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Haushalt, Finanzen, GebäudeSynode des Evangelischen Dekanats Vogelsberg stellt Weichen für die Zukunft

VOGELSBERG/HERBSTEIN (ol). Am vergangenen Samstag fand die 8. Tagung der II. Dekanatssynode des Evangelischen Dekanats Vogelsberg statt, bei der der Haushalt 2025 und der Gebäudebedarfsplan einstimmig verabschiedet wurden. Auch eine unterstützende Resolution zur Verbesserung finanzrechtlicher Vorschriften für fusionierte Kirchengemeinden wurde verabschiedet. Ein Vortrag zum Thema Kirchenasyl hob die Bedeutung der individuellen Hilfe hervor.

Mit einem Gottesdienst am Morgen startete am vergangenen Samstag die 8. Tagung der II. Dekanatssynode des Evangelischen Dekanats Vogelsberg in Herbstein. Die Synode ist das Entscheidungsorgan aller evangelischen Christinnen und Christen in der Region und setzt sich sowohl aus Hauptamtlichen als auch aus Ehrenamtlichen zusammen.

Pfarrer Daniel Meyer sprach in der vollbesetzten evangelischen Kirche den Teilnehmenden Kraft und Erbauung für die Sitzung zu. In seiner Predigt brach er – obwohl oder weil die Arbeit in der Kirche jedes Engagement braucht – eine Lanze dafür, gut mit der eigenen Lebenszeit umzugehen. „Gönne dich dir selbst“, zitierte er den Abt Bernhard von Clairvaux, der dies bereits im 12. Jahrhundert riet. Im Rahmen des Gottesdienstes segnete Dekanin Dorette Seibert die Mitarbeiterinnen Linda Kalbfleisch und Annika Weber für ihren neuen Dienst im Dekanat.

Die Versammlung im Haus des Gastes leitete die ehrenamtlichen Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstandes (DSV), Präses Sylvia Bräuning. Sie begrüßte neben den Synodalen und Mitarbeitenden auch die Herbsteiner Bürgermeisterin Astrid Staubach und Bernd Staubach vom katholischen Pfarrgemeinderat, wie es in der Pressemitteilung des Dekanats heißt. Beide hatten jeweils ein Grußwort mitgebracht. Die Evangelische Jugend war zahlreich vertreten – hier begrüßte die Präses deren Vorsitzende Chiara Hohmann. Aus dem Nachbardekanat Büdinger Land war das DSV-Mitglied Michael Ludwig nach Herbstein gekommen, auch die Transformationsbeauftragte der Evangelischen Kirche für die Region Oberhessen Susanne Kuzinski nahm an der Synode teil. Des Weiteren waren Armin Habermann, Leiter der Regionalverwaltung Oberhessen, die beiden Kirchensynodalen Michael Koch und Thomas Ruppert sowie die Vorsitzende der Mitarbeitendenvertretung Petra Jahnel anwesend. Die Kollekte aus dem Synodengottesdienst war bestimmt für „Ärzte ohne Grenzen“ und betrug 378 Euro, gab Bräuning zu Beginn bekannt.

Als einen der wichtigsten Tagesordnungspunkte rief die Sitzungsleiterin den Haushaltsplan 2025 auf. Dieser war als sechzigseitiger Schriftsatz den Synodalen schon vor der Versammlung zugegangen, sodass größere Nachfragen ausblieben. Christoph Frenk, Geschäftsführer der Gemeindeübergreifenden (Kita-)Trägerschaft (GüT), skizzierte kurz den Haushalt seines Bereichs, mit 15,7 Millionen Euro der weitaus größte Block des Gesamthaushalts, der sich auf insgesamt über 18 Millionen Euro beläuft. Fast tausend Kinder werden in den fünfzehn Einrichtungen der GüT betreut, so heißt es; der größte Teil, nämlich 86 Prozent, seien hier Personalkosten. Refinanziert werde die Summe zur Hälfte durch die Kommunen. Andere Zuschüsse kommen vom Land, von den Elternbeiträgen und von den Mitteln der Landeskirche, die 8,5 Prozent in diese Arbeit gibt. „Man könnte meinen, das sei ein geringer Teil“, so Frenk, jedoch seien auch dies 1,3 Millionen, die die Kommunen einsparten. Darüber hinaus fänden diese keinen anderen freien Träger, der diese Beteiligung überhaupt stemmen könne. Die Versammlung folgte den Vorschlägen und Ausführungen zum Haushalt und beschloss diesen einstimmig. Auch den Vorschlägen zu den Vergaberichtlinien, also den Regeln, nach den Kirchengemeinden bzw. die neuen Nachbarschaftsräume Zuschüsse vom Dekanat beantragen können, folgten die Synodalen einstimmig. Hierbei geht es beispielsweise um Zuschüsse zu Freizeiten, Erstattung von Kosten für Teamer oder Anschubfinanzierung für innovative Zusammenarbeit.
Für Diskussionen sorgte im Anschluss eine Änderung finanzrechtlicher Vorschriften, die aktuell fusionierte Kirchengemeinden benachteiligt. Dazu folgte die Versammlung einem Antrag von Dekanin Dorette Seibert, der die Kirchensynode auffordert, hier nachzubessern.

Ebenfalls ein heißes Eisen sei der Gebäudebedarfs- und Entwicklungsplan. Dieser sieht vor, alle kirchlichen Gebäude in A, B, C zu klassifizieren, wobei C-Gebäude aus der solidarischen Finanzierung mit Unterstützung der Landeskirche komplett herausfallen – dieser Anteil soll 20 Prozent des Bestandes ausmachen. Alle Nachbarschaftsräume hatten ihre Gebäude – hauptsächlich Kirchen, Pfarrhäuser und Gemeindehäuser – bewertet, sodass die Dekanin dem Entscheidungsgremium Vorschläge unterbreiten konnte, die in den Regionen zwar schmerzhaft, aber zustimmungsfähig waren. Zum großen Teil sollen Pfarrhäuser und Gemeindehäuser veräußert werden, von den Kirchen wurden nur fünf von 105 der Kategorie C zugeordnet. Hier können sich auch Fördervereine bilden, um Gebäude im Bestand der Gemeinden zu erhalten; Veräußerungen sind auch in der Kategorie C nicht zwangsläufig. Die Synode stimmte auch diesen Vorschlägen zu.

Änderungen gab es auch bei den Abgeordneten aus dem Vogelsberg in die Kirchensynode, dem Entscheidungsgremium der EKHN. Karin Klaffehn war ausgeschieden, ihr Stellvertreter Pfarrer Michael Koch nachgerückt. Seine neue Stellvertreterin wurde Pfarrerin Julia Marburger. Aus den Reihen der Ehrenamtlichen schied Regina Kratz als Stellvertreterin für Thomas Ruppert aus. Seine neue Stellvertreterin ist Elvira Köhler. Beide neuen Stellvertreterinnen kommen aus dem Hohen Vogelsberg.

Eine weitere Personalie an diesem Tag war die Verabschiedung von Patricia Luft. Die Presse- und Öffentlichkeitsreferentin wechselt nach fünf Jahren von einer halben Stelle im Vogelsberg auf eine ganze im Nachbardekanat Gießener Land. Präses Sylvia Bräuning dankte ihr für ihr vielfältiges und kreatives Wirken. Insbesondere würdigte sie Lufts Einsatz im Bereich Social Media.

Eine Dreiviertelstunde Zeit nahm sich die Synode im Anschluss für einen Vortrag von Ralf Müller. Der ehemalige Referent für Bildung und Ökumene des Dekanats bekleidet seit zwei Jahren die Stelle des Fachreferenten für Flüchtlingsarbeit im Auftrag der EKHN in den Propsteien Nord-Nassau und Oberhessen. Er referierte unter der Überschrift „Der Einzelfall zählt“ zum Thema Kirchenasyl. Dazu stellte er vier Menschen vor, die von der Hilfe der Kirche profitiert haben, weil ihr Verfahren in der Zeit des Kirchenasyls neu geprüft werden konnte. Dabei ging es um Verstöße gegen die Menschenrechte in den europäischen Ländern, in die die Menschen nach dem Dublin-Verfahren hätten abgeschoben werden müssen, um mangelnde Gesundheitsvorsorge oder um Folter durch Polizisten. Müller betonte, dass Kirchenasyl kein Mittel ist, um gegen die Asylpolitik grundsätzlich zu protestieren, sondern um Menschen in ihren persönlichen Härtefällen zu helfen. Dazu müssen man auch die Erfolgsaussichten eines Kirchenasyls realistisch prüfen. Er erläuterte, was Kirchengemeinden dafür zu leisten haben und welche Unterstützung sie bekommen. Auch stellte er klar, dass der Staat das Kirchenasyl nach wie vor respektiere.

Die nächste Tagung der Synode findet am Samstag, dem 27. September, in der Gleentalhalle in Kirtorf statt.

Fotos: Traudi Schlitt

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