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Grüne Vogelsberg: Sozialpolitik im Kreis mehr in den Fokus rückenBezahlbarer Wohnraum, Mobilität auch ohne Auto und eine Digitalisierung, die auch bei allen ankommt

VOGELSBERG (ol). Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen im Vogelsberg hat sich mit den Zielen für eine gute Sozialpolitik im Kreis beschäftigt und sieht als Ergebnis drei Punkte als besonders wichtig für die nächsten Jahre an: Bezahlbarer Wohnraum, Mobilität auch ohne eigenes Auto und eine Digitalisierung, die auch bei allen Schülern und Senioren ankomme.

In der Pressemitteilung der Vogelsberger Grünen heißt es: Wohnraum muss auch im Vogelsberg bezahlbar bleiben. Es dürfe nicht sein, dass immer mehr Menschen mit geringem Einkommen oder Hartz IV-Bezieher aus den Städten in die Dörfer verdrängt werden, weil dort die Mieten billiger sind.

Sozialer Wohnungsbau sei auch in einem ländlich geprägten Kreis ein wichtiges Thema, so die Kreis-Grünen. „Ähnlich wie im Kreis Gießen sollte der Vogelsbergkreis zusammen mit den Kommunen eine Gesellschaft zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus gründen“, fordert die Spitzenkandidatin der Grünen, Gabriele Szepanski und ergänzt: „Regionale Bedarfsermittlung soll in eine Sozialplanung eingehen, die kulturelle Vielfalt und ein solidarisches Miteinander fördert und der Entstehung von sozialen Brennpunkten entgegenwirkt.“

Mobilität sei gerade im ländlichen Raum ein Dauerthema. Menschen ohne Auto, darunter viele ältere oder Menschen mit Behinderungen, seien auf ein gut funktionierendes öffentliches Nahverkehrssystem angewiesen. Die Grünen fordern eine taktgenauere Anbindung von Buslinien an die Vogelsbergbahn, eine Anschlussgarantie und den weiteren Ausbau des flexiblen Busverkehrs auf Abruf.

Bahnhöfe und Haltestellen müssten sicher und komfortabel ausgestattet werden. „Wenn wir wollen, dass der ländliche Raum attraktiv ist, muss weiter in die Infrastruktur, das heißt auch in den ÖPNV, investiert werden, auch auf die Gefahr hin, dass die öffentliche Hand hier weiter bezuschussen muss“, so Cornelia Bothe, Kandidatin der Grünen für den Kreistag. „Bürgerschaftliche Initiativen wie Nachbarschaftshilfen und Fahrdienste sind sehr zu begrüßen und sollten auf jede erdenkliche Weise unterstützt werden. Sie dürfen aber nicht als Vorwand dienen, die öffentliche Infrastruktur auszudünnen.“

Die Digitalisierung gehe im Vogelsberg nicht so schnell voran, wie es bei der Gründung der BIGO geplant gewesen sei. Aus diesem Grund sei der ländliche Raum für Unternehmen weniger attraktiv. Es sei deshalb richtig, dass die Kreispolitik sich so lange hinter die Ausstattung mit Glasfaser klemmt, „bis auch der hinterste Aussiedlerhof angeschlossen ist“. Damit sei es aber nicht genug: Gerade in Corona-Zeiten müssten alle Familien mit Endgeräten wie Tablets oder Laptops ausgestattet werden und bräuchten auch eine Schulung, wie man mit diesen Geräten umgeht.

Auch Senioren sollten laut Grüne entsprechend geschult werden, um den Anschluss an die Zeit und die Gesellschaft zu behalten. Hier könne die VHS eine wichtige Rolle übernehmen, wobei entsprechende Angebote möglichst wohnortnah etabliert werden sollten. Beispielhaft sei hier ein Schulprojekt in Homberg Ohm genannt, bei dem Schüler Senioren unterrichtet haben. „Der Vogelsbergkreis sollte sich auch als ein Dienstleister verstehen, der, wo es nötig ist, zu seinen Bürgern hingeht, und nicht nur wartet, dass sie ins Amt kommen“, so Szepanski und Bothe. So könne erreicht werden, dass niemand abgehängt wird.

7 Gedanken zu “Bezahlbarer Wohnraum, Mobilität auch ohne Auto und eine Digitalisierung, die auch bei allen ankommt

  1. Und wieder wird irgendwas in den Fokus gerückt. Vielleicht kürt OL ja mal die abgedroschenste Wahlkampfphrase des Jahres. Da hätten alle Parteiverlautbarungen mit der Formulierung „in den Fokus rücken/nehmen/stellen/legen usw.“ beste Siegchancen. Der Fokus ist das neue „Schwarze Loch“, das gnadenlos jeden originellen Gedanken ansaugt und verschluckt. Jetzt also haben die Kreisgrünen entdeckt, dass ja die Sozialpolitik oder genauer die „Ziele für eine gute Sozialpolitik im Kreis“ unbedingt in den Fokus gehören. Schluppdiwupp – schon hat das Schwarze Loch sie inhaliert.
    Die Kunst besteht jetzt darin, auf alle möglichen Gemeinplätze scharf zu stellen, die sich mit Sozialpolitik verbinden lassen. Gute Sozialpolitik ist, wenn… Und man kann immer nur sagen: Ja, ja, ja, ja, ja! Aber sage doch mal endlich einer, was jetzt von den vielen vertanen Chancen der letzten zwanzig Jahre, gute Sozialpolitik zu machen, nicht „ein wichtiger Punkt“ ist, sondern konkret in Angriff genommen werden soll.
    Bezahlbarer Wohnraum. Ein wichtiger Punkt. Ja und jetzt? Punkt oder Doppelpunkt?
    „Wohnraum muss auch im Vogelsberg bezahlbar bleiben. Es dürfe nicht sein, dass immer mehr Menschen mit geringem Einkommen oder Hartz IV-Bezieher aus den Städten in die Dörfer verdrängt werden, weil dort die Mieten billiger sind.“
    Äh, wie jetzt? Der Vogelsberg ist doch eine ländlich strukturierte Region. Lauter Dörfer, kaum Städte. In den Dörfern ist der Wohnraum relativ bezahlbar und soll das auch bleiben. Aber die Menschen mit geringem Einkommen, die diesen Wohnraum nachfragen könnten, sollen nicht aus den Städten verdrängt werden, obwohl sie sich die Wohnungen dort nicht mehr leisten können? Warum fordert man dann nicht, den Wohnraum in den Städten so billig zu machen wie in den Dörfern? Dann könnten die „Menschen mit geringem Einkommen oder Hartz IV-Bezieher“ einfach in den Städten bleiben. Und die Sache mit dem bezahlbaren Wohnraum im Vogelsberg hätte sich erledigt. Man weiß einfach nicht, was die Grünen jetzt genau wollen.
    Und jetzt die „Menschen ohne Auto, darunter viele Ältere oder Menschen mit Behinderungen“, die „auf ein gut funktionierendes öffentliches Nahverkehrssystem angewiesen“ sind. Das sich für die wenigen Älteren aber nicht rechnet und auch nicht rechnen würde, wenn es „eine taktgenauere Anbindung von Buslinien an die Vogelsbergbahn und eine Anschlussgarantie“ gäbe. Denn wohin sollen die Älteren denn dann mit der Vogelsbergbahn fahren? Die wollen doch nur zum Arzt oder zum Einkaufen. Der „weitere Ausbau des flexiblen Busverkehrs auf Abruf“ nützt da auch nichts. Ältere brauchen einen Fahrdienst von Tür zu Tür und jemanden, der die Einkaufstaschen ins Haus trägt. Zu aufwändig für den flexiblen Busverkehr auf Abruf. „Bürgerschaftliche Initiativen wie Nachbarschaftshilfen und Fahrdienste sind sehr zu begrüßen und sollten auf jede erdenkliche Weise unterstützt werden. Sie dürfen aber nicht als Vorwand dienen, die öffentliche Infrastruktur auszudünnen.“ Machen wir doch einfach das mit den Fahrdiensten. Und die leeren Busse, die außerhalb der Schülerbeförderungszeiten über die Dörfer zuckeln, spart man ein.
    Und dann das Ding mit der Digitalisierung. Die alten Leute sollen nicht den Anschluss verlieren und im Umgang mit der Technik geschult werden. Einverstanden. Aber dann können die Senioren doch die digitalisierte Verwaltung nutzen und der Vogelsbergkreis muss keine Hausbesuche als „Dienstleister“ machen.
    Lauter wirres Zeug. Nichts passt zusammen.

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    1. …durch den Zuzug der Städter in die Vogelsberg-Dörfer die Mieten dort derart ansteigen würden, dass die Vogelsberger sich diese Mieten nicht mehr leisten können? Dann liefe die Verdrängung rückwärts: Erst werden die Bewohner der urbanen Zentren mit mittleren Einkommen aus ihren Stadtwohnungen vertrieben, dann die wenig verdienenden Vogelsberger aus ihren Dörfern… Und dann?
      Dann ziehen die verdrängten Vogelsberger Mieter als Obdachlose nach Frankfurt & Co und schlafen dort unter Brücken und in Hauseingängen. So bekommt jeder, was er verdient. Bis auf den, der nichts verdient.

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      1. @Waswaerewenn-
        Haben Sie sich bereits Gedanken darüber gemacht, warum die Marsoberfläche derzeit so sorgfältig gleich von mehreren Nationen erkundet wird ?
        Finden Sie sich damit ab, dass die Neue Heimat ( zu erschwinglichen Preisen ) dort schon auf Sie wartet.

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      2. …dass sich Normalverdiener nicht mal mehr in den Dörfern der entlegenen hessischen Provinz noch Häuschen oder Eigentumswohnung leisten können. Siehe hierzu den Beitrag von MEX (HR3) vom heutigen Abend: „Wohnungsnot – wie teuer Immobilien auf dem Land geworden sind“, https://www.hr-fernsehen.de/sendungen-a-z/mex/sendungen/mex-das-marktmagazin-vom-10032021,sendung-113100.html). Paradox: Gerade die niedrigen Zinsen treiben die Preise, denn Großinvestoren kaufen wegen der günstigen Finanzierung bei gestiegenen Renditen den Immobilienmarkt leer. Günstige Angebote gehen unter der Hand weg und kommen gar nicht erst auf den Markt.
        Gleichzeitig spaltet Corona unsere Gesellschaft immer stärker in Arm und Reich:
        (1) https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/datenreport-corona-soziale-ungleichheit-100.html
        (2) https://www.die-wirtschaftszeitung.de/aktuelles/__trashed/

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      3. @ Der Satiriker | 10.03.2021 um 9:41 Uhr
        An anderen Kommentaren können Sie ablesen, dass der Preisanstieg im Immobilienbereich die ländlichen Regionen längst erreicht hat. Und es ist ja wohl nahe liegend, sich mit den Konsequenzen dieser Entwicklung hier sachlich auseinander zu setzen. Ihr Troll-Gewäsch von der neuen Heimat zu erschwinglichen Preisen auf dem Mars ist demgegenüber verzichtbar. Satire zielt immer auf gesellschaftliche Realitäten und anzustrebende Veränderungen. Sie versuchen nur „witzig“ zu sein, indem Sie Absurditäten in die Welt setzen. Mit Satire hat das nichts zu tun.

    2. Es mag sein, dass die Verteuerung des Wohnens vielfältige Ursachen hat. Bei den Gewerbemieten ist es oft genug die reine Gier der Immobilienbesitzer, die sich mittels überhöhter Mietforderungen zu stillen Teilhabern der Gewerbetreibenden machen. Im Wohnungsbau kommt alles zusammen, was staatlicherseits falsch gemacht werden kann: Umständliche Genehmigungsbürokratie, unübersichtliches Baurecht, unsinnige Denkmalschutz- und Umweltauflagen, falsche Bedarfsplanung, kurzsichtige Wohnungsbaupolitik, Blindheit gegenüber den Rechten und Bedürfnissen derer, die nur wenig Geld zur Verfügung haben, Gesetzeslücken, die zwar bekannt sind, aber im Interesse der Besitzenden nicht geschlossen werden, politische Korruption und sog. „Wirtschaftsfreundlichkeit“.
      „Der Bürger“ zählt überhaupt nichts beim Monopoly. Er spielt mit einem Würfel, die anderen mit zweien. Grundsätzlich geht er nicht über Los und zieht auch kein frisches Geld ein. Dafür warten auf ihn die beschissensten Ereigniskarten.
      Für eine Normal-Verdiener-Familie ist das eigene Häuschen oder die schicke Eigentumswohnung längst unerreichbar geworden. Mag das Bauland auf dem Lande noch günstig sein. Ein neues Haus ohne Grund kostet für sich schon ein Vermögen, das auch bei Niedrigzins nicht mehr abbezahlt werden kann.
      Die Politik lockt mit Hilfen wie Baukindergeld, die vorn und hinten nicht reichen. Gleichzeitig bleibt man in den Rathäusern untätig, wenn ganze Wohnviertel verslumen und die Araberclans die Herrschaft an sich reißen.

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  2. Liebe Grüne,

    Recht habt ihr, wir wollen die Frankfurter Hartz-IV-Bezieher hier nicht auch noch, davon haben wir hier selbst genug. Also sorgt dafür, dass Wohnraum in Frankfurt bezahlbar bleibt.

    Ansonsten wieder phantastische Vorschläge, was Staat und Kreis alles tun müssen, damit diese oder jene Gruppe nicht „abgehängt“ wird.

    Der Vb-Kreis ist nun mal ein Flächenkreis. Da wird es schwer bzw. dauert lange, bis auch der letzte Aussiedlerhof an das Glasfasernetz angeschlossen ist. Vielleicht tut es ja auch erstmal eine Funkverbindung.
    Nahezu abenteurlich sind aber immer eure Pläne von den perfekten ÖPNV-Anschlüssen an die Vogelsbergbahn mit dem flexiblen Busverkehr auf Abruf.
    Und wenn keiner abruft? oder nur einer ? Wer soll das alles bezahlen?

    Und immer die Forderungen nach einem besser ausgebauten Schienen und Busnetz.
    Aber auch hier gilt, wer bezahlts und wer soll die leeren Busse nachts im Vogelsbergkreis fahre? Man findet heute kaum noch Busfahre, weil die so tolle Arbeitszeiten und Entlohnung haben.

    Macht doch den Kreis zu einem Modellprojekt für autonom fahrende Abrufbusse oder vom Rentner oder Schüler per Händi gesteuert. ÖPNV und Digitalisierung in einem!

    Phantastisch!

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