Podcast-AG fördert MedienkompetenzDie Mikrofonhelden – Wie Kinder durch Podcasting ihre eigene Stimme finden
SCHWALMTAL (ol). Die Podcast-AG „Die Mikrofonhelden“ an der Cornelia-Funke-Schule in Schwalmtal, geleitet von Medienpädagoge Benjamin Kurz, bietet Kindern die Möglichkeit, ihre Medienkompetenzen zu entwickeln und ihre eigene Stimme zu finden. Mit kreativer Freiheit und ohne Leistungsdruck lernen die Kinder, Podcasts zu produzieren und sich mit Gästen, wie der bekannten Autorin Cornelia Funke, auszutauschen. Dieses pädagogische Angebot stärkt nicht nur die Sprachfähigkeiten der Kinder, sondern auch ihr Selbstbewusstsein und kritisches Denken.
Schulen sind längst mehr als reine Lernorte für Mathematik oder Rechtschreibung. Sie sind Lebensräume, in denen Kinder sich entfalten, ihre Interessen entdecken und Fähigkeiten entwickeln können, die sie weit über die Schulzeit hinaus begleiten. Arbeitsgemeinschaften (AGs) spielen dabei eine entscheidende Rolle: Sie bieten Raum für Kreativität, Selbstbestimmung und den Erwerb wichtiger Zukunftskompetenzen. Besonders medienpädagogische Angebote gewinnen zunehmend an Bedeutung, da Medien längst ein integraler Bestandteil des Alltags junger Menschen sind. Doch wie lernen Kinder, Medien nicht nur zu konsumieren, sondern sie selbstbewusst und reflektiert zu gestalten?
Ein bemerkenswertes Beispiel für ein solches Bildungsangebot ist die Podcast-AG der Cornelia-Funke-Schule in Schwalmtal, die von dem erfahrenen Medienpädagogen Benjamin Kurz geleitet wird. Hier lernen Kinder nicht nur das technische Handwerk des Podcastings, sondern erfahren auch, dass ihre Gedanken und Stimmen zählen – unabhängig von Alter, Perfektion oder gesellschaftlichen Erwartungen, wie Kurz in einer Pressemitteilung berichtet.
Benjamin Kurz – Medienpädagoge mit Herz und Haltung
Benjamin Kurz ist Medienpädagoge, Sozialpädagoge und Filmemacher mit langjähriger Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Als Dozent an der Akademie Remscheid gibt er sein Wissen an angehende Medienpädagoginnen, Lehrerinnen und Bibliothekar*innen weiter. Seine Workshops und Vorträge drehen sich um die Frage, wie Medien kreativ und kritisch in Bildungsprozesse integriert werden können. Dabei verfolgt er eine klare Haltung: Medien sind kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, das Menschen stärken und ihnen Ausdrucksmöglichkeiten geben soll.
In seiner Podcast-AG geht es ihm nicht um perfekte Aussprache oder makellose Sätze – vielmehr darum, Kindern zu vermitteln, dass sie gehört werden, dass ihre Gedanken wertvoll sind und, dass sie in der Lage sind, etwas Eigenes zu erschaffen. Jedes Kind ist wichtig, jedes Kind bringt etwas mit, das die Gruppe bereichert. Hier gibt es keinen Leistungsdruck, keine Bewertung – sondern die Freiheit, sich auszuprobieren. „Podcast kann jeder“, sagt Kurz überzeugt, „denn jeder hat eine Geschichte zu erzählen.“
Dass er für dieses Thema brennt, zeigt sich in seinem bisherigen Werdegang. Er wurde bewusst an die Cornelia-Funke-Schule berufen, um neben dem Medienunterricht eine Podcast-AG aufzubauen – eine Idee, die aus seinem eigenen Antrieb entstanden ist. Denn er weiß aus jahrelanger Erfahrung: Wenn Kinder die Möglichkeit haben, sich medial auszudrücken, stärkt das nicht nur ihre Sprachkompetenz, sondern auch ihr Selbstbewusstsein, ihre Sozialkompetenzen und ihre Fähigkeit, sich kritisch mit der Welt auseinanderzusetzen.
Die Mikrofonhelden – Wenn Kinder die Fragen stellen
Jeden Dienstag trifft sich die Podcast-AG „Die Mikrofonhelden“, bestehend aus neun Kindern, um eine neue Episode zu produzieren. Hier entscheiden die Kinder selbst, über welche Themen sie sprechen möchten. Manchmal geht es um Erlebnisse aus der Schule, manchmal um große Fragen des Lebens. Sie sprechen über Familie, Freundschaft, Ängste und Wünsche. Besonders spannend: Die Mikrofonhelden laden auch Gäste ein. Der Schulleiter Herr Alt stand bereits Rede und Antwort, und sogar eine Künstliche Intelligenz war schon „zu Gast“.
Was dieses Format so besonders macht, ist die Freiheit, die die Kinder dabei genießen. Niemand wird korrigiert, niemand muss sich verstellen. Wer leise spricht, spricht leise. Wer stockt, darf sich Zeit nehmen. Und wer laut ist, wird nicht gebremst. Es geht nicht darum, perfekte Journalist*innen auszubilden, sondern darum, Kindern einen Raum zu geben, in dem sie lernen, dass ihre Stimme zählt.
Das Podcasten bietet eine einzigartige Möglichkeit zur Persönlichkeitsentwicklung: Kinder üben sich im freien Sprechen, lernen, ihre Gedanken zu strukturieren, entwickeln Neugier für neue Themen und trainieren ihr Zuhören. Nebenbei setzen sie sich mit Technik auseinander – von der Aufnahme bis zum Schnitt. Ein Medium, das sie sonst meist nur konsumieren, wird plötzlich zu einem Werkzeug der Selbstausdrucks. Doch das vielleicht größte Erlebnis der bisherigen AG-Geschichte fand erst kürzlich statt: Ein Interview mit einer der berühmtesten Kinderbuchautorinnen der Welt.
Foto: Kurz
Ein exklusives Interview mit Cornelia Funke – live aus der Toskana
Es war ein Moment, den die Kinder wohl nie vergessen werden. Für ihre neueste Podcast- Folge konnten die Mikrofonhelden niemand Geringeren als Cornelia Funke für ein Gespräch gewinnen. Dank moderner Technik wurde sie live aus der Toskana zugeschaltet und nahm sich ausgiebig Zeit, die Fragen der Kinder zu beantworten.
Die Aufregung im kleinen Podcast-Studio war groß. Wie oft bekommt man schon die Gelegenheit, mit einer der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands zu sprechen? Doch Funke begegnete den Kindern mit einer Wärme und Offenheit, die alle Anspannung verfliegen ließ.
„Gibt es Geschichten, die noch niemand kennt?“ wollte ein Kind wissen. Funke lachte. „Ja, jede Menge! Es gibt immer Figuren die gerade zu mir gekommen sind und mir ihre Geschichten anfangen zu erzählen – das passiert gerade sehr stark.“
Foto: Kurz
Ein Kind stellte ihr die Frage: „Warum schreiben Sie eigentlich so gerne Kinderbücher?“ Cornelia Funke erklärte: Weil Kinder sich einfach ohne Mühe alles vorstellen können. Ihnen fällt es viel leichter als so manch einem Erwachsenen. Sie erklärte, dass Kinder noch nicht von festen Vorstellungen eingeschränkt sind – sie können ohne Zögern in magische Welten eintauchen, Drachen am Himmel sehen und mit sprechenden Bäumen plaudern. Erwachsene haben oft verlernt, sich Dinge wirklich vorzustellen.
Die Kinder wollten auch wissen, wie man Autorin wird, wo sie am liebsten schreibt und ob es einen Ort gibt, an dem ihr die besten Ideen kommen. Geduldig und mit Begeisterung beantwortete Funke jede einzelne Frage – und am Ende hatte sie noch einen Rat für die jungen PodcasterInnen: Macht später in eurem Beruf etwas, was ihr gerne macht. Vergesst nie, dass eure Geschichten wichtig sind. Erzählt sie. Seid neugierig. Und lasst euch nicht einreden, das geht nicht. Es war ein magischer Moment, den die Kinder mit großer Faszination aufnahmen. Eine echte Bestseller-Autorin sprach mit den Kindern, nahm ihre Fragen ernst und bestärkte sie darin, ihre eigenen Geschichten zu erzählen.
Für die Mikrofonhelden war dieses Interview ein riesiges Highlight. Doch es ist nur ein weiteres Kapitel in einer AG, die Woche für Woche zeigt, wie wertvoll es ist, Kindern eine Stimme zu geben. Wer neugierig geworden ist, kann sich die gesamte Folge auf Spotify und Apple Podcasts anhören. „Die Mikrofonhelden haben noch viel zu erzählen – und das ist erst der Anfang“, so Kurz abschließend.
Foto: Kurz
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