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Nach offenem Brief: Debatte um Kita-Standorte in AlsfeldPaule weist Kritik der Wichtelland-Eltern zurück

ALSFELD (jal). Der Elternbeirat der Alsfelder Kita Wichtelland hat einen offenen Brief an die Stadt verfasst und darin beklagt, die Eltern würden zu wenig in den Entscheidungsprozess um die Zukunft der Alsfelder Kitas eingebunden. Auf Anfrage meldet sich nun Bürgermeister Stephan Paule zu Wort – und reagiert irritiert. Es sei bereits ein großes Treffen mit Eltern und politischen Entscheidern geplant – und zwar schon am Donnerstag.

„Der Brief des Elternbeirat klingt so, als sei eine Standortentscheidung für den Neubau einer Kita schon getroffen und die Eltern würden nicht beteiligt. Das stimmt, wie Sie wissen, nicht“, teilt Paule schriftlich mit. Den offenen Brief der Wichtelland-Eltern im Wortlaut finden Sie hier.

Laut Paule sind die Eltern bereits an mehreren Terminen mit den Plänen der Stadt was die Kitas betrifft in Berührung gekommen und seien mit einbezogen worden. So seien beispielsweise Eltern der Wichtelland-Kinder bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie anwesend gewesen, in der acht Neubau-Standorte und weitere Varianten zur Neuaufstellung der Kitas untersucht worden sind.

Des Weiteren habe es ein Treffen CDU/UWA-Koalition mit dem Elternbeirat der Kita gegeben, an dem er selbst teilgenommen habe. „Tenor war, dass man seitens der Eltern mit der Arbeit der Kita, insbesondere des Personals und der städtischen Trägerschaft sehr zufrieden ist. Einen definitiven Standortwunsch für einen Neubau haben die Eltern dabei nicht geäußert“, heißt es von Paule.

Der Goethepark: Diesen Standort für einen Kita-Neubau präferiert der Elternbeirat der Kita Wichtelland. Foto: ls

Der Goethepark: Diesen Standort für einen Kita-Neubau präferiert der Elternbeirat der Kita Wichtelland. Foto: ls

Bei einer zweiten öffentlichen Ausschusssitzung zu dem Thema seien keine Vertreter der Eltern anwesend gewesen. Jedoch sei dort beschlossen worden, dass es vor einer endgültigen Entscheidung ein großes Treffen geben solle. Dieses Treffen sei für diesen Donnerstag angesetzt. Eingeladen worden sind demnach die Leitung und das Personal der Kita Wichtelland, Mitglieder des Magistrats und des Sozialausschusses und der Elternbeirat der Kita Wichtelland.

„Die Einladungen wurden am 23. November an die Vorsitzende und die Stellvertreterin verschickt, müssten dem Elternbeirat also vorliegen, wenn sie nicht auf dem Postweg abhanden gekommen sind“, sagt Paule. Der Rathauschef ist etwas verschnupft und irritiert darüber, dass der Elternbeirat nicht das angesetzte Treffen abwartet und stattdessen zu einem in seinen Augen unpassendem Moment an die Presse geht. Trotz mehrfachen schriftlichen Kontakts zum Elternbeirat und mehreren verstrichenen Fristen erhielt Oberhessen-live am Dienstag keine Antwort auf gestellte Fragen, Anrufe blieben unbeantwortet.

Paule: Neubau ist „richtig und notwendig“

Paule nutzt die Gelegenheit, nochmals zu unterstreichen, dass er prinzipiell für einen Neubau ist, für den es wohl eine breite Mehrheit im Stadtparlament geben werde und den er für „richtig und notwendig“ hält, auch wenn die Kosten von drei Millionen Euro „schwer zu stemmen“ seien.

Alle Argumente würden gehört und gegeneinander abgewogen – die der Eltern, die des Personals und die der Bauexperten. Entscheiden würde aber letztendlich das Stadtparlament. „Ein Automatismus, dass zwingend der vom jetzigen Elternbeirat präferierte Standort gewählt wird, besteht nicht. Ernst genommen wird er.“

Die Stadt ist bislang für einen Kita-Neubau bei der Feldstraße. Foto: ls

Die Stadt ist bislang für einen Kita-Neubau bei der Feldstraße. Foto: ls

Die Eltern sprechen sich in ihrem Brief unter anderem für den Goethepark als Platz für einen Kita-Neubau aus, die CDU/UWA-Koalition präferiert momentan ein Baugrundstück bei der Feldstraße. „Die Politik muss sich für den Standort entscheiden, der langfristig für die Stadt am besten ist, auch für die Zeit in der die Kinder der heutigen Elternbeiräte die Kita schon verlassen haben werden“, argumentiert Paule dabei.

Zeit ist ein gutes Stichwort. Für Michael Riese von der ALA-Fraktion ist nämlich schon zu viel davon vergangen. „Wir brauchen einen weiteren Kindergarten, das war auch schon ohne die Machbarkeitsstudie vor 1,5 Jahren klar“, sagt er. Riese findet es richtig, dass sie Meinungen der Eltern in einer Art Rundem Tisch Gehör finden.

Noch mehr sogar: Weil er nicht nur im Grünen liegt, sondern zudem auch gut erreichbar sei, müsse der Vorschlag der Eltern zum Goethepark tatsächlich näher betrachtet werden. Ein Standort am Stadtrand ginge überhaupt nur, wenn es dorthin einen Bussshuttle gebe.

Riese: bestehende Kindergärten nicht vergessen

Riese mahnt, bei all der berechtigten Diskussion über einen Neubau nicht die bestehenden Kindergärten und Kitas aus den Augen zu verlieren, die dringend modernisiert werden müssten. „Bei diesem Thema neigen Bürgermeister und Koalition zwar zur allgemeinen, aber unverbindlichen Zustimmung – ohne Festlegung darauf, was in welchem Zeitraum geschehen soll“, heißt es von Riese.

Alexander Heinz, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtparlament, verweist ganz allgemein gehalten auf den Prozess, der nun ansteht. Zunächst sei das von Paule beschriebene nichtöffentliche Treffen geplant, bevor dann die Stavo eine „tragfähige Lösung“ beschließen müsse. Die nächste Stadtverordnetenversammlung ist für den 7. Dezember geplant.

Von Vertretern der UWA- und der SPD-Fraktion gab es zunächst keine Antworten auf die Anfragen von Oberhessen-live eingegangen.

Am Mittwoch verschickte die SPD-Fraktion schließlich eine Pressemitteilung, in der es hieß, sie wolle sich für die Sanierung der bestehenden Kitas stark machen. Deswegen hätten sich die Stadtverordneten auf gemacht und verschiedene Einrichtungen in der Region besucht. „Die Entscheidung über einen Neubau und eine Sanierung der bestehenden Kitas kann nicht vom grünen Tisch erfolgen, hier sind Gespräche mit den Menschen vor Ort unersetzlich“, wird der Fraktionsvorsitzende Dr. Christoph Stüber zitiert.

Swen Bastian, Unterbezirksvorsitzender der SPD, sagte dazu, Sanierungen seien trotz eines Neubaus notwendig, da nur so verhindert werden könne, dass die neue Kita von Eltern überrannt werde.

Die SPD-Fraktion besichtigt eine Kita der Region. Foto: privat

Die SPD-Fraktion besichtigt eine Kita der Region. Foto: privat

5 Gedanken zu “Paule weist Kritik der Wichtelland-Eltern zurück

  1. @ Ein Bürger aus Alsfeld
    Bei den vorhandenen Pflegeheime/Altenheime von Alsfeld haben Sie Recht. Hatte bei diesem Satz an die zuletzt gebauten oder vorhandenen Pflegeheime/Altenheime in Kirtorf, Homberg/Ohm, Röllshausen, Ziegenhain gedacht.
    Die Neubauten in Alsfeld (Rockel, Grünbergerstraße, Erlenteich) sind Wohnungen für betreutes Wohnen,zum Teil als Eigentumswohnung vorgesehen. Für diese Wohnungen würde sich kein Mieter/Eigentümer finden wenn diese außerhalb währen. Was ich sagen wollte, beim Bau von neuen Pflegeheime/Altenheime/ Kindergärten gibt es keine Lobby.Sieht man ja bei der Planung des Kindergartens. Der Bgm. sagt zwar alles offen,logisch kennt man ja? Ich setze 90 zu 10 für die Feldstraße. Bin mal gespannt.

  2. Mann, ich stimme ihrem Kommentar in weiten Teilen zu. Daumen hoch gabs auch ;-)

    Aber eine Frage, und da stimme ich nicht zu: Die ganzen Altenheime in Alsfeld sind doch sehr Innenstadt-nah? Und gerade die Neuund Ausbauten der letzten Jahre waren komplett in der Nähe der Innenstadt? Auch aktuell wird gleich 2 mal in direkter Nähe der Innenstadt gebaut?

  3. Niemand von uns steht unter Denkmalschutz, weder die Parlamente noch die Regierungen, nicht einmal das Staatsoberhaupt. Kritik muss sein.

    Norbert Lammert

  4. Zitat:
    „Ein Standort am Stadtrand ginge überhaupt nur, wenn es dorthin einen Bussshuttle gebe.“
    Welches 1-3 Jährige Kind nimmt den Bus? Wenn die Eltern gemeint sind bin ich mal gespannt wieviele Kinderwagen in unseren roten Bus passen… denn der wird sicher nicht vor der Haustür halten. Und hier ist ja sozusagen auch die Fahrgastsicherheit ein Thema bei Kleinkindern und keiner schleppt seinen Kindersitz mit in den Bus…

    Die Aussage kommt etwas weltfremd daher und in diesem Satz allein wurde die Feldstrasse ad acta gelegt…

    Prinzipiell finde ich interessant, dass sich nun auch das Wichtelland erwas aussen vorgelassen fühlt. Hier fehlt es anscheinend massiv an Kommunikation von Stadt Richtung Kitas. Man fühlt sich generell nicht mitgenommen…

    Auch gut, dass die Diskussion „nach einem nicht-öffentlichen Treffen“ am 06.12 weitergeführt wird… man hat ja familiär gesehen am Nikolaustag auch nichts anderes zu tun, aber vielleicht soll man auch nicht dabeisein…

    Wie wäre es einfach mal damit anzufangen immer alle Kitaleitungen und/oder Elternbeiräte 1-2 Wochen vorab zu informieren, dass eine Sitzung (geheim oder offiziell) ansteht. Das wäre transparent und würde auch zu einer belastbaren Diskussion führen, die nicht regelmässig zu Beiträgen in der Zeitung führen würde…

    Nebenbei – die Generation, die nun an den Rand der Gemeinschaft geschoben werden soll, zahlt mal die Rente für die Stadtverordneten…

  5. Das ist Politik! Gut ist dass sich die Eltern rechtzeitig gemeldet haben. Herrn Paule und die CDU/UUWA hatten sich meiner Meinung nach,ins geheime, schon festgelegt (Feldstraße).Wenn man die vergangenen Berichte der Stadt und den sogenannten unabhängigen gelesen hat,ist die Feldstraße das a und o. Das Filetgrundstück Goethepark für Kinder? Wir werden sehen wer da schon Schlange steht? Die Feldstraße ist am Rande der Stadt.Auch neue Pflegeheime/Altenheime entstehen meistens am Rande. Die Alten und Kinder gehören ins Zentrum. Weil die Alten und die Kinder ,das ausmacht wie Alsfeld heute ist .Und nicht wie die Parteien,welche auch immer, es gern hätten.

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