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Quadro Nuevo bezaubern mit altem Liedgut aus Nah und FernVon der deutschen Wanderlust nach Ägypten über die Ägäis und zurück

ALSFELD (ol). Sie sind bekannt für ihren ganz eigenen Zauber, ihren unverkennbaren, doch keinem Genre zuzuordnen musikalischen Stil, ihre interessante Zusammenstellung der Instrumente und ihre Lust am Fabulieren: Mulo Francel, D.D. Lowka, Andreas Hinterseher und Evelyn Huber sind Quadro Nuevo. Erstmals spielte die international auftretende Combo auf Einladung der Alsfelder Kulturtage nun in Alsfeld und begeisterte in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule in der Krebsbach knapp hundert Gäste.

Mitgebracht in die Fachwerk- und Märchenstadt hatten die vier alte und neue Stücke, darunter Lieder aus ihrer neuen CD „Volkslied Reloaded“, in der sie sich dem Schatz des heimischen Liedguts widmen – und zwar auf ihre Weise, wie gleich beim ersten Stück zu hören war. „Wohlauf in Gottes schöne Welt“ nahmen sie zum Anlass, leichte, schöne Harfenklänge wie Vogelgezwitscher über die altbekannte und doch kaum wiederzuerkennende Melodie zu legen.

Kaum war das Wanderlied erloschen, fanden sich Musiker und Gäste in Ägypten wieder, gingen auf eine Reise aus orientalischen Klängen und schwelgten gemeinsam in einer Melodie gewordenen Reminiszenz an Giovanni Battista Tiepolo, den Maler des Deckenfreskos in der Würzburger Residenz. Von einer Etappe zur anderen erzählten sie ihrem Publikum Geschichten – Dichtung oder Wahrheit, wer weiß das schon genau, wenn Erzähler am Werk sind, die doch der Meinung sind, dass alle guten Geschichten wahr sind, auch die erfundenen.

Foto: Eckmar Walden

Eine Würdigung der Freiheit der Gedanken

So wundert es auch nicht, dass zu ihrer Auswahl an deutschen Volksliedern auch „Die Gedanken sind frei“ gehörte, die sie mit einer Würdigung der Freiheit der Gedanken in der westlichen Welt einführten. Ihre Interpretation dieses Stückes unterstrich, dass auch die Musiker und Arrangeure frei sind: Mit ihren Instrumenten und ihrem musikalischen Einfallsreichtum verliehen sie auch diesem alten Lied eine ganz neue, ungeahnt jazzige Note, die das Stück ganz anders erfahrbar machte.

Selbst das Lied „Hoch auf dem gelben Wagen“, allen Deutschen über Vierzig für immer im Ohr durch die Auftritte von Heino und Walter Scheel und somit „biographisch schwierig“, wie Mulo Francel meinte, wurde unter den Instrumenten der vier zu einem quirligen Stück mit brasilianischen Rhythmen; der Sonnenbrille Heinos geschuldet, wie später zu vernehmen war.

Eine Reise durch unterschiedliche Geschichten und Länder

In dem Stück „Ikarus“ Dream“ bestachen die Musiker einmal mehr mit ihrer Virtuosität und präsentierten einen berauschenden Dialog von Percussion Harfe – nur eines von vielen musikalischen Zwiegesprächen an diesem Abend. Für langjährige Fans der Gruppe gab es ein Wiederhören mit Stücken wie „Antakya“, „Die Reise nach Batumi“ und „Canzone della Strada“ und am Ende des Programms gaben die Musiker und Fabulierer ihre Sicht auf Eichendorffs „Das zerbrochene Ringlein“ zum Besten – eine fantastische Geschichte, sowohl erzählerisch als auch musikalisch.

Foto: Eckmar Walden

Viel zu schnell war der Spätsommernachmittag in Alsfeld zu Ende, nach zwei grandiosen Zugaben, die eine eine erstmals live gespielte Komposition eines von einer Persienreise inspirierten Stückes, die andere das schöne deutsche Schlaflied „Der Mond ist aufgegangen“. Beglückt und inspiriert gingen die Gäste dieses Konzerts in den Abend – ganz so wie Moderatorin Traudi Schlitt vom Team der Kulturtage es am Anfang vorhergesagt hatte.

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