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Gottesdienst am 2. März um 14 Uhr in EudorfHorst Nold, Gemeindepfarrer in Eudorf und Elbenrod, geht in den Ruhestand

EUDORF (ol). Horst Nold, langjähriger Pfarrer in Eudorf und Elbenrod, geht nach 35 Jahren leidenschaftlicher Gemeindearbeit und Altenheimseelsorge in den Ruhestand. Der 65-Jährige, ein bekennender Angler und Fußballfan, wird am 2. März in einem Gottesdienst offiziell verabschiedet.

Man sieht ihm den Pfarrer nicht auf den ersten Blick an: Horst Nold ist der Mann in dem Outdoor-Outfit mit schwarzem Schlapphut, der immer so ein wenig aussieht, als käme er grade vom Angeln oder wolle direkt dorthin. Dafür – und für Stadionbesuche zu Spielen der Eintracht – wird der 65-Jährige in Zukunft mehr Zeit haben: Ende dieses Monats geht er in den Ruhestand, wie das Evangelische Dekanat Vogelsberg in einer Pressemitteilung berichtet. Verabschiedet wird er am 2. März um 14 Uhr von Pröpstin Anke Spory in der Kirche in Eudorf. Dort und in Elbenrod war er fast 35 Jahre lang Gemeindepfarrer.

Geboren ist Horst Nold 1960 in Leeheim im Hessischen Ried. Als „Rieder“ fühlt er sich immer noch, was unschwer an seinem südhessischen Akzent zu erkennen ist. Auf den ist er stolz, niemals hätte er sich den abgewöhnt oder gar durch einen oberhessischen Einschlag ersetzt. Dennoch: Hier fühlt er sich wohl, hier bleibt er auch im Ruhestand, hier fand er nach dem Studium in Frankfurt und dem Vikariat in Gießen ähnliche Strukturen wie zuhause: Landleben, Vereine, Geselligkeit und Zusammengehörigkeitsgefühl. Nach dem Abitur im Jahr 1980 absolvierte er seinen Zivildienst in einem Pflegeheim in Groß-Gerau. „Ich konnte das gut, mir war nichts unangenehm, und in der Pflege zu arbeiten, wäre für mich ein guter Plan B gewesen“, sagt er heute noch. Doch sein Wunsch, Pfarrer zu werden, blieb bestehen. „Ich bin froh, Pfarrer geworden zu sein“, blickt er zurück. In Alsfeld war er auch für die Menschen in den Seniorenheimen zuständig – für ihn die perfekte Verbindung zwischen Spiritualität, Glaubenserfahrungen und diakonischem und sozialem Wirken.

Von Beginn an war sein Studium von einem großen Praxisbezug geprägt – eine wichtige Erfahrung für den jungen Theologen, der auch später stets die Praxis im Blick hatte und sich nach dem Studium schon gleich fit für die Gemeindearbeit fühlte. Noch während des Studiums lernte Nold seine spätere Frau kennen: Heidemarie Lenffer-Nold und er beendeten ihr Studium gemeinsam in Marburg und gingen danach gemeinsam zum Vikariat in Gießen. Wenn Horst Nold von dieser Zeit spricht, merkt man die enge Verbundenheit der beiden: Sie kamen aus ähnlichen familiären Verhältnissen, sozialdemokratisch geprägt; zwei Pfarrpersonen, die praktisch und mit den Menschen arbeiten wollten. Als sich nach den Spezialvikariaten – Horst Nold absolvierte dieses bei der Diakonie Gießen in der Suchtberatung – die Frage nach den Gemeinden für die ersten Stellen stellte, war Oberhessen die erste Wahl von Heidemarie Lenffer-Nold. Ihr Mann wäre auch an den Rhein zurückgekehrt, doch als sie sich gemeinsam im Februar vor 35 Jahren Eudorf anschauten und als Fremde einfach so gegrüßt wurden, spürten sie, dass das hier was werden könnte. Aus ihren beiden vollen Stellen machten sie zwei halbe und ließen damit in der Zeit der Pfarrerschwemme eine Stelle für jemand anderen frei. Schnell fanden sie einen guten Kontakt zu den Gemeindegliedern, die das junge Pfarrerehepaar mit offenen Armen begrüßten. Die zwei Söhne wuchsen in der Dorfgemeinschaft auf, so wie die beiden einst selbst aufgewachsen waren – auch sie sind ihrer Heimat um Eudorf und Elbenrod herum treu geblieben. Die Familie ist hier auch im Vereinsleben fest verwurzelt: Horst Nold, begeisterter Eintracht-Fan, hat hier früher selbst Fußball gespielt; seine Erfahrung: Auf der geselligen Ebene begegnen sich die Menschen ganz anders, und gerade hier entwickeln sich oft seelsorgerische Gespräche.

Dass zu Nolds Stelle auch die Altenheimseelsorge gehörte, war ein Glück für ihn: „Ich habe hier alles gefunden, was mir Spaß macht“, sagt Nold heute dankbar. Während Heidemarie Lenffer-Nold 2009 Schulpfarrerin in Alsfeld wurde, blieb er selbst seinen Aufgabengebieten treu. Dennoch fühlten sie sich stets als Team, das sich austauscht und inspiriert. Gefragt nach seinen Schwerpunkten, wird es schwierig: „Ich kann zu jeder Frage eine Geschichte erzählen“, sagt der Pfarrer, der auch seine Predigten so aufbaut: Seit Jahren schreibt er diese nicht mehr auf, sondern sucht sich Themen und Fixpunkte, an denen entlang er seine Predigt live produziert. Für ihn entsteht dadurch ein viel engerer Kontakt zu den Menschen im Gottesdienst. Und die Beziehung zu den Menschen sind für ihn Dreh- und Angelpunkt seines Berufs: „Der Pfarrer ist für die Menschen die Kirche“, bringt er es für sich auf den Punkt. Er habe sich stets für alle, die zu ihm kamen, Zeit genommen: „Im Pfarrhaus gibt es ja keine Sprechstunde.“ Für ihn ist es schön, Familien über Generationen begleitet zu haben. Dass dieses Modell mit Pfarrern wie ihm und den kirchlichen Entwicklungen ausläuft, ist ihm klar.

Für ein Gespräch mit Horst Nold muss man sich Zeit nehmen – 35 Jahre als Gemeindepfarrer und Altenheimseelsorger haben viele Eindrücke hinterlassen. Besonders tief haben sich die Erfahrungen der Coronazeit eingegraben: Alte, die ihre Angehörige nach der Kontaktsperre nicht mehr erkannten, Menschen, die ganz allein starben, Pflegekräfte am Anschlag und viermal so viele Beerdigungen wie in einem dreimonatigen Vergleichszeitraum – all das beschäftigt ihn immer noch merklich. Auch hier habe ihn die Zusammenarbeit mit der Ehefrau und mit den Kollegen, insbesondere Pfarrer Rieko Becker, getragen. Von dieser Freundschaft hat Nold viel zu erzählen. „Wir sind wie ein altes Ehepaar“, lacht er.

Die 35 Jahre im Dienst der Gemeinden Eudorf und Elbenrod sind schnell vergangen: „Ich hätte mir auch vorstellen können, jetzt zurück nach Leeheim zu gehen“, sagt Nold, aber seine Frau wollte hierbleiben, hier sind die Freunde und die Familie. Für ihn war das nicht die zweite Wahl, obwohl seine Heimat das Ried bleibt: Er mag das Vogelsberger Klima und er kennt die besten Angelplätze, was will man mehr? Im Oktober hat das Ehepaar das Pfarrhaus verlassen und ist in ein eigenes Haus in Eudorf gezogen. Bis sich andere Lösungen ergeben, will der Pfarrer in seinen Gemeinden noch die Kasualien machen – also die Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Doch wie auch immer: Der Mann mit dem Hut und den Arbeitshosen wird den Menschen erhalten bleiben, und sei es beim Angeln, irgendwo im Wald, auf dem Sportplatz oder im Stadion. Und in der Kirche sowieso.

Horst Nold wird am kommenden Sonntag um 14 Uhr von Pröpstin Anke Spory in der Kirche in Eudorf in den Ruhestand versetzt. Im Anschluss an den Gottesdienst laden die Kirchenvorstände Eudorf und Elbenrod zu einem Empfang ins DGH Eudorf ein.

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