Bescheidene Weihnachtswünsche älterer Menschen„Zu Weihnachten wünsche ich mir nur eins: Gesundheit“
ALSFELD (ls). Mit Heiligabend ist das heutzutage so: Auf die Geschenke kommt es an – jedenfalls macht es so häufig den Eindruck. Das neuste Handy, eine Reise, teurer Schmuck, haufenweise Spielsachen, Spielekonsolen und vieles mehr landen da nicht selten unter dem Baum. Für eine Gruppe von Bewohnern im Seniorenheim „Haus Stephanus“ spielen solche Geschenke keine Rolle. Nein, hier ist man sich einig: Alles was man sich wünscht, ist Gesundheit.
Das Mittagessen ist gerade vorbei, aber nicht alle Bewohner des Alsfelder Seniorenheims „Haus Stephanus“ haben das Café Goethe verlassen. Eine kleine Gruppe aus 13 älteren Damen und Herren sitzt an einem langen Tisch und und unterhält sich, während von den Pflegerinnen Kaffee und Wasser ausgeteilt wird und Plätzchen auf dem Tisch drapiert werden. Es ist eine aufgeschlossene, lustige Runde. Es wird gelacht und sich unterhalten. Das Thema am Tisch: Natürlich Weihnachten.
Es ist Mittwoch, etwa 13 Uhr. Fünf Tage nur noch, dann steht Weihnachten vor der Tür. Zeit sich erinnern. „Früher durften wir normalerweise nicht ins Wohnzimmer. Zu Weihnachten aber durften wir rein, das allein war schon etwas ganz Besonderes“, sagt eine ältere Dame am Anfang des Tisches. Es folgt zustimmendes Nicken von den anderen Bewohnern. „Zu Weihnachten war mein Vater zu Hause. Das war etwas ganz Besonderes“, erinnert sich ein anderer Bewohner, „als Soldat war das zu Zeiten des Krieges nicht selbstverständlich“. Dieses Jahr feiert ein Großteil der Bewohner Heiligabend zwischen Gottesdienst, Gedichten, der Weihnachtsgeschichte, weihnachtlichen Liedern und einem gemütlichen Beisammensein im Seniorenheim. Andere wiederum besuchen ihre Familie.
Geschenke habe es früher selten gegeben. „Meine Kindheit war zu Kriegszeiten, da haben die Menschen nichts gehabt und auch nach dem Krieg war es erst einmal nicht besser. Weihnachten war eher ein Familienfest, weniger ein Fest der Geschenke“, erzählt eine weitere Bewohnerin. Es wurde gesungen, um den Tannenbaum gesessen und Gedichte vorgetragen. „Bei uns gab es einen Weihnachtsteller für die Kinder auf dem Plätzchen, Nüsse und Apfelsinen lagen“, erzählt sie weiter. Ansprüche wollte und konnte man damals nicht stellen.
Vielleicht mit ein Grund, weshalb auch heute noch die Wünsche zu Weihnachten bescheiden sind. „Zu Weihnachten wünsche ich mir nur eins: Gesundheit. Das ist das wichtigste überhaupt. Sonst brauche ich nichts – ich habe alles“, sagt die gleiche ältere Dame vom Anfang des Tisches und lächelt zufrieden. „Zwei Meter Schnee würde ich mir wünschen – nicht für mich, sondern für meine Urenkel, damit sie draußen spielen können“, sagt ein älterer Mann. Gesundheit, ein glückliches Leben und eine friedliche Familie, stimmen auch die andern zwölf Anwesenden am Tisch zu.
Bescheidene Wünsche. „Das würde ich nicht sagen, Gesundheit ist eines der größten Geschenke, die man bekommen kann und damit ein sehr großer Wunsch“, sagt die Dame am Ende des Tisches im hellblauen Pullover. Ein Wunsch, auf den es im Leben wirklich ankommt.
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