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Weiterer Kompromiss in Sachen Marktplatzgestaltung im Bauausschuss getroffenBarrierefreiheit soll nochmal genauer unter die Lupe genommen werden

ALSFELD (ls). Von Abgrenzung und Ausgrenzung war die Rede. Davon, der Barrierefreiheit auf dem neu gestalteten Marktplatz in Alsfeld mehr Gewicht verleihen zu müssen. Kritik, Verteidigungen, Diskussionen und ein Kompromiss: All das nahm bei der Sitzung des Bauausschusses am Dienstagabend einen großen Platz ein. Dort wurden die wesentlichen Pläne in Sachen Marktplatzgestaltung vorgelegt – und Entscheidungen vertagt.

Wenn man solch ein großes Projekt wie die Altstadtsanierung hat, eines, das über viele Jahre verwirklicht wird und in dem die Umgestaltung des Marktplatzes nur ein Teilpunkt ist, dann muss man sich wohl auf Diskussionen und auch Kompromisslösungen einstellen. Das hat auch die Stadt Alsfeld getan, die durch Bürgermeister Stephan Paule letzte Woche Dienstag die ersten konkreten Pläne zur Marktplatzsanierung vorstellte. Dabei kündigte Paule auch an, dass die Arbeiten zügig beginnen sollen.

Wie schnell, das wurde den Lokalpolitikern im Bauausschusses bewusst, dort bekamen sie ersten konkreten Pläne nämlich auch vorgelegt. Dabei zeigte sich: Bei einigem gibt es noch Klärungsbedarf.

Die Ideen der Stadt sehen vor, dass es nur noch eine Parkreihe auf dem Marktplatz geben soll, die von einer Pollerreihe in der Flucht des Rathauses zum Marktplatz abgetrennt wird. Dazu soll ein bodengleiches Wasserspiel im Zentrum des Platzes entstehen, versenkbare Poller an der Einmündung zur Oberen Fulder Gasse installiert werden, der Schwälmer Brunnen saniert und optisch aufgewertet werden. Außerdem soll es neue Straßenlaternen geben und bessere Elektrik für Veranstaltungen.

Das wohl strittigste Thema des Abends war jedoch der Belag des Marktplatzes: Die Pläne sehen vor, dass das alte Basaltpflaster im Zentrum des Platzes bleiben, allerdings aufgearbeitet werden soll. Im Randbereich des Platzes soll rundum laufend neues Pflaster verlegt werden, um einen barrierefreien Weg zu ebnen. Doch genau das stieß auf Kritik.

„Bei Kompromissen gibt es auch bessere und schlechtere“, erklärte AL-Fraktionschef Michael Riese im Ausschuss. Alle Fotos: ls

„Wenn nur außer um den Marktplatz neues, barrierefreies Pflaster verlegt werden soll und innen das alte Pflaster bleibt, dann ist der Marktplatz nicht barrierefrei. Menschen mit Gehbehinderung können nicht über den Platz, sondern nur außen rum und haben damit weitere Wege zu beschreiten, die ihnen so oder so schwerfallen“, erklärte der Verein „Barrierefreie Stadt Alsfeld“, der am Anfang des Ausschusses einen offenen Brief verteilte, in dem er die Pläne kritisierte.

Rathauschef Paule machte zwar deutlich, dass durch die komplette Aufarbeitung des alten Pflasters auch dieses besser begehbar sein werde und man damit einen Kompromiss, der auch im Einklang mit dem Denkmalschutz und der Optik des Platzes stehe, gefunden habe, doch auch bei den Ausschussmitgliedern sorgten die Planungen für Skepsis. „Der Kompromiss mit dem Parkplatz ist zu ertragen, doch das Pflaster ist ein größeres Anliegen, über das man sich noch weiter Gedanken machen sollte“, erklärte SPD-Fraktionschef Dr. Christoph Stüber.

SPD-Fraktionsvorsitzer Dr. Christoph Stüber.

Auch ALA-Chef Michael Riese stimmte zu und wollte der Barrierefreiheit mehr Gewicht geben. „So ist es noch keine gute Lösung für die Zukunft der Menschen“, sagte Riese und forderte mehr Zeit, um sich zu beraten.

Wie Bauamtsleiter Tobias Diehl darauf erläuterte, sollen rund 800 Quadratmeter mit dem alten Pflaster belegt werden und rund 1.200 Quadratmeter mit neuem, barrierefreien Pflaster. „Dass es nicht barrierefrei ist, würde ich hiermit gerne widersprechen“ erklärte er dazu. Man dürfe, so führte Paule aus, nicht vergessen, aus welcher Ausgangssituation man komme, die für niemand gut sei. Mit der neuen Planung sei anders als jetzt jedes Gebäude am Marktplatz barrierefrei erreichbar und auch der Bereich des Marktplatzes erhalte eine Verbesserung. „Von Ausgrenzung zu sprechen ist unfair. Der Vorschlag wird allen Interessengruppen gerecht und wir haben uns bemüht, alle miteinzubeziehen“, sagte er mit Blick auf die Vereinsmitglieder.

„Keine Variante hat bei der Bürgerbefragung eine klare Mehrheit erzielt. Das, was hier vorgestellt wird, ist ein Kompromiss, ein guter Kompromiss zwischen autofrei und mit Parkplätzen, zwischen barrierefrei und denkmalgerecht“, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Heinz an dieser Stelle und plädierte für eine schnelle Umsetzung, denn sollte keine Entscheidung fallen, dann würde man – das erklärte Diehl zuvor – in diesem Jahr vermutlich nicht mehr anfangen können zu bauen. Diehl erklärte allerdings auch, dass es ihm vorrangig um den technischen Ausbau gehe und man die Gestaltung hinten anstellen könne.

Bürgermeister Stephan Paule verteidigte die Kompromissplanung in Sachen Barrierefreiheit des Marktplatzes. Fotos: ls

„Wir müssen heute keine Entscheidung treffen, wie gepflastert wird, ob doch noch ein barrierefreier Überweg über den Platz entsteht oder wohin der Behindertenparkplatz kommt“, sagte er und eröffnete damit einen weiteren Kompromiss.

Die Gestaltung, besonders in Hinblick auf die Barrierefreiheit und die Parkplätze, blieb also außen vor und soll in den nächsten Ausschuss verschoben werden, während bei den technischen Details eine Entscheidung getroffen werden soll. Konkret bedeutet das: das alte Pflaster wird aufgearbeitet für rund 800 Quadratmeter Fläche und neues Pflaster für die barrierefreien Bereiche wird angeschafft. Ob und wohin ein barrierefreier Überweg über den Marktplatz kommt und wohin die Behindertenparkplätze platziert werden, das soll nach Empfehlung des Ausschusses nochmal besprochen werden.

Klar ist allerdings auch jetzt schon: das Wasserspiel im Zentrum, neue Straßenlaternen, versenkbare Poller und die optische Aufwertung des Schwälmer Brunnens sollen beschlossen werden. Einstimmig entschied sich der Bauausschuss für die Annahmeempfehlung der Antrags. Im übrigen soll auch die Magistrat schon mit den vorbereitenden Planungen für ein Parkleitsystem in der Alsfelder Kernstadt beauftragt werden.

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