen, wenn es am schönsten ist"Keine neue Amtszeit für Bott als Gemündener Bürgermeister

GEMÜNDEN (akr). 2004 nahm Lothar Bott auf dem Chefsessel im Gemündener Rathaus Platz. Nach drei Amtsperioden wird am 30. April 2022 ein neuer Rathauschef diesen Platz übernehmen, denn Bott wird nach 18 Jahren nicht erneut für das Amt des Bürgermeisters kandidieren – das gab er in einer Pressekonferenz bekannt.

Nein, es war kein Aprilscherz, als Gemündens Rathauschef Lothar Bott am Donnerstag in einer Pressekonferenz bekannt gab, dass er nicht erneut für das Bürgermeisteramt antreten wird. „Es war für viele sicher absehbar“, erklärte Bott, denn im Jahr 2019 erkrankte der 57-Jährige schwer, konnte sein Amt lange Zeit nicht ausführen. Jetzt gehe es ihm wieder besser, aber weitere sechs Jahre als Bürgermeister zu arbeiten, das sei ihm zu riskant. Zwar sei das Leben derzeit durch Corona etwas ruhiger geworden, doch irgendwann werde auch diese Zeit vorüber sein – „und dann beginnt auch wieder der ganz normale Wahnsinn, den das Amt des Bürgermeisters so mit sich bringt“, lächelte er.

Am 30. April 2022 endet seine dritte Amtszeit und schon am 26. September dieses Jahres soll, zeitgleich zur Bundestagswahl, ein neuer Rathauschef für Gemünden gewählt werden. Auf diesen Termin einigte sich Anfang Februar die Gemeindevertretung. In einem Jahr heißt es für Bott also Abschied nehmen, Abschied von einer Gemeinde, in der es zu Beginn seiner Amtszeit einige „Gräben in der Bevölkerung“ gab, die sich aber zum Glück gelegt haben. „Wir haben in der Gemeindevertretung jetzt ein sehr kollegiales Verhältnis.“

Bürgermeister Lothar Bott gab in einer Pressekonferenz bekannt, dass er nicht erneut für das Amt des Bürgermeisters kandidieren wird. Foto: akr

Zwar habe er keine 42 Jahre geschafft, wie Deutschlands einst dienstältester hauptamtlicher Bürgermeister Ulrich Künz, doch für ihn seien auch 18 Jahre eine „ordentliche Amtszeit“ und man müsse eben auch gesund bleiben. „Ich werde dann 58 Jahre alt sein, meine Tochter wird bald heiraten und wer weiß, vielleicht wird es irgendwann dann auch Enkel geben“, blickte Bott schmunzelnd in die Zukunft. Wenn seine Amtszeit im April nächsten Jahres enden wird, dann habe er fast 40 Dienstjahre hinter sich, denn 1982 schloss er sein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt ab. Bevor er vor 17 Jahren im Chefsessel des Gemündener Rathauses Platz nahm, arbeitete er von 1993 bis 2004 als Hauptamtsleiter bei der Stadt Herbstein, seiner Heimat – und genau in diese Heimat wird es für ihn dann auch wieder zurückgehen.

Nicht nur Beruf, sondern Berufung

„Man sollte gehen, wenn es am schönsten ist und nicht erst dann, wenn man vom Hof gejagt wird“, sagt er schmunzelnd. Für ihn sei das Amt des Bürgermeisters nicht einfach nur ein Beruf, sondern eine Berufung. „Ich habe es mit den Menschen vor Ort zu tun, ich bin nah dran.“ Genau deshalb sei er auch 2004 zur Wahl angetreten: „Ich wollte aktiv etwas mitgestalten.“ Auch wenn Bott nur noch ein Jahr im Amt sein wird, gibt es seiner Meinung nach in der Gemeinde noch einiges zu tun, beispielsweise der An- und Umbau des Kindergartens, der Umbau der Bahnhofsstraße oder die Abwasserversorgung. Die Füße nun hochlegen, das kommt für ihn nicht in Frage – zumindest nicht, solange er noch Bürgermeister ist.

Angst, bald nichts mehr zu tun zu haben, hat er nicht. „Ich werde sehen, was die Zukunft so bringt, langweilig wird es mir aber nicht werden.“ Ganz aus der Politik zurückziehen wird Bott sich nicht, denn er wird noch für die Freien Wähler im Vogelsberger Kreistag sitzen. „Ich habe früher auch gerne gelesen, was dann einfach zu kurz gekommen ist. Ich werde mich dann auch sicherlich den Büchern widmen, die derzeit noch ungelesen im Regal stehen“, sagt der 57-Jährige.

Doch wie sieht es in Sachen Nachfolge aus? Einen potentiellen Anwärter gibt es laut Bott derzeit keinen. „Die Fraktionen werden sich Gedanken machen müssen“, sagt er. Seinem künftigen Nachfolger oder Nachfolgerin könne er aber eines schon jetzt versprechen: „Es ist eine hochreizvolle Aufgabe.“

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