Deutschlernen für alleEvangelisches Dekanat unterhält weiterhin Selbstlernzentrum zum kostenlosen Lernen
ALSFELD (ol). Das Selbstlernzentrum des Evangelischen Dekanats Vogelsberg in Alsfeld bietet seit 15 Jahren kostenlosen Deutschunterricht für Geflüchtete und Zugewanderte. Unter der Leitung von Uwe Pfeiffer unterstützt ein engagiertes Team Ehrenamtlicher Menschen aller Altersgruppen und Herkunft dabei, sprachliche Hürden im Alltag zu überwinden und berufliche Chancen zu verbessern. Neben dem Unterricht, der jeden Dienstag stattfindet, sind Ausflüge und Betriebsbesichtigungen geplant, um den Teilnehmenden zusätzliche Lernmöglichkeiten zu bieten.
Derzeit kommen sie hauptsächlich aus Afghanistan, Syrien und der Ukraine, einige wenige Schülerinnen und Schüler kommen aus Afrika: Die Menschen, die regelmäßig oder nach ihren Möglichkeiten das Selbstlernzentrum des Evangelischen Dekanats Vogelsberg besuchen, teilen einen großen Wunsch: Sie möchten Deutsch lernen. Sei es, um den Alltag in dem Land, in dem sie leben, besser zu verstehen und Hürden abzubauen, oder um auf einen qualifizierten Sprachabschluss hinzuarbeiten, wie das Dekanat in einer Pressemitteilung berichtet.
Auch im fünfzehnten Jahr ihres Bestehens habe die Einrichtung, die inzwischen fester Bestandteil des Angebots des Evangelischen Dekanats ist, nichts von ihrer Daseinsberechtigung verloren, im Gegenteil: „20 bis 25 Menschen kommen jede Woche zu uns“, berichtet Irene Günther. Seit vielen Jahren schon ist sie ehrenamtliche Sprachpatin im Selbstlernzentrum, vier Kolleginnen hat sie derzeit, die sich um die Lernbegierigen kümmern. „Zu uns kommen Menschen jeden Alters und mit unterschiedlichen Vorkenntnissen und Absichten“, so die Erfahrung von Uwe Pfeiffer. Er ist seit einem Jahr aktives Mitglied bei den Sprachpaten und hat seit Anfang des Jahres die Leitung des SLZ in Alsfeld übernommen. Tilla Lotz, die langjährige Leiterin, wurde in den Ruhestand verabschiedet und zeigte sich sehr zufrieden, dass mit Pfeiffer ein engagierter Nachfolger gefunden wurde.
Bevor sie Uwe Pfeiffer offiziell als neuen Leiter des SLZ begrüßte, bedankte sich Carolin Braatz, im Evangelischen Dekanat die Koordinatorin für die kostenlose Einrichtung, bei Tilla Lotz für deren jahrelanges Wirken. Das Team der Ehrenamtlichen überreichten einen Geschenkekorb. Der gegenseitige Austausch machte deutlich, wie wichtig die Arbeit im Team für den Lernerfolg der Menschen ist. Tilla Lotz: „Ohne das ehrenamtliche Team wäre diese Arbeit nicht möglich.“
Ihr Nachfolger Uwe Pfeiffer konnte seine Erfahrungen in der Arbeit mit Migranten unter anderem durch seine Tätigkeiten in Flüchtlingsunterkünften, zuletzt an der Hessenhalle in Alsfeld, sammeln oder durch den Schulbetrieb für Geflüchtete an der Vogelsbergschule. „Menschen die Sprache beizubringen ist ein Teil von Sozialarbeit“, sagt der ausgebildete Sozialarbeiter (derzeit mit einer Stelle im Lauterbacher Krankenhaus) zu seiner Motivation, genau im Selbstlernzentrum aktiv zu sein. „Mit der Sprache geben wir den Menschen einen guten Empfang, ein Grundgerüst, um im Alltag zurechtzukommen, ein Baustein für Selbstständigkeit.“ Nicht zuletzt auch für berufliches Fortkommen – ein wichtiges Anliegen des neuen SLZ-Leiters. Als Nachfolger von Tilla Lotz lobt Pfeiffer deren Wirken: „Es ist ihr über all die Jahre gelungen, ein Team im SLZ zu binden und festigen, das mit Freude jeden Dienstag kommt, um Menschen zu helfen. Ich hoffe, das gelingt mir auch.“
Foto: T. Schlitt / V. Zimmerling
Denn das Team könnte noch wachsen, wie Pfeiffer einräumt. „Wer bei uns mitwirken will, soll Sprache mögen, zugewandt und offen sein und keine Scheu haben, sich gerade anfangs mit Händen, Gesten und Mimik zu verständigen“, lädt er alle Interessierten ein, über ihre Kompetenz als Sprachpate nachzudenken. Für sie gibt es Online-Seminar und regelmäßigen Austausch mit den Kolleginnen. „Natürlich kann man auch hospitieren, bevor man sich festlegt.“
Drei Räume bevölkern die SLZ-Gruppen jeden Dienstag im Dekanat. Für das neue Jahr plant Pfeiffer nicht nur Unterricht, sondern auch Ausflüge in die Region und Betriebsbesichtigungen. Den Betrieb des SLZ unterhält das Evangelische Dekanat Vogelsberg. Dessen hauptamtliche Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung und Ökumene Dr. Carolin Braatz ist dafür stets auf der Suche nach Fördermitteln und Spenden. Bei ihr kann man sich daher nicht nur melden, wenn man Fragen hat oder selbst Sprachpate oder Sprachpatin werden möchte, sondern auch, wenn man die Arbeit des SLZ finanziell unterstützen möchte. Darüber hinaus können sich auch Unternehmen bei ihr melden, die sich – als zukünftige Arbeitgeber vielleicht – gerne von den Migranten besuchen lassen möchten.
Das Selbstlernzentrum ist ein niedrigschwelliges, kostenloses Angebot, das Grundwissen vermittelt, aber auch vertiefende Kenntnisse ermöglicht. Es richtet sich an Menschen aller Nationalitäten. Die Teilnahme ist unabhängig von der Religionszugehörigkeit. Die wöchentlichen Termine sind auch gerngesehener Anlass zum Treffen und zum Austausch, zum Rauskommen aus Heimen und kleinsten Wohnungen. Dass man dann noch Literatur ausleihen kann oder auch mal eine Bewerbung schreibt, ein amtliches Dokument gemeinsam anschaut oder internationale Kochrezepte austauscht, rundet das Angebot ab und macht es sehr wertvoll für alle Beteiligten. Das Selbstlernzentrum ist an jedem Dienstag außerhalb der Ferien von 15.30 bis 18.30 geöffnet.
Foto: T. Schlitt / V. Zimmerling
Interessierte Sprachpatinnen und Sprachpaten können sich an Dr. Carolin Braatz (06631.9114918, E-Mail: carolin.braatz@ekhn.de) wenden. Wie sie können auch zukünftige Schülerinnen und Schüler dienstags zwanglos reinschauen. Carolin Braatz steht darüber hinaus potenziellen Arbeitgebern für die Geflüchteten zur Verfügung. und im mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbaren Umkreis liegen, bei mir melden.
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