Mehr Schutz für Mensch, Tier und historische GebäudeLinke fordert Beschränkung des Silvesterfeuerwerks in Lauterbach
LAUTERBACH (ol). Die Fraktion der Linken im Stadtparlament Lauterbach fordert eine stärkere Einschränkung des Silvesterfeuerwerks in der Innenstadt. Dies soll die Sicherheit von Bewohnern, historischen Fachwerkhäusern und dem lokalen Ökosystem gewährleisten. Der Bürgermeister hatte als Kompromiss mehr Polizeipräsenz und Aufklärung über Feuerwerksrisiken zugesichert.
Eine friedliche und besinnliche Zeit zwischen den Jahren wünscht die Fraktion der Linken im Stadtparlament allen Einwohnerinnen und Einwohnern Lauterbachs, jenen auf zwei oder vier Beinen, aber auch denjenigen mit Flügeln. Dies, so erläutert Katharina Jacob, sei auch möglich – „wenn der Bürgermeister zu unserer Absprache steht. Er versprach mehr Polizeipräsenz und umfassende Information über die Gefährlichkeit von Feuerwerkskörpern“, wie es in einer Pressemitteilung der Linke im Lauterbacher Stadtparlament heißt.
Zur Erinnerung: Am 21. Mai hatten die Linke und die damalige Bürgerliste zusammen mit den Grünen einen Antrag auf Einschränkung von Silvesterfeuerwerk in der Innenstadt gestellt. Die Bürgerliste hatte sich sogar einen weitergehenden Antrag gewünscht, denn viele von ihnen sind Feuerwehrleute und würden selber gerne Silvester feiern, was wegen zahlreicher Zwischenfällt oft nicht gehe. Auch bei Jacob und dem Fraktionsvorsitzenden Winfried König wird es zu Silvester lauter als man es sich wünschen würde, wohnen sie doch in alten Fachwerkhäusern in der Innenstadt. Eine Spitze in Richtung der FDP kann sich Jacob hier nicht verkneifen: „Ich bin stolz, in einem solchen Haus zu wohnen“, so die Naturschützerin. „Immerhin wurde für dieses Haus kein Quadratmeter zusätzlicher Boden versiegelt und wir tragen zur Belebung der Innenstadt bei. Außerdem finde ich diese Häuser sehr schön und gemütlich.“ Die Fledermäuse, die sie nicht nur aufpäppelt, sondern die auch aus freiem Willen in ihrem Dachboden rasten, denken wohl ähnlich. „Einmal haben zwei große Mausohren zwischen den Jahren an der Speicherdecke gekuschelt“, freut sich die Fledermausfreundin.
Umso weniger Verständnis hat sie für die Milde und Ängstlichkeit des Bürgermeisters, was ein Verbot des Böllerns in der Innenstadt anbelangt. Silvesterfeuerwerk sei in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen nach §23 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV) verboten, zitiert sie die erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz. „Zwar hat der Bürgermeister, was Fachwerkgebäude anbelangt, hier eine etwas legerere Auslegung des Gesetzes, aber auch Altersheime und Kirchen befinden sich in der Innenstadt, ganz zu schweigen vom Ökosystem Fluss.“ Auf Anfrage erklärt sie, was sie damit meint: „Ein Fluss ist keine Deko, sondern Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere. Die Lauter leidet ohnehin massiv unter Lichtverschmutzung, das Silvesterfeuerwerk stört hier noch zusätzlich. Böller können Fische töten, verängstigen und verscheuchen Wasservögel. All dies muss nicht sein.“ Letzteres bestätigt auch Magistratsmitglied Silvius Theumer, ebenfalls Linke und selbst leidenschaftlicher Angler. Hinzu käme der Stress, dem neben Wildtieren auch Haustiere ausgesetzt seien. „Fragen Sie mal einen Hundebesitzer. Da ist die Feierstimmung an Silvester schwer getrübt“, meint Jacob.
Aus all diesen Gründen ist die Linken-Fraktion im Stadtparlament der Meinung, dass das obige Verbot bekannt gegeben und soweit wie möglich auch durchgesetzt werden solle, so wie es in ihrem Antrag auch geschrieben stehe, man habe sich allerdings auf einen Kompromiss geeinigt: Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller habe zugesagt, auf die Polizei einzuwirken, dass mehr Polizeipersonen und Streifen in der Neujahrsnacht Präsenz zeigen sollten und, dass die Bevölkerung umfassend über die Risiken informiert würde. „Ich hoffe, dass dies trotz aller adventlichen Besinnlichkeit nicht vergessen wird“, gibt Jacob zu bedenken.
Schließlich, so ergänzt König, gehe es auch um Menschen. Angaben der Deutschen Umwelthilfe zufolge habe es im vergangenen Jahr rund 8.000 Verletzungen des
Innenohrs und zehntausende Verbrennungen oder Verletzungen von Händen und Fingern gegeben. Jacob, die Mitglied im Lauterbacher Sportschützenverein ist, verweist an dieser Stelle auf fast schon übertrieben strenge Gesetze, was Waffen von Sportschütz*innen und Jäger*innen anbelangt. „An Silvester hingegen kann jeder und jede Besoffene einfach so mit explosiven Stoffen hantieren und Blödsinn machen. Wir haben dafür inzwischen keinerlei Verständnis mehr.“
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