Vorerst letzte Sitzung des Seniorenbeirats – Dr. Wranze-Bielefeld referiertÜber das Virus und die Vorteile der Schutzimpfung
LAUTERBACH (ol). Die Tische stehen im großen Rund verteilt in der Lauterbacher Adolf-Spieß-Halle, die Fenster und Türen sind offen, mit viel Abstand haben sich die Mitglieder des Kreisseniorenbeirats ihren Platz gesucht. Unter strengen Hygieneauflagen tagt der Kreis-Seniorenbeirat. Referent an diesem Nachmittag ist Dr. Erich Wranze-Bielefeld. Er ist ärztlicher Leiter des Impfzentrums des Vogelsbergkreises und informiert zur CoViD-Erkrankung sowie zu den Vorteilen der Schutzimpfung.
Zu Beginn berichtet Dr. Liller von einer kurzen Umfrage unter den Seniorenbeiratsmitgliedern zur Lage in der Corona-Pandemie. Viel Verständnis, aber auch Angst um die Familie sowie der Wunsch nach mehr Normalität seien vielfach genannt worden. Auf Bundes- und Länderebene seien teilweise keine einheitlichen Informationen zur Verfügung gestellt worden – nicht nur für Seniorinnen und Senioren eine schwierige Situation, heißt es in der Pressemitteilung des Vogelsbergkreises.
„Seit ziemlich genau einem Jahr bestimmt die Corona-Pandemie unseren Alltag. In den vergangenen Monaten hatten wir teilweise sehr hohe Fallzahlen – in vielen Alten- und Pflegeinrichtungen kam es zu Corona-Ausbrüchen“, sagt der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak. Aktuell seien die Belegungszahlen in den Krankenhäusern der Region rückläufig, „und mit den Impfungen in den Altenheimen sind wir in den kommenden Wochen mit der Zweitimpfung durch.“ Auch die Anzahl der Impfungen für weitere Prio-Gruppen im Impfzentrum steige kontinuierlich. „Mit Mut und Optimismus kommen wir aus dieser angespannten Situation heraus“, sagt der Gesundheitsdezernent.
Im Anschluss erläutert Dr. Erich Wranze-Bielefeld Eckpunkte zur CoViD-Erkrankung und der Schutzimpfung. Warum die Erkrankung immer wieder unterschiedlich schwere Verläufe nehme, sei noch nicht abschließend geklärt. „Was wir wissen ist, dass ältere Mitmenschen auffällig oft betroffen sind und auch immer wieder intensivmedizinisch versorgt werden müssen“, sagt der Mediziner. Allerdings seien die Übertragungswege gut erforscht: „Man kann davon ausgehen, dass Aerosole – also Tröpfchen in der Luft – für viele Ansteckungen verantwortlich sind. Deshalb schützen Abstand und FFP-2-Masken sehr gut“, sagt Wranze-Bielefeld.
Die meisten Erkrankungen seien zu Hause behandelbar, „allerdings werden etwa zehn Prozent der Erkrankungen hospitalisiert. Wiederum zehn Prozent davon müssen auch intensivmedizinisch behandelt werden.“ Auch vor den teilweise langwierigen Folgen einer Erkrankung könne eine Impfung schützen. Wer die Reihenfolge dafür festlegt? „Das regelt die Corona-Impfverordnung des Bundes, die Priorisierungsgruppen ausweist. In der Höchsten Prio-Gruppe sind beispielsweise die über 80-Jährigen, Personal von CoViD-Stationen oder Notaufnahmen. in der Prio-Gruppe II kommen nun beispielsweise die über 70-Jährigen, Menschen mit Organtransplantationen, Lehrer, Erzieher oder Polizisten an die Reihe“, führt der ärztliche Leiter des Impfzentrums aus.
„Aktuell haben wir im Vogelsbergkreis drei Impfstoffe zur Verfügung. Die mRNA-Stoffe von Biontech und Moderna sowie den Vektorimpfstoff von AstraZeneca. Für den letztgenannten zeigen aktuelle Studien eine ähnlich hohe Wirksamkeit – auch bei älteren Menschen. Die Qualität der Nebenwirkungen der Impfung ist im Prinzip gleich – lediglich die Quantität etwas höher“, sagt der Mediziner. Aus medizinischer Sicht sei eine Impfung sehr zu empfehlen, auch um durch die Herdenimmunität sich selbst und seine Mitmenschen zu schützen, führt Dr. Wranze-Bielefeld bei seinem Vortrag anlässlich der in dieser Legislaturperiode letzten Sitzung des Seniorenbeirates aus.
Mit dem Ende des ersten Quartals 2021 endet die Amtszeit des Seniorenbeirats. „Auch im Namen von Landrat Manfred Görig darf ich Ihnen für Ihre wichtige Arbeit in diesem Gremium danken“, sagt der Erste Kreisbeigeordnete. „Ganz besonders Herrn Dr. Liller und der Seniorenbeauftragten und Kreisausschussmitglied Rosemarie Müller.“
„Die Tische stehen im großen Rund verteilt in der Lauterbacher Adolf-Spieß-Halle, die Fenster und Türen sind offen…“ Da kann man nur hoffen, dass die gewählten, bestimmten und entsandten „Mitglieder“ aus den 19 Städten und Gemeinden des Landkreises, die oft selbst gar keinen örtlichen Seniorenbeirat besitzen und deren Repräsentanten auf dementsprechend höchst variantenreiche Weise zu ihrem Sitz im Kreis-Seniorenbeirat gekommen sind, sich nicht so leicht erkälten.
Schade, dass Referent Dr. Wranze-Bielefeld nicht die Gelegenheit genutzt hat, seine (frühere) Auffassung vom Kreis-Prominenten-Impfen auch vor den Hochbetagten-Vertretern noch einmal schlüssig darzulegen. Dass er deren Reaktionen nicht hätte fürchten müssen, dafür sorgte immerhin die große Zahl von „Aufpassern“ aus der Behörde: Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak (CDU), Seniorenbeauftragte Rosemarie Müller (CDU), Heike Bohl und Oliver Sander vom Landrats- und Kreistagsbüro… Keine Bodyguards oder Personenschützer?
Für ein hermetisches Klima im Gegensatz zum zugigen Raumklima sorgte ja dann immerhin der Bericht des Kreisseniorenbeiratsvorsitzenden (gäbe beim Seniorenheim-Scrabble viele Punkte!) Dr. Liller über eine „kurze Umfrage“ unter den Seniorenbeiratsmitgliedern zur Lage in der Corona-Pandemie. Ja, in unsicheren Zeiten befragt man am besten die Repräsentanten und nicht die Repräsentierten. Da bricht – bis auf Masseninfektionen im Seniorenheim – auch so leicht niemand aus.