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Vier Lektorinnen und ein Lektor von Propst Matthias Schmidt ins Amt eingeführt„Gottesdienst ist keine geistliche Nabelschau“

OBER-OHMEN (ol). Es war ein besonderer Gottesdienst am vergangenen Sonntag in der Evangelischen Kirchen in Ober-Ohmen, denn dort eingefunden hatten sich neben dem Propst der Propstei Oberhessen, Matthias Schmidt, zwei Dekaninnen und fünf Pfarrern auch fünf angehende Lektorinnen und Lektoren, die im Rahmen dieser Messe feierlich in ihr Amt geführt werden sollten.

Aus den Dekanaten Vogelsberg, Büdinger Land und Wetterau kommen die vier Frauen und der eine Mann, ausgebildet wurden sie von der Dekanats-AG Grünberg, Kirchberg und Hungen von den Pfarrern Markus Witznick, Stefan Schröder und Stefan Becker in einem über zehn Monate dauernden Kurs, der verschiedene theoretische Themen und viele Praxiseinheiten in den Praktikumsgemeinden beinhaltete.

„Mit der Verkündigung des Wortes Gottes haben Sie eine wichtige Aufgabe übernommen, in der Sie Ihre Fähigkeiten und Begabungen einbringen können“, wandte sich Pfarrer Witznicklaut Pressemitteilung des Evangelischen Dekanats in der Begrüßung erfreut an die neuen Ehrenamtlichen im Kirchendienst. Die liturgische Gestaltung des Gottesdienstes teilten sich der Propst, die Dekanin des Dekanats Vogelsberg, Dr. Dorette Seibert, die Dekanin des Dekanats Hungen, Barbara Alt, und die ausbildenden Pfarrer. Für Letztere ergriff zunächst Stefan Becker das Wort: In dem zurückliegenden Jahr hätten sie viel gelernt und sich auch verändert, konstatierte der Pfarrer.

„Eine wichtige Aufgabe übernommen“ – Pfarrer Markus Witznick freute sich über das Engagement der fünf Lektoren. Fotos: Hoyer

„Wir haben klein angefangen und jetzt können Sie einen Gottesdienst alleine halten, die Lieder auswählen, sich die Predigt aneignen“, skizzierte Becker den Werdegang im Lauf des Kurses und resümierte: „Es hat uns allen viel Freude gemacht. Wir sind über Schwierigkeiten und Ängste hinweggekommen. Sie haben gelernt, vor der Gemeinde einen Segen zu sprechen und für uns Pfarrer war es schön, von Ihnen in der Ausbildung einen ganzen Tag lang gesegnet zu werden. Nun sind Sie gesegnet und sind selbst ein Segen für die Kirche und die Menschen, die Ihr Leben teilen.“

Was ist die zentrale Botschaft?

„Was ist die zentrale Botschaft? Was willst du sagen? Oder, wie es in der Theatersprache auf Englisch heißt: What’s your spine – Was ist dein Rückgrat?“ Dieser zentralen Frage im Wirken der Lektoren widmete sich Propst Matthias Schmidt in seiner Ansprache. Hochaktuell sei für ihn die vor wenigen Tagen erst bekanntgegebene Losung des Ökumenischen Kirchentages, der im Jahr 2021 in Frankfurt stattfindet: „schaut hin“. Hinschauen auf den Menschen, Achtsam sein, verstehen, dass auch Gott hinschaut, sei damit gemeint.

Zwei Ideen dazu stellte der Propst in den Raum: Im Gottesdienst müsse man schauen, welche Menschen da sind, was sie mitbringen, sich selbst als Lektor in den Hintergrund stellen. „Ein Gottesdienst ist keine geistliche Nabelschau“, so Schmidt, „sondern eine Feier im Namen Gottes.“ Als zweites solle man dem Raum geben, was die Menschen mitbringen. Im besten Fall könnten sie im Gottesdienst für eine Zeit aus ihrem Alltag aussteigen, einen Moment der Stille erleben, einen Raum für ihr Seelenheil finden, für die Begegnung mit Gott. „Vielleicht reicht ein guter Gedanke, ein Wort oder ein Satz für die ganze Woche, vielleicht können sie die Startbahn für eigene Assoziationen sein.“

Hinschauen, wer im Gottesdienst ist, sei eine wichtige Aufgabe der Lektoren, so Propst Matthias Schmidt in seiner Ansprache.

Seiner Freude über den kleinen, aber sehr engagierten Kurs verlieh im Anschluss Pfarrer Stefan Schröder Ausdruck. Er lobte den konstruktiven und inspirierenden Umgang und drückte insbesondere auch den Mentoren den Dank der Gruppe und der Dekanats-AG aus: Ohne die Unterstützung der Pfarrerinnen und Pfarrer in den Praktikumsgemeinden wäre eine solche Ausbildung nicht möglich. Namentlich nannte Schröder: Johannes Cunradi (Nieder-Moos), Johannes Wildner (Hutzdorf), Burkhard Sondermann (Frischborn), Oliver Nünninghoff (Eckartshausen) und Julia Marburger (Södel und Melbach).

Feierlich in ihr Amt eingeführt und gesegnet für ihren ehrenamtlichen Dienst in der Verkündigung wurden Marion Schulze (Kirchengemeinde Nieder-Moos), Katharina Günther (KG Hutzdorf), Heidi Nünninghoff (KG Eckartshausen und Langenbergheim), Charlotte Krauß (KG Frischborn) und Stefan Römer (KG Södel und Melbach). Für den einen oder die andere von ihnen geht die Ausbildung direkt weiter: Im Januar startet ein Prädikantenkurs, über den man sich bei Interesse in den Dekanaten informieren kann.

2 Gedanken zu “„Gottesdienst ist keine geistliche Nabelschau“

  1. „Schaut hin“ was Jesu sagt in der Bibel für uns Ev. Christen ist das am wichtigsten , und das mass aller Auslegung.Bedenkt für wenn Jesus da wahr Arme, Schwache, Kranke, Ausgestoßene und für die Abgehängten der Gesellschaft.

    1. Die christlichen Kirchen sind Veranstaltungen der gebildeten und zumeist recht gut verdienenden Mittelschicht. Eine „Kirche der Armen“, in der sich die Unterprivilegierten selbst organisieren, sind die sog. „Amtskirchen“ nicht. Dementsprechend sind die Kirchen nicht unbedingt eine Interessenvertretung der Menschen am unteren Rand der Gesellschaft. Ob dies den Vorstellungen Jesu entspricht, kann man nicht sicher beantworten. Ganz sicher hätte Jesus sich die Entwicklung der christlichen Gemeinden seiner Zeit zu einer Amtskirche mit pseudostaatlichen Strukturen nicht vorstellen können.

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