Dr. Dorette Seibert feierlich in ihr Amt eingeführt„Gotteserzählerin und Dekanin“
VOGELSBERG (ol). „Ich muss gerade 14 oder 15 Jahre alt gewesen sein, als ich hier im Saal des Posthotels Johannesberg in Lauterbach Tanzschule hatte“, erinnert sich Dr. Dorette Seibert. Dass sie heute, mehr als 35 Jahre später, in genau diesem Saal ihre Einführung als neue Dekanin des Evangelischen Dekanats Vogelsberg feiern würde, hatte sie damals nicht erwartet. Umso glücklicher war die 53-Jährige nun am vergangenen Sonntag bei ihrer Einführungsfeier mit großem Festgottesdienst in der Stadtkirche Lauterbach sowie dem anschließenden Beisammensein im Posthotel Johannesberg.
Vor mehr als 30 Jahren hatte die Vogelsbergerin Dr. Dorette Seibert, die im Lauterbacher Stadtteil Wallenrod aufwuchs und in Lauterbach Abitur gemacht hat, ihre Heimat verlassen, um Theologie in Frankfurt, Wien und Heidelberg zu studieren. 18 Jahre lang war sie danach Gemeindepfarrerin in Oberursel, davon drei Jahre zudem auch stellvertretende Dekanin im Evangelischen Dekanat Hochtaunus. „Eine tolle Zeit“, sagt sie. „Ich war unglaublich gerne Gemeindepfarrerin, und die erste eigene Gemeinde – das ist wie die erste Liebe. Die wird immer unvergessen sein.“
Doch der Wunsch nach einer neuen Herausforderung wuchs, die Arbeit als stellvertretende Dekanin gefiel der Pfarrerin. Warum dann also nicht etwas Neues wagen? Aus einem Bauchgefühl, einer ersten Idee, aus zahlreichen Gesprächen mit Familie, Freunden und Kollegen wurde jetzt schließlich ganz offiziell ein neuer Lebensabschnitt – in Seiberts alter Heimat, dem Vogelsberg.
Offizielle Amtseinführung mit einem „großartigen“ Gottesdienst
Um diesen neuen Abschnitt zu feiern, waren zahlreiche Menschen am Sonntag der Einladung des Dekanats nach Lauterbach gefolgt: Familie, Freunde, alte und neue Kolleginnen und Kollegen und Weggefährten von Dr. Dorette Seibert, Pfarrerinnen und Pfarrer, Mitglieder des Dekanatssynodalvorstands und von Kirchenvorständen, Patronatsherren, Vertreter des Katholischen Dekanats, Abgesandte der Diakonie sowie Vertreter kommunaler Gremien – sie alle wollten dabei sein, als die 53-Jährige nun offiziell in ihr Amt eingeführt wurde. Es war ein festlicher und sonniger Tag, der mit „einem großartigen Gottesdienst“, wie es nicht nur Seibert selbst empfand, gestartet hatte – mit viel Musik und Gesang, herzlichen Worten und Applaus in der lichtdurchfluteten Lauterbacher Stadtkirche.
Luise Berroth, die stellvertretende Dekanin, eröffnete den Gottesdienst und lobte „den Schwung und die Tatkraft“, mit der Dr. Dorette Seibert im Juni in ihr neues Amt gestartet war. Propst Matthias Schmidt, der die neue Dekanin verpflichtete, ermutigte Dr. Dorette Seibert, auch in Zeiten des Wandels für die Kirche, wie bereits als Pfarrerin, nun auch als Dekanin weiterhin eine „Gotteserzählerin“ zu sein. „Kirche wird sich verändern in den nächsten Jahren, auch auf dem Land“, sagte Propst Matthias Schmidt. „Das ist keine Idylle – immer mehr junge Familien ziehen weg, weniger Menschen engagieren sich, die Kinder- und Jugendarbeit verändert sich.“
Im Hinblick auf diese Veränderung ermutigte der Propst Dr. Dorette Seibert, Strukturen zu schaffen und „von der Freude von Gott zu erzählen“. Auch dankte er Luise Berroth, die 2016 Dekanin im Altdekanat Vogelsberg wurde, für „ihre Souveränität und ihren Einsatz“. „Die neue Dekanin kann sich glücklich schätzen, dich als Vertreterin zu haben.“
Ziele: Zusammenarbeit, Zusammengehörigkeitsgefühl, Zusammenhalt
Den Segen nach der Verpflichtung teilten sich mit dem Propst unter anderem Seiberts Vorgänger im Amt Dekan Dr. Jürgen Sauer und die DSV-Vorsitzende Sylvia Bräuning, sowie Dorothee Modricker-Köhler, Studienkollegin Seiberts, Michael Tönges- Braungart, Dekan des Dekanats Hochtaunus und Dr. Henning Weber, Vorsitzender des Kirchenvorstandes Auferstehungskirchengemeinde Oberursel.
Die Fürbitten hatten Dekanatsmitarbeitende übernommen.Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von den Musikern der Dekanatskantorei und der Lauterbacher Kantorei unter der Leitung von Claudia Regel und Simon Wabhy sowie einem Zusammenschluss von Posaunenchören unter der Leitung von Karin Döll. „Eine wunderbare Zusammenarbeit und zugleich Sinnbild meiner Vision für meine Arbeit – dass wir künftig alle einfach viel mehr gemeinsam machen“, sagt Seibert.
Zusammenarbeit, Zusammengehörigkeitsgefühl, Zusammenhalt: Ziele und zugleich Herausforderung für die neue Dekanin. Denn 85 Kirchengemeinden in 153 Orten in 19 Kommunen hat Dr. Dorette Seibert zu verwalten. „Eine Mammutaufgabe, für die ich mir wünsche, dass die Gemeindeglieder und Mitarbeitenden des Dekanats hinter mir stehen“, sagt Seibert. „Ansonsten ist dieses Amt nur schwer zu stemmen.“ Unterstützt wird Seibert bei ihrer Arbeit unter anderem von ihrer Stellvertretenden Luise Berroth, von Sylvia Bräuning, Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstandes (DSV) sowie den weiteren Mitgliedern des insgesamt elfköpfigen Teams des DSV.
Ausgelassene Stimmung, dass man richtig Lust hatte zu Tanzen
Bezugnehmend auf ihre Predigt über den schlafenden Jakob und seinen Traum von der Himmelsleiter, fragte Dekanin Dr. Dorette Seibert: „Wovon träumen wir als Kirche? Träumen wir noch? Wovon träumen Sie in den Gemeinden? Was erwarten wir von Gott in unseren Träumen?“ und lud dazu ein, künftig Gelegenheit zu finden, im Dekanat gemeinsam über diese Träume zu sprechen.
Viele herzliche Glückwünsche, Umarmungen, Geschenke und Grußworte gab es für Seibert unter anderem von befreundeten Dekanaten und Lauterbachs Bürgermeister Hans Vollmöller bei dem anschließenden Empfang, „bei dem“, so Seibert“, „so ausgelassene Stimmung herrschte, dass man richtig Lust hatte, zu Tanzen“ – wie damals, als sie in demselben Saal im Lauterbacher Posthotel Johannesberg als 14-Jährige das Tanzen gelernt hatte.
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