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Nach Hinweis von OLMarktplatzumfrage leicht manipulierbar – Stadt bessert nach

ALSFELD (jal). Die neue Online-Umfrage der Stadt Alsfeld ist seit Jahresbeginn freigeschaltet. Bis vor Kurzem gab es keinerlei Schutz davor, mehrfach abstimmen zu können. Das ist nun geändert. Doch eine wirklich effektive Methode scheitert an den Gesetzen zum Datenschutz.

Die Tage erhielt Oberhessen-live Post von einem Leser. Darin stand, dass die neue Umfrage, die die Stadt Alsfeld aufgrund der Vorarbeit unseres Magazins starten wollte, um die Vorlieben der Alsfelder für eine Neugestaltung des Marktplatzes zu ermitteln, bereits online verfügbar sei und funktioniere. Und zwar ohne irgendwelche technischen Hürden, die ein mehrmaliges Absenden verhindern. „Ich hab schon 4 Mal abgestimmt. :-)“ war in der Mail zu lesen.

Ein Test von OL ergab, dass dies tatsächlich möglich war. Man musste lediglich Angaben wie sein Geschlecht und den Wohnort eintragen, um das Webformular abzusenden. Eine der inhaltlichen Fragen musste man nicht beantworten. Das lies sich beliebig oft mit dem selben Gerät wiederholen.

Dabei gibt es Methoden, die solche Manipulationen zumindest erschweren. Man muss wahrlich kein Hacker sein, um diese Einrichtungen zu umgehen, ein bisschen tiefergehendes Computerwissen ist dafür allerdings schon von Nöten. Der Schlüssel für dieses Vorgehen liegt zum einen in den sogenannten Cookies und zum anderen in der IP-Adresse eines jeden Internetnutzers.

Cookies und IP

Cookies sind kleine Textdateien, die beim Internetsurfen auf dem jeweiligen Gerät des Nutzers gespeichert werden und der Internetseite helfen, sich das Gerät zu merken. Cookies lassen sich in den Einstellungen eines jeden Browsers löschen. Wer das nicht weiß oder wem das zu aufwendig ist, der kann mit einer solchen Sperre nur ein Mal abstimmen.

Eine andere Möglichkeit wäre das Speichern der IP-Adresse des Nutzers. Die IP ist eine Kennung, die jedem Gerät im Internet spezifisch zugewiesen wird. Man kann seine IP wechseln oder verschleiern – aber auch dazu ist wieder Wissen nötig, das längst nicht jeder Internetnutzer hat.

OL fragte bei der Stadt nach, warum keine dieser Methoden verwendet worden sei, um die Umfrage zumindest etwas gegen mögliche Manipulationen abzusichern. Offenbar war das akute Problem des Fehlens sämtlicher Hürden für eine Mehrfachabstimmung im Rathaus so noch nicht bekannt. Bürgermeister Stephan Paule teilte schließlich mit, dass der technische Dienstleister, mit dem die Stadt bei der Umfrage zusammenarbeite, vergessen habe, ein entsprechendes Häkchen zu setzen. Das habe man nun nachgeholt. Und tatsächlich: Seit Donnerstagmittag erschwert eine Cookie-basierte Sperre mehrmaliges Abstimmen. Zudem muss man nun Datenschutzbestimmungen akzeptieren, um die Umfrage überhaupt absenden zu können.

Datenschutz ist sowieso bei der ganzen Sache ein wichtiges Stichwort. Denn generell habe man sich bei der Stadt schon Gedanken gemacht, wie man die Umfrage gegen Mehrfach-Abstimmungen sicher machen wolle, heißt es. Dabei habe es die Idee gegeben, Daten aus dem Melderegister abzufragen. Jedem gemeldeten Alsfelder hätte somit ein Code zugewiesen werden können, mit dessen Eingabe er einmalig hätte abstimmen können. Diese Methode hielt auch ein von OL befragter örtlicher IT-Experte für die sicherste.

Die Datenschutzbestimmungen hätten dies kurzfristig jedoch unmöglich gemacht, hieß es von der Stadt. „Es gelten da Vorlauffristen von sechs Monaten“, sagte Paule. Hinzu komme, dass man bei der Stadt gerne auch die Meinungen von Jugendlichen wüsste. Doch um die überhaupt direkt anschreiben zu dürfen, müsste man zunächst die Eltern um Erlaubnis fragen. Zuviel Aufwand am Ende für eine Umfrage wie die einer Marktplatzgestaltung. Ebenso wie eine urnengestützte Befragung, die in einem echten Wahllokal abzuhalten wäre.

Alle Haushalte per Post informiert

Schließlich habe man sich für eine netzbasierte Umfrage und gängige Sicherheitsmethoden wie das Speichern von Cookies entschieden – nur sei dort eben vergessen worden, das Häkchen zu setzen. Nach und nach sollen alle Haushalte in Alsfeld in dieser Woche über die Umfrage postalisch informiert worden sein. In den Unterlagen finden sich Erklärungen und der Link zur Umfrage im Netz.

„Mit der entsprechenden Energie lässt sich jede Umfrage manipulieren, das hat man auch bei dem Voting von Oberhessen-live gesehen. Wir glauben jedoch, dass selbst wenn das einige Leute tun, das Ergebnis nicht weit abweichen wird“, sagte Paule.

Wie oft die Umfrage bereits abgeschickt wurde, bevor der fehlende Cookie-Schutz aktiviert war, konnte man bei der Stadt auf Anfrage nicht umgehend beantworten. Der für die Befragung hauptsächlich zuständige Mitarbeiter befindet sich im Urlaub.

3 Gedanken zu “Marktplatzumfrage leicht manipulierbar – Stadt bessert nach

  1. Moin, ich habe an der Umfrage teilgenommen.
    Die Möglichkeit über den gleichen PC weiter an der Umfrage teilzunehmen ist weiterhin gegeben.

    Sicherheit ist da keine vorhanden!

  2. Auch wenn viele kein Facebook haben, könnte man die Stimmen der Jugend über Facebook abfragen, da es äußerst aufwendig ist, sich mehrere Accounts zu erstellen.

    Eine etwas altertümliche Methode in der heutigen Zeit wäre, eine Abstimmungsurne am Marktplatz aufzustellen und jedem Bürger und jeder Bürgerin einen Stimmzettel zukommen zu lassen, welcher bis zu einem Stichtag in diese Urne befördert werden könnte.

  3. Mein Mann und ich nutzen einen gemeinsamen Computer. Somit könnte jetzt ja prinzipiell nur einer von uns an der Umfrage teilnehmen. Oder sehe ich das falsch? Das kann aber doch auch nicht Sinn der Sache sein. Für uns persönlich wird es wahrscheinlich nicht so relevant sein, da ich schon vor der Erkenntnis der Panne abgestimmt habe. Oder werden die bereits abgegeben Stimmen jetzt wieder gelöscht?

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