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NACHRUF Michael Riese ist verstorbenDie Vogelsberger Politik hat einen Mahner verloren

ALSFELD – Am 23. Dezember des vergangenen Jahres ist in Alsfeld Michael Riese im Alter von 72 Jahren verstorben, bestätigt seine Familie. Damit verlieren die Alsfelder und die Vogelsberger Politik eine  Persönlichkeit, die als Mahnung für soziale Gerechtigkeit über Jahrzehnte das Meinungsspektrum in der Stadtverordnetenversammlung sowie im Kreistag bereichert hat.

Michael Riese gehörte als Mitglied der Fraktion ALA im Stadtparlament beziehungsweise der Linken/Klimaliste im Kreistag keiner Regierungspartei an, prägte vor wichtigen Entscheidungen die Diskussionen dennoch mit. Mit eigenen, mitunter eigensinnigen, in jedem Fall aber scharfsinnigen Betrachtungen zu politischen Themen setzte er in der Opposition immer wieder einen sozialen geprägten Kontrapunkt. Wer ihn kannte, wusste: Verantwortlich fühlte Michael Riese sich stets mehr seinem eigenen Gewissen als einer politischen Rolle.

Seinem Ruf als ewiger Opposition machte er auch vor zwei Jahren Ehre, als er nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine den verständnisvollen Stimmen in der eigenen Partei widersprach und dabei von „linken Beton-Putinisten“ sprach.

Politik war  immer ein Thema für den Alsfelder, der 1952 in Tiberias in Israel geboren wurde. 1957 wechselte seine Familie mit dem Fünfjährigen nach Berlin, und 1993 zog er mit seiner eigenen Familie nach Alsfeld um. In Hessen war er beruflich viele Jahre als Lehrer tätig: zunächst bei der Vogelsberger Volkshochschule, dann an der Beruflichen Schule in Butzbach. Michael Riese war Jude ohne religiös zu sein. So engagierte er sich auch beim Förderverein Jüdische Geschichte Vogelsberg.

Besonders am Herzen lag ihm neben der eigenen politischen Aktivität die politische Bildung. So hat er viele Veranstaltungen des Rosa-Luxemburg-Clubs Vogelsberg organisiert. Das geschah früher in Alsfeld, seit Corona nur noch online. Vor einiger Zeit hat er diese Organisation an Dietmar Schnell übergeben.

In den letzten beiden Jahren verschlechterte sich bei Micki, wie ihn seine Familie und Freunde nannten, die Gesundheit. Es gab Krisen, sein Tod kurz vor Weihnachten kam dennoch überraschend. Er hinterlässt seine Ehefrau Sabine Riese und die Töchter Sarah, Dinah und Esther.

In Alsfeld wird es am 10. Januar eine Trauerfeier geben, beigesetzt wird er aber im engen Familienkreis auf dem jüdischen Friedhof in Berlin.

von Axel Pries

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