Abschied nach 42 Jahren für Ulrich KünzEin streitbarer Macher verlässt das Kirtorfer Rathaus
KIRTORF. In Kirtorf geht eine Ära zu Ende. Nach 42 Jahren verlässt der dienstälteste Bürgermeister Deutschlands Ulrich Künz sein Rathaus und verabschiedet sich in den Ruhestand. Er prägte die Ereignisse in der Stadt und die politischen Ereignisse im Kreis. Künz ist ein Macher. Ein Mann, der weiß was er will und damit Kante zeigt. Am Wochenende ist seine Zeit vorbei. Da stellt sich der 68-Jährige dagegen. Seine Zeit fange jetzt erst richtig an. Ein letzter Amtsbesuch.
Ulrich Künz lügt nicht, wenn er sagt, dass die Tür zu seinem Büro immer offen steht. Sie tut es wirklich und öffnet den Blick in ein Zimmer, in dem der Kirtorfer Bürgermeister in den letzten 42 Jahren ziemlich viel Zeit verbachte. Künz’ Lieblingszahl ist die 4, deswegen stand er täglich um Punkt 6.24 Uhr auf und war meist gegen 7 Uhr in einem Büro.
Es ist ein lichtdurchfluteter Raum, mit warmen Holzregalen und einem großen Holztisch, der fast das ganz Büro ausfüllt, an dem Künz wohl viele Stunden verbracht haben dürfte. An den Wänden, gerahmte Fotos seiner Familie und plakativ in seinem Rücken ein Bild von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, gleich neben einer großen Deutschlandfahne.
Auf dem massiven Schreibtisch stapeln sich noch einige Ordner und Papiere. Nach 42 Jahren nimmt die Arbeit auch kurz vor dem Abschied nicht ab, im Gegenteil. Über die Jahre, so erklärt Künz, ist es mehr geworden. Mehr Bürokratie, mehr Vorschriften darüber, wie andere Vorschriften auszulegen sind.
1977 als jüngster Bürgermeister Hessens gewählt
Am 11. März 1977 wurde Künz damals als jüngster Bürgermeister Hessens in das Amt des Stadtoberhaupts gewählt, damals noch von den Stadtverordneten. Direkt einen Tag danach fing er seine Arbeit an und saß das erste Mal an dem großen Schreibtisch, in eben diesem lichtdurchfluteten Raum, in dem er heute noch sitzt. „Der vorherige Bürgermeister war zu dieser Zeit schon länger aus seinem Amt ausgeschieden, also ging es für mich direkt los. Das war für mich besonders spannend und auch eine große Herausforderung, weil ich seinerzeit der jüngste Bürgermeister in Hessen war und das in einer konservativen Gegend, in der die meisten Entscheidungsträger wesentlich älter waren als ich“, erinnert er sich an sein erstes Amtsjahr zurück.
Während das Jahr in Deutschland vor allem im Zeichen des RAF-Terrors stand, stand Künz vor einer ganz anderen Herausforderung: Eine Situation, in der es galt einen Spagat zwischen Jung und Alt zu meistern. Die anfänglichen Bedenken sollten sich allerdings schnell relativieren. „Von Tag eins an hatte ich das Gefühl, sowohl von politischen Entscheidungsträgern und auch von den Bürgern akzeptiert zu werden“, sagt er. Und das ist auch heute noch so.
Sein Handy klingelt. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag. Künz lässt sich nicht beirren und erzählt weiter. Er ist ein selbstsicherer Mann, dem man anfängliche Bedenken in seiner Amtszeit nicht anmerkt. Nach über vier Jahrzehnten ist er routiniert, weiß sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Er spricht gelassen, dazu langsamer und ruhiger als sonst. Der zackige Ton, den man sonst von ihm gewohnt ist, gibt es heute nicht zu hören.
1977 war grade die erste kommunale Gebietsreform zu Ende und die Städte und Gemeinden standen vor der großen Herausforderung sich auf die Zukunft auszurichten. Gleich am Anfang also eine spannende Aufgabe, der es sich zu widmen galt.
Jedes Jahr neue Herausforderungen
Die Hauptprobleme der ersten Jahre: Die Sicherstellung der Trinkwasser- und Abwasserversorgung – besonders in den Stadtteilen. „Aber man weiß auch, dass Rom nicht an einem Tag erbaut wurde. Ein langer Prozess war es auch, die Großgemeinde dahin zu bringen, wo sie jetzt steht. Das hat jedes Jahr neuen Herausforderungen bedurft“, ergänzt er. „Ich wollte von Anfang an alles gut machen und habe viel Zeit für die Tätigkeit geopfert, auch wenn da manchmal die Familie zu kurz gekommen ist“, blickt er mit ein wenig Wehmut in der Stimme zurück. Auch wenn er viel im Umgang mit seiner Familie vermisst habe, dank seiner Ehefrau, die sich hervorragend um die Familie gekümmert habe, habe er es das geschafft.
Viel zu tun hatte Künz wahrlich. Kleiner Aufgaben, kniffelige Problemstellungen und spannende Herausforderungen. Das er die zum Wohl seiner 3.200 Bürger meisterte, sieht man. 1980 schaffte Kirtorf die Straßenbeiträge ab, an deren Stelle Ablöseverträge mit den Bürgern traten. Nur fünf Jahre später wurde Kirtorf die erste Solarstadt Hessens, der Marktplatz wurde neu gemacht, auf dem man im vergangenen Jahr die 1.100-Jahr-Feier der Stadt feierte. Wenn es Freiräume gab, um Vorschriften zum Wohle der Stadt und der Bürger auszulegen, nutze sie. Wann immer es Fördermittel gab, bemühte er sich, einen Teil davon nach Kirtorf zu holen.
„Man muss jeden Tag mit Leidenschaft, Energie und Interesse an seine Aufgaben gehen und etwas für die Menschen bewegen. Das ist ein ganz entscheidender Faktor, der mich immer wieder angetrieben hat. Die Erfolgserlebnisse zeigen dann am Ende, dass man etwas für die Menschen getan hat und das ist ein besonderer Lohn“, sagt der 68-Jährige nicht ohne Stolz. Zu Recht: Den wohl größten Erfolg des Bürgermeisters wird man 2021 sehen: Die neue Stadtmitte – oder auch „Kirtorfer Höfe“. In dem vom Land geförderten Pilotprojekt entsteht ein zukunftsweisendes Objekt, wo sich Einkaufspassage, altersgerechte Wohnungen und Ärzteversorgung treffen.
Vor drei Jahren wurde es angestoßen, jetzt wird das Gebiet erschlossen und die ersten Baumaßnahmen finden statt. Spätestens im September sollen die Hochbaumaßnahmen des 18 Millionen Euro teuren Projekts starten, zudem die Stadt rund 800.000 Euro zusteuern wird. „Man muss natürlich sagen, dass das Projekt nicht zustande gekommen wäre, wenn die Finanzierungsmittel nicht durch das europäische Förderprogramm zur Verfügung gestellt worden wären. Das war für mich ein Highlight meiner Amtszeit und ein entscheidendes Projekt für die nachhaltige Zukunftsentwicklung der Gemeinde“, erklärt Künz entschieden.
Geplatzte Fusion war eine Enttäuschung
Enttäuschungen musste Künz allerdings auch hinnehmen: Die gescheiterte Fusion mit der Nachbargemeinde Antrifttal, die im vergangenen Jahr für Schlagzeilen sorgte. Wieder klingelt sein Handy und wieder lässt sich Künz nicht ablenken, wenn er auch nachdenklicher wird. Von Anfang an war er davon überzeugt, dass eine Fusion der beiden Gemeinden ein guter Schritt in Richtung Zukunftssicherung gewesen wäre, arbeiten die Gemeinden doch schon seit Jahren in bestimmten Feldern zusammen. „Es hätte meiner Meinung nach nur ein Knopfdruck bedeutet und die Fusion hätte stattfinden können“, sagt der Familienvater, der dem Gegenüber bei diesem Gespräch eher selten direkt in die Augen guckt.
Doch zu dem Zusammenschluss kam es nicht. Antrifttal stimmte dem Bürgerentscheid nicht zu. „Wir standen unter Zeitdruck und ich persönlich habe die Bereitschaft der Menschen falsch eingeschätzt, einen solchen Schritt zu mitzugehen. Ich glaube, die Bürger waren noch nicht so weit und man hätte noch mehr mit ihnen darüber sprechen müssen und Verein und Verbände einbeziehen sollen“, sagt er. Hatte Antrittals Bürgermeister Dietmar Krist darüber hinaus persönliche Gründe, die Fusion so kurzfristig noch zu stoppen? Darüber will Künz nichts sagen. Er will nicht, dass die alten Wunden wieder öffentlich aufgerissen werden.
Künz musste sich wegen der Fusion herbe Kritik in den sozialen Medien stellen. Das bedauert der Bürgermeister, bleibt aber selbstsicher. Einer Schuld sei er sich nicht bewusst und Kritik müsse man in der Politik eben aushalten. „Im politischen Entscheidungsprozess muss man Entscheidungen treffen und seine Meinung vertreten. Wenn man sie nicht durchsetzen kann, dann muss man damit leben.“
Ein Mann, der seine Meinung vertreten kann
Seine Meinung vertreten kann Künz wie kein anderer – selbst wenn er damit an manchen Stellen aneckt und streitbar ist. Ulrich Künz ist ein Macher, der nach so vielen Jahren kommunalpolitischen Engagements weiß, was er will und sich durchzusetzen weiß. Ein Mann mit einer starken Stimme und einer starken Meinung, die er auch durchaus lautstark und bestimmend verteidigen kann. „Ich habe mich nie einer politischen Partei verpflichtet gefühlt und das schon einmal gar nicht in den Vordergrund meiner politischen Arbeit gestellt. Ich denke, das ist sehr wichtig als Bürgermeister, dass man sich nicht der Partei, sondern den Menschen – denjenigen, die einen gewählt haben – verpflichtet fühlt“, begründet er seinen Erfolg. Er habe zudem nie von den Sozialdemokraten darauf hingewiesen werden müssen, den Bürgern nicht das „letzte Geld aus der Tasche zu ziehen“. So wie bei den Straßenbeiträgen.
Einige würden sagen, er sei nicht fähig zur Selbstkritik. „Das stimmt nicht“, erwidert Künz prompt. Er sei ein harmoniebedürftiger Mensch, der wenn es Streit gebe, schnell versuche, die Sache aus der Welt zu schaffen. „Und wenn es einen Fehler gibt, dann wird der korrigiert.“ Im Übrigen habe es so viele Gründe zur Selbstkritik gar nicht gegeben, fügt er mit einem schelmischen Grinsen an. Ein klassischer Künz-Satz. An Selbstbewusstsein mangelt es dem CDU-ler nun wirklich nicht.
Siebenmal wurde Künz wiedergewählt, 2012 sogar mit 91,1 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Kirtorfer stehen hinter ihrem Bürgermeister, der jedoch nur bei seiner ersten Wahl einen Gegenkandidaten hatte.
„Wir haben immer gesagt, wir müssen ein Zeichen setzen“
Plötzlich wird Künz nachdenklich, nimmt einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse, hält inne. Dabei öffnet und schließt er seine linke Hand, ähnlich zu den Pumpbewegungen beim Blutdruckmessen. Als er zu sprechen beginnt, ist seine Stimme laut, aber bedacht: „Es ist für mich sicherlich eine meiner größten persönlichen Enttäuschungen gewesen, dass es noch immer rechte politischen Tendenzen gibt, die aus meiner Sicht so nicht toleriert werden können. Dass es gerade in unserer Gemeinde stattfindet, ist für mich eine große Enttäuschung.“
2004 ist Kirtorf als „Nazi-Stadt“ in die Schlagzeilen geraten. Ein Landwirt organisierte rechtsextreme Partys auf seinem Hof und hinterließ der Stadt einen rechtsextremen Ruf. Erst mit der Gründung des Aktionsbündnisses „Kirtorf ist bunt“ und einem starken Durchgreifen der Stadt kehrte Ruhe ein, ehe es kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr wieder lauter wurde. Der Landwirt feierte eine Sommersonnenwendfeier mit rechten Tendenzen und streute erst kürzlich eine große Wolfsangel aus Gülle auf seinen Acker, die er im Beisein der Polizei unkenntlich machen musste. Die Wolfsangel ist ein bei Neo-Nazis beliebtes Symbol und ähnelt einem Hakenkreuz. Aber nicht nur das: außerdem stehen mindestens drei Polizisten aus Kirtorf wegen rechter Tendenzen unter Verdacht.
„Wir haben immer gesagt, wir müssen ein Zeichen setzen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Ich habe mich immer an die Spitze gestellt und deutlich gemacht, dass wir andere Tendenzen nicht akzeptieren und alle Hebel in Bewegung setzen, wenn sich wieder in diese Richtung etwas tut“, sagt der Christdemokrat sichtlich berührt. Dieser politischen Richtung wollte er in Kirtorf nie eine Heimat bieten und zeigt damit eine klare Kante.
Doch trotz klarer Meinung ist Künz, wie er selbst sagt, kein schlechter Verlierer. Das habe er bei der gescheiterten Landratswahl unter Beweis gestellt, bei der er gerne angetreten wäre, doch die CDU stellte sich mit nur einer Stimme gegen den heute 68-Jährigen als Kandidaten. „Wenn politische Gruppierung meint einen anderen zu wählen, dann ist das so. Ich habe das akzeptiert und nicht die beleidigte Leberwurst gespielt, wie das bei manch anderen zu beobachten ist, die dann alles hinschmeißen. Im Gegenteil: am Ende zeugte das meiner Meinung nach von einem großen Demokratieverständnis“, sagt er.
Ein Ende nach 42 Jahren an der Spitze
In Alsfeld sei das eine andere Sache gewesen. Dort bewarb sich Künz 2007 als parteiunabhängiger Bürgermeister und scheiterte. „Ich bin in einer schwierigen Phase eines abgewählten Bürgermeisters als Rettungsanker gebeten worden, mich zu bewerben“. Gemeint ist die Affäre Diestelmann. Klar sei gewesen, dass es sich rumgesprochen habe, dass er persönlich nicht überzeugt gewesen sei. Spekulationen über Unehrlichkeit bezüglich seiner christdemokratischen Parteizugehörigkeit kamen hinzu. Dabei habe er doch nur die Parteistreitigkeiten der Diestelmann-Affäre überwinden wollen und sei deshalb als Unabhängiger angetreten, sagt er heute.
Dazu munkelte man, es gehe Künz nur um das Geld. „Ich wollte es machen, um der Stadt aus einer schwierigen Situation zu helfen. Ich glaube, wenn ich von Anfang an mit offenen Karten gespielt hätte und als CDU-Kandidat angetreten wäre, dann hätte ich die Wahl gewonnen“, mutmaßt er. Gewohnt selbstsicher.
Nun aber ist er weiter Kirtorfs Bürgermeister geblieben und hinterlässt nach 42 Jahren Amtszeit eine Gemeinde, in der die demokratischen Strukturen ausgeprägt sind und in der sich die Menschen wohlfühlen, wie er selbst sagt. Vermissen werde er es, denn den Job habe er immer aus Leidenschaft gemacht. „Es war mein beruflicher Lebensinhalt, nah an den Menschen zu sein. Das wird sich jetzt ändern“, sagt der 68-Jährige, ehe er in gewohnt starker Stimme ergänzt: „Unter Menschen zu sein, das war für mich eine Lebensqualität , die mich so lange und erfolgreich im Amt hielt, ohne Skandal oder persönliche Auseinandersetzungen.“
Wieder klingelt das Telefon. Es wird Zeit, denn vor seinem offiziellen Abschied ist noch Einiges zu tun. Und zu verarbeiten. Denn dieser Schritt ist für Künz durchaus mit Wehmut verbunden. „In 42 Jahren war die Tür zu meinem Büro immer offen für die Belange aller Bürger“, sagt er. Jetzt sei es an der Zeit das nachzuholen, was er bei der Familie in den letzten Jahren verpasst habe. Vorher steht aber erst einmal eine kleine Reise mit seiner Frau an, ehe er in seine Heimat, sein Kirtorf, zurückkehren wird. Seit 42 Jahren das erste Mal nicht als Bürgermeister.
Von Luisa Stock
Endlich ist er weg, ich kenne ihn persönlich
Herr Schmidt,
was war denn Ihrer Meinung nach so schlimm an Ulrich Künz?
…zähl die schönen Stunden nur.
Als jemand, der Kirtorf hauptsächlich vom Durchfahren her kennt, bilde ich mir nicht ein, ein intimer Kenner der dortigen Verhältnisse zu sein. Nur wenn ich lese, dass da in einer „Stadt“ im oberhessischen Niemandsland ein vom Land gefördertes „Pilotprojekt“ [Warum denke ich dabei jetzt an den internationalen Großflughafen Kassel-Calden?] namens „Neue Mitte“ jetzt als größter Triumph ihres scheidenden Bürgermeisters gefeiert wird, das 18 Millionen Euro teuer ist [wenn’s reicht!] und bei nur 800.000 Euro Eigenleistung der Kommune ohne Finanzierung durch das europäische Förderprogramm gar nicht hätte realisiert werden können, kommen mir arge Bedenken.
Und das als größter Erfolg in der 42-jährigen Amtszeit des dienstältesten Bürgermeisters in Deutschland so hoch gelobte Projekt gibt es noch nicht einmal:
„Vor drei Jahren wurde es angestoßen, jetzt wird das Gebiet erschlossen und die ersten Baumaßnahmen finden statt. Spätestens im September sollen die Hochbaumaßnahmen […] starten“…
Daheim in Wolkenkuckucksheim. Ein älterer Artikel der Oberhessischen Zeitung (https://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/vogelsbergkreis/kirtorf/wenn-hauser-sturzen_17381936) lässt nicht gerade auf einen Hotspot der Stadtentwicklung schließen, wo ideenreiche Investoren später viel Geld verdienen werden. Das läuft anderswo unter „Dorferneuerung“. Baufälliges wird abgerissen. Das alte Kirtorf verliert ein Stück weit sein traditionelles Gesicht. Stattdessen werden Flächen frei, die auf die inzwischen übliche Weise genutzt werden sollen: Stellplätze, ein regionaler Wochenmarkt, „die Fläche auch für Events und als öffentlichen Treffpunkt nutzen, eventuell eine Solartankstelle einrichten sowie einen Rastplatz und eine Elektroladestation für E-Bikes am regionalen Radweg“ – alles gut und schön, aber – gähn! – nichts neues. Solche Projekte kümmern in ganz Deutschland bereits vor sich hin. Aufbau Ost im Westen. Geld versenken und an die Zukunft denken. Schön reden lässt sich schließlich alles. Es gehe bei dem „Großprojekt“ darum, so zitiert die Zeitung den Bürgermeister Ulrich Künz, „die Mittelpunktfunktion, die die Kerngemeinde hat, zu stärken“ und darum, „Kirtorf in der Region des Altkreises Alsfeld eine besondere Bedeutung zukommen zu lassen“. Ja, für eine gestärkte Mittelpunktfunktion und eine besondere Bedeutung Kirtorfs in der Region des Altkreises Alsfeld – zu Deutsch also für heiße Luft – kann man schon mal ein paar Milliönchen verbraten. Aber wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe. Hünz und Künz wird es vielleicht nicht mehr betreffen. Aber um Hinz und Kunz muss man sich Sorgen machen.
Kall erstellen Sie doch selbst eine Liste für die Kommunalwahl und treten damit an. Wenn Sie mit der FWG/CDU Fraktion unzufrieden sind oder treten Sie doch in die FWG/CDU oder in die SPD/UWL ein. Dann können Sie auch meckern. Ich finde die FWG/CDU Fraktion hat genug Junge aber auch alte Fähige junge Leute. Die SPD/UWL hat auch meiner Meinunt nach fähige Leute. Also wenn Sie meinen in Kirtorf ist alles schlecht packen Sie sich selbst an die Nase und treten Sie mit Ihren Ideen an.
Mfg Luca Korell JU
Nein, Herr oder Frau Luca Korell (JU), meckern darf auch der, der keine eigene Liste für die Kommunalwahl aufgestellt hat oder in eine der örtlich aktiven Parteien eingetreten ist. Siuehe Art. 5 GG! Sie sind zwar in der Jungen Union (Das sind die, die bis 35 noch bei den Eltern wohnen und dieslbe Partei wie die Großeltern wählen!), und man muss Ihnen von daher eine gewisse Naivität nachsehen. Aber die Vogelsberger-Kita-Verhaltensregeln gelten in der Politik eben nicht mehr. Sätze wie „Also wenn Sie meinen in Kirtorf ist alles schlecht, packen Sie sich selbst an die Nase und treten Sie mit Ihren Ideen an.“ höre ich seit Jahrzehnten. Angesichts der Erfahrungen, die junge Menschen in Parteien machen, halte ich solche Kita- oder Pfadfindersprüche für zynisch. Es mag den Typ „Junges Chamäleon“ geben, der sich jeder Umgebung nahtlos anpassen kann und in den Gliederungen der Parteien immer mit- und im günstigen Moment dann an der Konkurrenz vorbei ganz nach oben schwimmt. Das sind dann so Figuren wie Philipp Amthor, die selbst in einem Wachsfigurenkabinett noch zu den Gesichtsältesten zählen würden (siehe https://www.youtube.com/watch?v=j5QgH6RshQY&feature=youtu.be&t=4). Wer als junger Mensch in eine Partei eintritt, lernt als erstes, dass die Demokratie eine Schnecke ist, und zweitens, dass in einem Staatswesen nichts so ist, wie es in der Verfassung oder den Heftchen der Bundeszentrale für politische Bildung steht. In der Politik geht es um Interessen, um das größere Stück vom Kuchen, und darum, der Mehrheit des Volkes weis zu machen, dass ein paar Krümel genau so gut schmecken wie der ganze Bäckerladen. Um das zu erreichen, wurde die politische Lüge erfunden. Und das Instrument der Anpassung. Das vor allem muss ein Politiker lernen: Zu Lügen und sich nach allen Richtungen anzupassen. Die Widersprüche des „Systems“ sind so brutal, dass eine „ehrliche Haut“ mit einer „guten Idee“ gar nicht erst anzutreten braucht.
Nicht umsonst finden Parteien unter den Jungen wie den Älteren immer weniger Zustimmung (siehe https://www.bundestag.de/resource/blob/435464/985f9c8eb87f7d7e547ba6491fbef988/wd-1-020-16-pdf-data.pdf). Der Hauptgrund: Verlogenheit. Man verfolgt ganz andere Ziele als man sie dem Volk vorgaukelt. Beispiel Unterwanderung des Mindestlohns (vgl. https://www.deutschlandfunk.de/mindestlohn-kontrolle-der-zoll-ist-nicht-gut-aufgestellt.694.de.html?dram:article_id=443161). Die CDU wollte ihn nie und sorgt durch gezielte Desorganisation beim Zoll dafür, dass behördliche Kontrollen wirkungslos bleiben. Die SPD kloppt nur „radikale“ Sprüche, um sich dann in der Groko schön konform zu verhalten. Ändern tut sich überhaupt nichts. Hasuptsache, die Partei bleibt irgendwie am Leben. Und morgen werden dann wieder ein paar Krümel verteilt, um dem Wahlvolk soziales Engagement zu suggerieren. Neulich erst hat Klaus von Dohnanyi bei Markus Lanz die fehlende innerparteiliche und innerparlamentarische Diskussion um die drängenden Fragen der Zukunft ganz massiv kritisiert und en passant noch die Bombe platzen lassen, dass die wahre Schuldige für den Aufstieg der NSDAP am Ende der Weimarer Zeit seine eigene Partei, die SPD, gewesen sei (siehe https://www.youtube.com/watch?v=6Hw-sr-0lvk&feature=youtu.be&t=2361). Und da soll es ausreichen, sich „an die eigene Nase zu packen“ und „mit seinen Ideen anzutreten“? Da geh ich doch lieber Zitronen falten.
Ja meine Großeltern wählen die CDU, weil Sie Teilweise selber Mitglied sind. Ich habe mich vor dem Eintritt in die JU erkundigt und gemerkt das man mit den anderen Parteien hier im Vogelsberg nichts Anfangen kann. Ich kenne keine JUSOS, Junge Grüne oder Junge Liberale hier in der nähe. Die CDU vertritt halt einfach meine Ideen was die anderen Parteien nicht machen.
Gruß
Wie hohl diese Aufforderung an „Unzufriedene“ ist, sich doch selbst in der Kommunalpolitik zu engagieren, statt „immer nur zu meckern“, zeigt diese Zuschrift unter einem anderen Artikel (https://www.oberhessen-live.de/2019/03/10/abschied-von-einem-buergermeister-der-herzen/), ebenfalls an „Kall“ adressiert:
„Du hast kommunalpolitisch nie was erreicht, wolltest groß was werden, und jetzt wo Du gescheitert bist, hackst du ständig auf dem Künz und allem rum. Mein Opa sagte immer wer nix wird wird Wirt. Wer gar nix wird wird Bahnhofswirt und ist ihm das auch nicht gelungen, reist er mit Versicherungen. Denk mal drüber nach.“
Das zeigt doch, in welchem Konformitätszwang Kommunalpolitik häufig stattfindet: Wer anderer Meinung ist als die Mehrheit, muss mit Ausgrenzung rechnen. Wer sich da mit eigenen Ideen einbringen will, hat nicht den Hauch einer Chance. Und wer es dennoch tut, bekommt vorgehalten, dass er nur gemeckert und sich selbst nicht engagiert habe. Da platzt dir der Kopp!
Der Rettungsanker für Alsfeld. So so Herr Künz. Alsfeld hat Sie mit Sturmlaternen gesucht. Witzbold. Das Srungtreppchen nutzen um wohlmöglich nochmals Landrat zu werden. Das Hosentaschen so groß sein können.
Wer glaubt das Künz wahrhaftig weg ist, glaubt auch das Zitronenfalter Zitronen falten.
Er wird das Parlament wenigstens noch bis zur nächsten Kommunalwahl weiter beherrschen. Es bedarf dringend einer neuen Liste, der seiner CDU/ FWG die Stirn bieten kann. Diese würde dem neuen Bürgermeister Andreas Fey die Arbeit um ein vielfaches erleichtern.
Steinmeier, der Werte Herr heißt Steinmeier, nicht Steinmeyer! Alles gute Uli! Du warst der Beste!