DGB-Aktion zu "Niedriglohn produziert Altersarmut" in Alsfeld am Schwälmer Brunnen„Prekäre Beschäftigung bedeutet Altersarmut“
ALSFELD (ol). „Niedriglohn verursacht Altersarmut“: Unter dieser These machten die Vorstandsmitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Vogelsberg nun auf die Situation von Arbeitnehmern im Niedriglohnsektor aufmerksam. Dazu trafen sie sich am Donnerstagvormittag an einem Infostand am Alsfelder Schwälmer Brunnen.
Unter dem Sammelbegriff „atypische Jobs“ fassen die Arbeitsstatistiker Minijobs, Teilzeit- und Leiharbeit sowie zeitlich befristete Arbeitsverhältnisse zusammen, so aus der Pressemitteilung des DGB. Eine aktuelle Studie der DGB-eigenen Hans-Böckler-Stiftung hab jetzt Trends auf dem mittelhessischen Arbeitsmarkt erfasst. Im Vogelsbergkreis mit seinen rund 107.000 Einwohnern gebe es demgemäß 17.300 atypische Arbeitsstellen – das seien rund 45 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse. Im Jahr 2003 waren es noch 36 Prozent. Das bedeute eine Umwandlung von 3.460 vollwertigen Arbeitsplätzen. Für alle vier mittelhessischen Landkreise betrage die Zahl der unsicheren Arbeitsplätze 203.000, was einer Zunahme von 34 Prozent entspreche.
Die Zahl der in Teilzeit Arbeitenden habe sich im Vogelsbergkreis von 5.700 auf gut 9.400 erhöht, die der Mini-Jobber von 6.700 auf 7.400. „Diese Entwicklung macht uns große Sorgen“, kommentierte DGB-Sekretär Ulf Immelt an einem DGB-Stand in Alsfeld am Schwälmer Brunnen: „Vielen Beschäftigten droht deswegen der soziale Abstieg sowie Altersarmut. Die private Riesterrente hat versagt. Damit drücken sich die Arbeitgeber um ihren Anteil für unsere Rente. Es ist Zeit zum Handeln!“.
Unterstützung durch SPD-Bundestagskandidaten Matthias Körner
Unterstützung fand die Aktion der Vogelsberger DGB-Aktivisten durch den SPD-Bundestagskandidaten Matthias Körner, der auch gleichzeitig Geschäftsführer des DGB Mittelhessen ist. „Im Koalitionsausschuss hatte die SPD in Berlin die Möglichkeit der Rückkehr in Vollzeitbeschäftigung – nach einem Zeitraum freiwilliger Teilzeitarbeit – vereinbart. Da mauert die CDU/CSU jetzt. Mit unserem gegenwärtigen Koalitionspartner ist eine zukunftsfähige Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik leider nicht zu machen“, beklagte der Sozialdemokrat, auf deren Magenta-farbigen Visitenkarte die Losung „Gerechtigkeit macht stark!“ aufgedruckt sei.
Als Gewerkschaftler und gelernter Maschinenschlosser gehe es ihm auch entscheidend um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: „Wenn beide Partner etwa 30 Stunden pro Woche arbeiten und sich gemeinsam um Kindererziehung kümmern können, das entspräche einer zeitgemäßen Familien- und Arbeitsmarktpolitik“. Ulf Immelt und der DGB-Kreisvorsitzende Bernhard Bender verwiesen auf eine aktuelle Beschäftigtenbefragung unter 600.000 Mitgliedern der IG Metall, die sich eine Flexibilisierung ihrer Arbeitszeit in der Weise wünschen, dass sie bei Bedarf nur 28 Wochenstunden Arbeitszeit haben, dafür aber auf eigenen Wunsch später wieder in Vollzeit weiterarbeiten.
Endlich über Inhalte reden statt zu spekulieren
Mit welchen Partnern könnte eine SPD-geführte Bundesregierung eine zugleich intelligente und arbeitnehmerfreundliche Arbeitsmarktpolitik ins Werk setzen? Matthias Körner mag nicht über Koalitionsoptionen spekulieren: „Lassen Sie uns doch endlich über Inhalte reden. Zu unserem Rentenkonzept gehört die ‚Haltelinie‘ von mindestens 48 Prozent des letzten Nettolohnes für künftige Renten. Die CDU will den Leuten 42 Prozent lassen. Da muss man halt sein Wahlrecht wahrnehmen und entsprechenden Mehrheiten ein Mandat zur Regierungsbildung geben. Auf die Fortsetzung der Großen Koalition hat in meiner Partei niemand Lust“.
Die 29-jährige Lisa Wüst ist ver.di – Mitglied, bei den sozialistischen „Falken“ aktiv und arbeitet als Organisationssekretärin beim DGB-Mittelhessen. Sie unterstützt die Aufforderung an die junge Generation, am 24. September ihr Wahlrecht wahrzunehmen. Auf dem von ihr verteilten Flyer „DEINE STIMME für eine GUTE RENTE“ gebe es den Hinweis auf eine Demonstration und Kundgebung am 25. August in Kassel (Auestadion), wo Annelie Buntenbach (DGB-BV) und Ver.di-Chef Frank Bsirske zum Thema „Rente-muss-reichen“ sprechen werden.
Schreibe einen Kommentar
Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.
Einloggen Anonym kommentieren