Christiane Kasper und die Bigband der Albert-Schweitzer-Schule lesen und spielen für den Abi-JahrgangSpooky Schulpsychologin trifft besten Sound Hessens in der Krebsbach
ALSFELD (ol). Jeder Abi-Jahrgang braucht Geld – dieser ganz besonders. Denn nachdem eine Firma aus Süddeutschland die Schülerinnen und Schüler wegen einer Rechteverletzung um mehrere tausend Euro erleichtert hatte, war noch ein wenig mehr Ebbe in der Kasse der diesjährigen Abiturienten, als dies ohnehin meistens der Fall ist. Deshalb gab es in der ASS eine Benefizveranstaltung aus Lesung und Konzert.
Bereits direkt nach Bekanntwerden dieser unglücklichen Aktion hatten mehrere Menschen für den Abi-Jahrgang gespendet, ließ die Schule wissen. So sei anlässlich eines Trauerfalls explizit für den Schulsozialfonds gespendet worden, Geschäftsleute der Region haben den Jahrgang unterstützt, genauso wie ehemalige Schülerinnen und Schüler und Freunde der Schule. Weiter heißt es in der Pressemitteilung, um nun noch das restliche finanzielle Loch stopfen zu können, hatten die Abiturienten eine ziemlich gute Idee, die nicht nur Geld einbringen sollte, sondern auch noch sehr viel Freude verbreitete.
Ein Zeichen für das gute Miteinander an der Schule
Und so stand am Samstagabend die Aula am Standort der Albert-Schweitzer-Schule in der Krebsbach ganz im Zeichen von Literatur und Musik. Die frischgebackene beste Schul-Bigband Hessens hatte sich mit der Autorin Constanze Keidel (im richtigen Leben als Christiane Kasper Lehrerin an dem Alsfelder Gymnasium) zusammengetan, um im Rahmen einer Benefizveranstaltung für Einnahmen für den Abi-Jahrgang zu sorgen. Christian Bolduan, stellvertretender Schulleiter, freute sich sehr über das Engagement der Schülerinnen und Schüler, die zusammen mit den Akteuren eine gemeinsame Schulaktion auf die Beine gestellt hatten – ein Zeichen für das gute Miteinander, ganz im Sinn der Schule.
Mit „Shut up and dance“ eröffnete die Bigband unter der Leitung von Martin Wilhelm den Abend zur Freude des Publikums, dem die Musikerinnen und Musiker als zweites Stück eines der drei Siegerstücke aus dem Wettbewerb lieferten. „It don’t mean a thing“ swingte es von der Bühne, die sodann Christiane Kasper einnahm. Sie nahm die Gäste mit in ihr Spiel aus Wahrheit und Fantasie, in dem sie sich selbst in die Autorin Constanze Keidel verwandelte. Nichtsdestotrotz hatte ihr Alter Ego große Ähnlichkeiten mit ihr selbst – aufgewachsen beispielsweise in einem hessischen Dorf nahe der A5, die sich wie eine Konstante durch ihr Leben zog -, ebenso wie es später im Roman eindeutige, wenn auch „völlig unbeabsichtigte“ Ähnlichkeiten mit Akteuren des hiesigen Schullebens gab, die vielen der Anwesenden sehr direkt sehr bekannt vorkamen.
Eine Mischung aus Musik und Literatur
Constanze Keidel startete mit einer Gebrauchsanweisung und einem einführenden Rahmen ihres Buches – so kommt es wohl, wenn eine Autorin Deutschlehrerin ist und sich als Schreiberin ganz offenbar und voller Lust dem Kitsch ergeben hat – erklärterweise, um mit dem Buch reich und berühmt zu werden: Ein Bestseller und Blockbuster sollte es schon werden. Und darum, so Keidel freimütig und mit viel Spaß dabei, habe sie auch hemmungslos geklaut bei Werken, die es in den letzten Jahren zu diesbezüglichem Ruhm gebracht hatten. Ihr Roman „Sturmgründe“ sei eine Mischung aus „Harry Potter“, „Twilight“ und „Fifty Shades of Grey“, wobei die Recherche in letzterer literarischer Reihe ihr nach eigenem Bekunden mehr Pflicht als Freude war – zumindest am Anfang.
Im Wechsel mit dem hervorragenden Spiel der Bigband, die sich ganz offensichtlich freute, an diesem Abend mitzuwirken, nahm die Autorin ihre Zuhörer mit auf das Internat „Altenstein“, in dem ihre Protagonistin, die vom Schicksal gebeutelte und nach einem Neuanfang suchende Schulpsychologin Catharina C. Jung, anheuert. Hier wohnt die junge, sensible Frau in dem ehemaligen Kerkertrakt neben der Folterkammer. Hier begegnet sie einer geheimnisvollen gespenstischen Köchin und hier nimmt das Schicksal seinen Lauf – zunächst in Form eines unglaublich schönen Mannes, der anfangs nur von der Ahnengalerie der Altensteins auf sie herabblickt.
Dabei entpuppte sich Constanze Keidel als witzige Autorin, der es gelingt, eine intensive Spannung aufzubauen. Als Meisterin des Cliffhanger beendete sie ihre Lesung mit der Frage, was wohl auf dem Waldfriedhof der Altensteins passiert, was es mit dem geheimnisvollen Schönen auf sich hat und was am Ende gar das Trauma der Psychologin ist.
Fragen über Fragen, die die Bigband während und nach der Lesung mit richtig gutem Jazz und Swing ausklingen ließ, nachdem sich im Namen des Abi-Jahres Henrieke Schäddel bei allen Beteiligten und Sponsoren bedankt hatte. Bleibt zu hoffen, dass am Ende der Veranstaltung ein großes Plus in der Kasse zu dem großen Plus an „Lernen fürs Leben“ hinzukam.
Klasse Lesung am Sonnabend! Bin froh, nicht auf dem Sofa gesessen und Champions League gesehen zu haben! Lob an die Autorenkollegin und die Musikanten ;)