
Neuer Gesprächstermin im August angesetztVerhandlungen über Kamax-Schließung gehen weiter
ALSFELD/HOMBERG (jal). Die Verhandlungen der Arbeitnehmer mit den Verantwortlichen des Autozulieferers Kamax über eine mögliche Schließung des Alsfelder Werks gehen weiter. Aus Sicht der IG Metall gab es bei einer Gesprächsrunde am Dienstag keine nennenswerten Ergebnisse. Das nächste Treffen soll im August stattfinden.
„Es gab keine Annäherungen“, sagte Stefan Sachs, Chef der IG Metall Mittelhessen, zu Oberhessen-live. Der Versuch, an der einen oder anderen Stelle Kompromisse auszuloten, sei gescheitert. Sachs nannte als konkretes Beispiel der Verhandlungen die Frage, ob den Arbeitern ihr Lohn auf den sie teilweise verzichtet haben und die verschobene Tariferhöhung im Falle einer Kündigung in irgendeiner Form ausgezahlt werden könnte. Was das angehe seien die Signale der Kamax „mehr als dürftig“ und keine Grundlage für einen Kompromiss gewesen.
Man habe sich zunächst auf drei weitere Gesprächstermine geeinigt, der erste solle am 6. August stattfinden. Ob man den Konflikt in dieser Zeit lösen könne oder noch weitere Gespräche nötig seien, könne er nicht sagen, sagte Sachs. Fest stehe nur, dass die IG Metall von sich aus nicht das Schlichtungsverfahren anrufen werde. Dadurch würde ein Schlichter als ein Vermittler eingesetzt – in der Regel sind das ehemalige oder amtierende Arbeitsrichter. „Unsere Tür ist zum Reden immer auf, wir sind Willens einen Kompromiss zu finden und auch dazu in der Lage – aber nicht, wenn man uns das diktiert. Das geht nicht,“ sagte Sachs.
Von Seiten der Kamax hieß es nach den Runde: „Heute wurden die Gespräche zum Thema Ergänzungstarifvertrag fortgesetzt. Dieser sieht explizit aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine Änderung oder auch eine Kündigungsmöglichkeit vor. Für das Werk Homberg wurde vorgestellt, welche Produkte zukünftig hier gefertigt werden sollen und welche Veränderungen sowie Maschinen dafür notwendig sind, um den Standort wieder wettbewerbsfähig zu machen. Die Beteiligten haben sich darauf verständigt, die Verhandlungen im Gesamtbetriebsrat fortzusetzen, der für einen Interessensausgleich zuständig sein soll.“
Man rechne für die deutschen Werke in diesem Jahr mit einem Verlust von 25 Millionen Euro in diesem Jahr und ein Anhalten der Krise über das Jahr 2023 hinaus, sagte Unternehmenssprecher Marc Kennedy. „Die Situation ist für alle Beteiligten schwierig, besonders für diejenigen, die von den Maßnahmen in Alsfeld und Homberg betroffen sind. Daher ist es uns wichtig, regelmäßig zu informieren und die aktuelle Lage richtig zu beschreiben, damit unsere Mitarbeiter*Innen die Situation besser verstehen können.“
Wegen wirtschaftlicher Probleme schlossen die Arbeitnehmer in Alsfeld und Homberg 2017 einen Ergänzungstarifvertag mit der Firma ab. Darin wurden betriebsbedingte Kündigungen ebenso wie eine Schließung des Alsfelder Werks bis Ende März 2022 ausgeschlossen, im Gegenzug verzichteten die Alsfelder Arbeiter auf Teile ihres Lohns. Die Kamax-Geschäftsführung will nun jedoch mithilfe einer Sonderfallklausel früher aus dem Vertrag aussteigen und beruft sich dabei unter anderem auf die Einbußen des Unternehmens in der Corona-Krise. Sie will das Alsfelder Werk bis nächsten Sommer schließen, in Homberg (Ohm) sollen zudem ungefähr hundert Stellen abgebaut werden. In Alsfeld sind etwa 220 Menschen beschäftigt.
Am Montag hatte es zunächst eine Betriebsversammlung gegeben. Nach Angaben aus Mitarbeiterkreisen hatte es dort zwar heftige Wortgefechte, jedoch keine neuen Entwicklungen gegeben. Gewerkschafter Sachs habe gesagt, dass er das aktuelle Angebot der Geschäftsführung „nur über seine Leiche“ akzeptieren könne.
Bei der Versammlung sei auch auf das neugebaute Schraubenwerk der Kamax in der Slowakei eingegangen worden, über das Oberhessen-live am Vortrag ausführlich berichtet hatte. Der Betriebsrat habe die Aussage der Geschäftsführung skeptisch gesehen, wonach wenn überhaupt nur „Kleinserien“ von Produkten in das neu errichtete Werk verlagert werden sollten. „Offiziell wird kein Produkt in die Slowakei verlagert. Aber wer das glaubt, glaubt auch noch an den Osterhasen“, hatte ein Mitglied der Kamax-Belegschaft vor der Versammlung zu OL gesagt.
Mitarbeiter hatten kurz nach Bekanntwerden der Pläne der Kamax darüber geklagt, lediglich mit einem Handzettel über die angedachte Werksschließung informiert worden zu sein. Kamax-Sprecher Marc Kennedy sagte Oberhessen-live, die Probleme des Unternehmens seien der Belegschaft „sehr offen“ dargelegt worden. Neben einem Infoschreiben, welches per E-Mail versandt und im Intranet veröffentlicht worden sei, habe es auch die Möglichkeit gegeben, sich auf Wunsch anonym live in einer Videoschalte an die Geschäftsführung zu wenden. „Wir sprechen direkt mit allen Mitarbeitern*Innen, auch wenn wir für sie keine guten Nachrichten haben“, so Kennedy in einer Mail an OL.
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