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2. IKEK-Forum in der Sporthalle in EifaErste Projektideen in Sachen Dorfentwicklung

EIFA (akr). Die Dorfentwicklung in Alsfeld ging am Dienstag in die nächste Runde. Nachdem im April das erste IKEK-Forum zur Dorfentwicklung rund um Alsfeld recht holprig startete, konkrete Ziele ausblieben, sollte es an diesem Abend endlich konkreter werden. Naja, so richtig konkret wurde es zwar immer noch nicht, aber dafür kamen innerhalb kürzester Zeit über 30 erste Projektideen zustande.

Das hessische Umweltministerium will den ländlichen Raum stärken und dabei besonders die Dorfentwicklung in hessischen Kommunen. Mit dabei ist auch Alsfeld. Die Stadt ist als Förderschwerpunkt in das Programm „Dorfentwicklung in Hessen“ aufgenommen worden. Das heißt: in allen 16 ländlich geprägten Stadtteilen können in den Folgejahren bis 2025 kommunale und private Maßnahmen mit finanzieller Unterstützung der Dorfentwicklung vorbereitet und umgesetzt werden. Welche das sein könnten, dazu waren auch die Bürger der einzelnen Ortsteile gefragt.

Stadtplaner Ingo Quaas. Fotos: akr

Stärken und Ziele der einzelnen Ortschaften herausarbeiten und daraus letztendlich Ziele setzen, genau das stand zwischen dem ersten IKEK-Forum im April und dem zweiten am Dienstagabend auf dem Programm. Bis zum 17. Mai hatten die 16 Ortsteile Zeit, den Stadtplanern Rückmeldungen zu geben, die Ergebnisse der Stärken- und Schwächen-Analyse zu präsentieren.

Am Dienstagabend war es dann so weit: Zum zweiten IKEK-Forum in der Sporthalle in Eifa waren wieder die Bürgerinnen und Bürger aus allen 16 Ortsteilen der Stadt Alsfeld eingeladen, die sich aktiv in den Planungsprozess einbringen wollen. Im Mittelpunkt dieser Bürgerwerkstatt sollte an diesem Abend die Diskussion von konkreten Zielen für die zukünftige Entwicklung der Ortsteile und die Erarbeitung erster Maßnahmenvorschläge und Projektideen stehen.

Konkretere Infos in Sachen Fördermittel

Doch bevor man in die Gruppen ging, um erste Projektideen zu entwickeln, wurde es dann etwas konkreter, zumindest was die Fördermittel angeht. Jana Brittner vom Amt für Wirtschaft und Ländlichen Raum stellte die Fördersätze vor. So gebe es in der Privatförderung einen Fördersatz von 35 Prozent mit einer maximalen Fördersumme von 45.000 Euro. Für Kulturdenkmäler gelte der gleiche Fördersatz mit einem Maximalzuschuss von 60.000 Euro. Neu in der Richtlinie sei der Umbau von Wirtschaftsgebäuden zu Wohnzwecken, auch hier gebe es 35 Prozent und ein Maximalzuschuss von 200.000 Euro.

Rund 60 Menschen nahmen am 2. IKEK-Forum teil.

Bei lokalen Kleinvorhaben – das sind die Projekte die in den einzelnen Ortsteilen stattfinden und auch die Bedeutung für einen Ortsteil haben – gebe es eine städtische Förderquote von Alsfeld in Höhe von 75 Prozent, die maximalzuwendungsfähige Ausgabe liege bei 150.000 Euro, daraus ergebe sich ein Maximalzuschuss von rund 112.000 Euro. Für gesamtkommunale Vorhaben, die Projekte die die Bürger für die gesamte Stadt entwickeln, die also eine Bedeutung für das gesamte Stadtgebiet haben, da liegen die maximalzuwendungsfähigen Ausgaben bei 1,5 Millionen Euro und auch hier gebe es die 75 Prozent.

Der theoretische Teil des Abends umfasste auch die Ergebnisse der Stärken- und Schwächen-Analyse in den einzelnen Ortsteilen. Fast alle Ortsteile sollen sich rege beteiligt haben. Insgesamt seien 681 Stichpunkte von Stärken und Schwächen zu allen Handlungsfeldern zusammengekommen. Besonders viele negative Punkte gibt es im Bereich der Mobilität- und Daseinsvorsorge, die meisten positiven im Bereich bürgerschaftliches Engagement, Kultur und Freizeit. Die vier Handlungsfelder weisen beispielsweise folgende Stärken und Schwächen auf:

Städtebau und Wohnen:

Stärken: Kaum Leerstand, ruhige Wohnanlagen, günstige Boden- und Immobilienpreise, überwiegend guter Bauzustand der Haupt- und Nebengebäude in den Ortskernen.

Schwächen: Zustand der öffentlichen Räume, Mangel an Bauplätzen, wenige kleine und barrierefreie (Miet-) Wohnungen, stellenweise mangelhafter ökologischer Zustand von öffentlichen Grünflächen und Gewässern.

Kulturlandschaft und Klimaschutz:

Stärken: Gepflegte und strukturreiche Kulturlandschaft, vielfältige naturräumliche Naherholungspotentiale, touristisch attraktive Kernstadt, zahlreiche tätige Landwirtschaftsbetriebe, viele private Photovoltaikanlagen, Anbindung an überregionale Wander- und Radwege.

Schwächen: Wenig touristische Angebote in den Ortsteilen, teilweise fehlende beziehungsweise mangelhafte Rad- und Wanderwegeverbindungen, Landschaftsbild durch Windräder gestört.

Mobilität und Daseinsvorsorge:

Stärken: Sehr gute Anbindung an das regionale und überregionale Straßennetz, Anschluss der Kernstadt an den Bahnverkehr, Angebot von Anruf-Linien-Taxen, Nähe zur Kernstadt (Innerhalb von 15 Minuten ist die Kernstadt von allen Ortsteilen erreichbar), abschnittsweise Anbindung ans Radwegenetz

Schwächen: Fehlende Anbindung an das Fernbahnnetz (ICE/IC), hoher Durchgangs- und Schwerverkehr in der Innenstadt und den Ortsteilen, Fahrzeiten der Buslinien, erhebliche Lücken im Mobilfunknetz, Ladenleerstand in Ortsteilen, mangelhafte Barrierefreiheit öffentlicher Räume, schlechter Straßenzustand, fehlende Nahversorgung.

Bürgerschaftliches Engagement, Kultur und Freizeit:

Stärken: Reges Vereinsleben in den Ortsteilen, Dorfgemeinschaftshäuser als Mittelpunkt, starkes bürgerschaftliches Engagement, vorhandene Begegnungs- und Feier „Orte“ (Grillhütten, Gaststätten, Schützenhäuser), vielfältige ehrenamtliche Tätigkeiten, Spiel- und Sportplätze in den Ortsteilen)

Schwächen: wenige bis gar keine Freizeit- und Kulturangebote in den Ortsteilen (gerade im Bezug auf Jugendliche), viele Ortsteile haben keine Gastronomie und keine öffentlichen Treffpunkte, teilweise schwindendes Gemeinschaftsgefühl, modernisierungsbedarf bei einzelnen DGHs oder Grillhütten, fehlende Anreize für ehrenamtliche Tätigkeiten.

Hinsichtlich dieser Ergebnisse sollten die Bürger – rund 60 waren an diesem Abend anwesend – in Arbeitsgruppen erste Projektideen zu den vier Handlungsfeldern entwickeln. Etwa eine Stunde saßen die Teilnehmer zusammen und entwickelten erste Pläne. Unterstützt wurden sie von Mitarbeitern des Planungsbüros, über 30 erste Projektideen kamen in der kurzen Zeit zusammen.

In Gruppen entwickelte man erste Projektideen.

Ein Einblick in die Projektideen

Bürgerschaftliches Engagement, Kultur und Freizeit:

  • Tag der Vereine, Kooperation zwischen den Ortsteilen
  • Mobile Gastronomie in den Ortsteilen
  • Dorfmitte Liederbach gestalten und beleben
  • Kommunikationspunkte schaffen, ausbauen und beleben
  •  „Alte Schule Eifa“ als Begegnungszentrum
  • Veranstaltungsräume mit professioneller Technik ausstatten, modernisieren

Mobilität und Daseinsvorsorge

  • Kommunale Mitfahrzentrale
  • Bürgerversorgungsbus
  • Lebensmittelbringservice
  • Ausbau Radwegenetz
  • Verkehrsberuhigung

Städtebauliche Entwicklung und Wohnen

  • Scheune in Lingelbach eventuell als Wohnprojekt für Senioren
  • Ehemaliges Gasthaus „Roth“ in Liederbach wiederbeleben (Gasthaus oder Ferienwohnung)
  • Altes Hofgut in Angenrod Wohnraum schaffen
  • Multifunktionale Marktfläche in Eifa
  • „Alte Schule Eifa“ als Seniorenwohnung oder Kindergarten

Landschaft und Klimaschutz

  • Naherholungsgebiet Homberg erhalten/sichern
  • Vernetzung der Stadtteile über naturnahe Rad- und Wanderwege
  • Die gemeinsame Vermarktung regionaler Lebensmittel
  • Hochwasserschutz im Einklang mit Mensch und Natur

Drittes IKEK-Forum im September

Bis zum dritten IKEK-Forum Ende September sollen diese Ideen weiter ausgereift werden, auch in Kooperation mit der Stadt. Doch zunächst müssen erst einmal Personen gefunden werden, die sich auch um die jeweiligen Projekte kümmern, diese weiter ausreifen, denn nicht für jedes potentielle Projekt gibt es bisher einen Paten. „Je genauer und konkreter die Projekte sind, desto größer ist auch die Chance, in die Maßnahmenliste aufgenommen zu werden“, erklärt Ulrike Jurrack vom Planungsbüro.

Ulrike Jurrack vom Planungsbüro.

Im September sollen die ausgereiften Projekte vorgestellt, nach ihrer Wichtigkeit beurteilt und im Rahmen eines Zeit-, Kosten- und Finanzierungsplan betrachtet werden. Detailliertere Rahmenbedingungen solle es dann auch für private Projekte geben. Richtig konkret wurde es also an diesem Abend immer noch nicht, „wenn die Projekte in die politischen Gremien gehen, geht es erst richtig los“, sagte Bürgermeister Stephan Paule zum Abschluss.

Weitere Eindrücke:

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