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Alsfelder Carneval Club bringt Lebensfreude in die SenioreneinrichtungWenn Fastnacht das Herz tanzen lässt

ALSFELD (ol). Der Alsfelder Carneval Club (ACC) brachte mit einer bunten Fastnachtsveranstaltung Freude und Gemeinschaft in das Haus Stephanus. Die Veranstaltung, Teil des Generationen-Gesundheitsnetzwerks, verband Jung und Alt durch Tanz, Musik und Humor und weckte bei den Bewohnern wertvolle Erinnerungen an vergangene Zeiten.

Es war kein gewöhnlicher Abend im Haus Stephanus. Es war ein Wirbelwind aus Farben, Musik und purem Leben. Wo sonst der Alltag in ruhigen Bahnen verläuft, bebte nun der Saal – nicht vor Ehrfurcht, sondern vor Lachen, Applaus und ausgelassener Freude, das berichtet das Haus Stephanus in einer Pressemitteilung.

Seit Jahren gehört die Seniorenfastnacht in Kooperation mit dem Alsfelder Carneval Club (ACC) zum festen Programm. Ein Generationenfest, das zeigt: Fastnacht ist mehr als ein närrisches Spektakel – sie ist ein Brückenbauer zwischen Jung und Alt.

Feuerwerk aus Tanz, Tradition und Erinnerungen

„Helau Stephanus! Helau ACC!“ hallte es über den „Marktplatz“ der Einrichtung, als die Garden mit fliegenden Fahnen einmarschierten. Die Tänzerinnen der Konfettigarde wirbelten in präzisen Formationen über die Bühne, die legendäre ACC-Tanzgarde begeisterte mit akrobatischen Sprüngen, während die „Springmäuse“ mit fließenden Bewegungen die Geschichte von Tarzan erzählten. Doch die wahre Magie geschah nicht auf der Bühne, sondern im Publikum. Erst schauten die Bewohner still zu, dann klatschten sie im Takt, bald strahlten ihre Gesichter. Erinnerungen blitzten auf. „So haben wir früher auch gefeiert!“, rief eine Seniorin mit leuchtenden Augen. Ein anderer, anfangs zurückhaltender Bewohner, summte plötzlich mit, als die ACC-Harlekins einen alten Schlager anstimmten. „Wenn ich die jungen Leute tanzen sehe, sehe ich uns früher auf den Bällen – das war eine schöne Zeit.“

Unbezahlbare Momente

Für Minh Luis, Projektkoordinatorin im Haus Stephanus, sind solche Momente unbezahlbar: „Fastnacht ist nicht nur Unterhaltung. Sie schenkt Lebensfreude, weckt Erinnerungen und verbindet Generationen.“

„Generationen-Gesundheitsnetzwerk“

Die Veranstaltung ist Teil des Hausprojekts „Generationen-Gesundheitsnetzwerk“, das durch das Förderprogramm „Altenheim – Mitte im Leben“ unterstützt wird. Ziel ist es, soziale Isolation zu durchbrechen und generationenübergreifende Begegnungen zu fördern. „Viele unserer Bewohner waren früher selbst aktive Karnevalisten. Heute bringen junge Menschen den Fastnachtsspirit zurück in ihr Leben“, erklärt Minh Luis. „Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und zeigt: Sie gehören noch immer dazu.“

Sandra Buhl: Fastnacht als Lebenselixier

Seit fast 40 Jahren prägt Sandra Buhl, Vizepräsidentin des ACC, das Vereinsleben als Tänzerin, Trainerin und Organisatorin. „Fastnacht ist für mich eine Lebenseinstellung“, sagt sie. Bereits als Kind stand sie auf der Bühne – eine Familientradition, die sie fortführt. Ihre Tochter trainiert die Springmäuse-Garde, ihr Sohn und selbst der Freund ihrer Tochter sind im Verein aktiv.
Neben ihrer Rolle als Trainerin der ACC-Tanzgarde choreografiert sie Showtänze. „Jeder Tanz erzählt eine Geschichte“, erklärt sie. Trotz ihres anspruchsvollen Berufs als medizinische Fachangestellte bleibt Fastnacht ihr Herzstück – auch wenn sie sich eingesteht, künftig „vielleicht mal einen Gang zurückzuschalten“.
Besonders am Herzen liegt ihr die Verbindung der Generationen. „Den Auftakt unserer Kampagne im Haus Stephanus zu feiern, ist eine Ehre“, sagt sie. „Fastnacht weckt Erinnerungen, verbindet Menschen und schenkt Freude.“

Büttenrede von Frieda Funk

Ein Höhepunkt war die Büttenrede von Frieda Funk, Nachwuchsrednerin des ACC. Mit treffsicherem Humor nahm sie das Familienleben in einer Fastnachts-Hochburg aufs Korn: „Bei uns hängt die ganze Wohnung voller Girlanden – und die Klospülung kommentiert jeden Erfolg mit einem Tusch!“ ACC-Präsident Torsten Funk war sichtlich stolz: „Dass so junge Leute mit Leidenschaft in die Bütt gehen, ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr.“

Garde mit Herz

Besonders beeindruckend war die ACC-Tanzgarde: Junge Frauen, die mit Perfektion und Energie über die Bühne wirbelten. Lene Raab, Johanna Krick und Anna Lena Schmidt trainieren seit Monaten für die Auftritte – neben Schule und Ehrenamt. „Jeden Mittwoch mindestens anderthalb Stunden, dazu Extraproben und Auftritte“, erzählt Lena Raab. „Aber es ist nicht nur das Tanzen – es ist das Gemeinschaftsgefühl, das uns antreibt.“
Viele Seniorinnen im Publikum hatten in ihrer Jugend selbst getanzt. Jetzt sahen sie, wie die junge Generation ihre Tradition fortführt. „Wenn ich die Senioren klatschen sehe, weiß ich, warum wir das machen“, sagt Anna- Lena Schmidt. „Es geht nicht nur um uns, sondern um das Lächeln, das wir schenken können.“

Fastnacht verblüfft – und begeistert

Nicht nur die Bewohner waren berührt, auch die Pflegekräfte, Angehörigen und Praktikanten. „Ich hätte nie gedacht, dass in einem Altenheim so eine große Show stattfindet“, gestand eine junge Praktikantin. „Ich bin sprachlos, wie viel Freude das hier allen bringt.“ Ein Abend, der zeigte: Fastnacht ist mehr als Kostüme und Klamauk. Sie verbindet, berührt und weckt Erinnerungen. Beim großen Finale endete das offizielle Programm – doch nicht das Fest. Bei hausgemachter Gulaschsuppe und Bowle wurde im Café Goethe weitergefeiert. Senioren und Tänzer saßen beisammen, erzählten, lachten und sangen. Ein Abend, der bewies: Fastnacht kennt kein Alter – sie lässt das Herz tanzen.

Foto: Minh-Luis/GFDE/Haus-Stephanus

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