Gerlinde Becker feiert 25-jähriges Jubiläum des LesezeichensSeit 25 Jahren ohne Stillstand
LAUTERBACH (tsz). Was für Alsfelder das Ramspeck ist, ist für viele Lauterbacher das Lesezeichen. Der kleine Buchladen in der Bahnhofsstraße feierte am Freitag sein 25-jähriges Jubiläum. Oberhessen-live hat mit der Inhaberin Gerlinde Becker über die Anfänge des Ladens gesprochen und so manche Glückwünsche eingefangen.
Es ist ein Laden, der zum Verweilen einlädt, zum Stöbern und zum Unterhalten. Genau wie am vergangenen Freitag. Mit einem Zelt vor der Tür an der Straße hatte das Team des Lesezeichens in Lauterbach etwas mehr Platz geschaffen, der auch dringend nötig war. Es war schließlich kein klassischer Freitag, sondern ein besonderer Tag. Seit 25 Jahren existiert der Buchladen in der Lauterbacher Bahnhofstraße nämlich schon unter dem Kommando von Inhaberin Gerlinde Becker. Kein Wunder, dass so einige Lauterbacher ihre Glückwünsche überbringen wollten.
„Eigentlich wollte ich gar kein Jubiläum feiern“, sagt Becker zuerst. Doch dann las sie, dass auch der Online-Gigant Amazon, der vor Jahren mit dem Verkauf von Büchern seinen weltweiten Erfolg startete, auch vor 25 Jahren gegründet wurde. Um zu zeigen, dass trotz Online-Handel auch noch ein Laden wie das Lesezeichen überleben kann, entschloss sie mit ihrem Team kurzerhand, doch noch eine Jubiläumsfeier auf die Beine zu stellen. Also wurden die Büchertische durch Sitzgelegenheit ausgetauscht und schnell noch ein Zelt für vor dem Laden organisiert. Dann blieb nur noch die Frage offen, wohin man das Buffet hinstellen sollte.
Immer wieder neu, immer wieder anders
Das hat schnell seinen Platz an der Wand gefunden und zeigt damit wunderbar, was den Laden so einzigartig macht. „Wir hatten ja nicht viel Platz drinnen, also haben wir uns was anderes überlegt und ich hab mir Gedacht: Dann muss es eben an die Wand“, erzählt Becker im Interview. Und genau das sei seit all den Jahren auch ihr Erfolgsrezept: Die Dinge anders machen und genau die Dinge tun, die sonst niemand macht. Damit gab es neben den Feierlichkeiten auch zugleich noch das wahrscheinlich erste „Hänge-Buffet“ der Welt.
Trotz der vielen Neuheiten und der immer wieder neuen Ideen von Becker gab es in den 25 Jahren keinen Stillstand im Lesezeichen. „Wir wollten heute morgen erstmalig drei Stunden zumachen, um das vorzubereiten. Ich hab gesagt, wir machen mal zu. Da hat mein Team gesagt: Ne, das geht nicht“, sagt Becker. Damit drückt sie ihren ganzen Stolz auch ihrem fünfköpfiges Team gegenüber aus, das ihr seit Jahren hilft, den Laden am Laufen zu halten. „Wenn ich dann wieder mit einer neuen Idee ankomme, dann denke ich mir ganz oft, dass sie denken: Och, die Chefin wieder. Aber dann helfen sie mir doch, das umzusetzen“, erzählt sie voller Stolz.
Aller Anfang ist schwer
Dabei war der Anfang gar nicht so leicht, wie man annehmen könnte. Erst fehlte das Geld von der Bank. „Als junge Frau, selbstständig, mit einem kleinen Kind, dass zwei Jahre alt war“, erinnert sich die Inhaberin zurück. Auch ihr Vater hat erst nicht an den Buchladen geglaubt und ihr sogar mit einem sechsseitigen Brief noch versucht, das Vorhaben aus dem Kopf zu schlagen. Trotzdem hat sich Gerlinde Becker damals durchgesetzt und schon im Umbau des Ladens, als die ersten Taschenbücher über die Theke gingen, hatte auch ihr Vater Vertrauen in die Sache. „Mein Vater hat das gesehen und hat gesagt: Oh Gerlinde, ich glaube das könnte doch funktionieren. Das war so eine Sternstunde“, beendet sie die Geschichte über die Anfänge des Lesezeichens.
Heute kann sie auf 25 erfolgreiche Jahre zurückblicken. Neben dem Bücherverkauf veranstaltet das Lesezeichen nämlich auch oft mit anderen zusammen gut besuchte Lesungen mit bekannten Autoren. Egal ob Jo van Nelsen, Andreas Englisch oder Volker Lechtenbrink: auf die Abende mit den Verfassern der Geschichten, die täglich bei ihr über die Ladentheke gehen, freut sie sich immer besonders. „Volker Lechtenbrink kommt extra, weil ich ihn haben will, damit er meinen Anrufbeantworter bespricht. Das wäre so cool. Ich kann mir vorstellen, dass dann ganz viele Frauen bei uns nur anrufen würden, um die Stimme von Volker Lechtenbrink zu hören“, scherzt Becker im Interview.
Glückwünsche von allen Seiten
Glückwünsche bekommt Gerlinde Becker aus vielen Ecken, auch von Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller. „Mein erster Wunsch ist weiterhin Ausdauer, weiterhin Mut, weiterhin Zuversicht und wahre Freunde“, wünscht ihr das Lauterbacher Stadtoberhaupt. Auch die anderen Besucher wünschen ihr alles Gute für die Zukunft. „Es ist ein toller Laden und vor allem ist die Chefin so kreativ und ideenreich. Es ist toll, dass wir sie in Lauterbach haben“, lautete nur einer der vielen Glückwünsche an Becker und ihr Team.
Damit ist das erste viertel Jahrhundert für Becker geschafft. Was in den nächsten 25 Jahren folgt, dass steht noch in den Sternen. Aber bei einem ist sie sich sicher: Einen Stillstand wird es wohl bei Gerlinde Becker und ihrem Team im Lesezeichen niemals geben.
Das ist ja ein wunderbarer Bericht und Film geworden. Toll, wie ihr die Atmosphäre eingefangen habt. Vielen Dank