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Gespräch mit Mathias Köhl - Rückblick auf das vergangene JahrFinanzielle Probleme durch Corona: Versorgt die Alsfelder Tafel mehr Bedürftige?

ALSFELD (akr). Ein Jahr ist es mittlerweile her, dass in Deutschland der erste Corona-Lockdown in Kraft trat. Viele Menschen beziehen seither Kurzarbeitergeld, viele Minijobs fallen gänzlich weg. Manche Tafeln in Deutschland berichten, dass sie durch die Pandemie nun mehr Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Wie sieht es bei der Alsfelder Tafel aus? Spürt sie einen Zuwachs an Kunden? Und wie war für sie eigentlich das vergangene Jahr? Oberhessen-live hat mit dem ersten Vorsitzenden Mathias Köhl gesprochen.

Die Corona-Krise hat viele Menschen in finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Während einige Tafeln in Deutschland berichten, dass sie durch die Pandemie nun mehr Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen, sieht das bei der Alsfelder Tafel anders aus. „Es kommen nicht mehr, es hat eher abgenommen“, erzählt der erste Vorsitzende Mathias Köhl. Woran das liege, könne Köhl nicht sagen. Vielleicht läge es daran, dass einige Angst hätten, sich mit dem Virus anzustecken, vielleicht hätten auch einige Menschen einfach Arbeit gefunden oder würden das Angebot der Tafel nicht mehr in Anspruch nehmen wollen.

So waren es im Juli vergangenen Jahres noch rund 550 bedürftige Menschen pro Woche, davon 140 Kinder, die von der Tafel mit Lebensmittel versorgt werden. „Jetzt im März sind es nur noch 440 Personen, davon 133 Kinder unter 14 Jahren“, erklärt Köhl. Mit Blick auf die Pandemie erzählt er, dass sich für die Alsfelder Tafel sonst aber nicht wirklich etwas verändert hätte. Hohe Hygienevorschriften habe es schon immer gegeben, jetzt trage man zusätzlich noch Maske und halte Abstand zueinander. „Für uns war das keine große Umstellung, denn Hygienevorschriften hatten wir ja vor der Pandemie auch schon oder auch die Terminvergabe“, so der erste Vorsitzende.

Kleiner Rückblick auf das vergangene Jahr

Einfach war das vergangene Jahr aber dennoch nicht. Gerade zu Beginn der Pandemie herrschte Verunsicherung, so wie es sicherlich bei einem Großteil der Menschen der Fall war. Hinzu kam, dass viele der ehrenamtliche Helfer der Alsfelder Tafel im fortgeschrittenen Alter sind und somit zur Risikogruppe gehören. Schweren Herzens entschied sich Köhl im März 2020 die Ausgabe der Tafel vorerst zu schließen, um seine Mitarbeiter zu schützen. Damit war die Alsfelder Tafel aber nicht allein. Viele Tafeln in Deutschland mussten wegen der Corona-Krise ihren Betrieb einstellen.

„Das darf nicht sein, dagegen müssen wir etwas tun“, war Frank Galfe überzeugt, als er mitbekam, dass die Alsfelder Tafel vorerst ihre Pforten schließen muss. Aus diesem Grund hatte das Team von Campus…bei Galfes eine Gutschein-Aktion ins Leben gerufen, um die örtliche Tafel zu unterstützen. Die Campus-Kunden kauften fleißig Gutscheine und durch ihre Solidarität konnte dann ermöglicht werden, dass zwei Ausgaben am Güterbahnhof stattfinden konnten, eine dritte Ausgabe konnte durch eine private Spendenaktion gesichert werden. „Das waren super Aktionen und eine schöne Brücke für die Zeit der Schließung“, blickt Köhl dankbar zurück. Sein Dank gilt aber auch allen anderen Menschen, über deren Unterstützung und Spenden sich die Tafel freuen durfte.

160 Lebensmitteltüten konnten bei der ersten Ausgabe der Gutschein-Aktion verteilt werden.

Am 3. Mai, als sich die ganze Corona-Situation wieder langsam gelockert hatte, nahm die Alsfelder Tafel ihren Betrieb wieder auf, ehe sie Anfang Juni ihre neue Heimat in der Pfarrer-Happel-Straße bezog. „Durch den Umzug in größere Räumlichkeiten konnten wir zum Glück entschleunigen. Wären wir am alten Standort geblieben, wäre es für unsere Mitarbeiter anstrengender gewesen“, erklärt Köhl. Abstandhalten auf engsten Raum, das hätte schon alles mehr Zeit gekostet. Jetzt in den neuen Räumlichkeiten sei das überhaupt kein Problem mehr.

Dankbar für das Engagement der Ehrenamtlichen

Während sich auch gerade zu Beginn der Pandemie die Hamsterkäufe bei vielen Tafeln bemerkbar machten, blieb die Alsfelder Tafel davon verschont. „Wir konnten zwar nicht so viele Nudeln oder Reis verteilen, wie zuvor, aber wir hatten zum Glück immer von allem genug da“, erzählt er. Man habe keine Lebensmittel zukaufen müssen, es habe immer genug Lebensmittelspenden gegeben.

Mit der Zeit habe sich auch die anfängliche Unsicherheit gelegt. „Wir haben gelernt, mit der Situation umzugehen, mit einem gewissen, ordentlichen Kalkül. Nicht panisch, aber auch nicht verharmlosend“, erzählt Köhl. Dass die Tafel bis auf die Schließung im März ihre Ausgabe aufrechterhalten konnte, sei vor allem den Mitarbeitern zu verdanken. „Dafür sind wir sehr dankbar“, betont er, denn ohne das Engagement der ehrenamtlichen Helfer wäre das undenkbar gewesen. Auch in Zeiten der Pandemie sei auf sie Verlass gewesen und das obwohl der Großteil der Ehrenamtlichen zur Risikogruppe gehört, sozusagen die ganze Zeit über ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt hat. „Ohne sie hätte das alles nicht funktioniert.“

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