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Lions Club Alsfeld-Lauterbach spendet zum 24. Mal Kleidung und Geschenke an die Menschen in der Wohnungsnotfallhilfe La StradaHilfe, die direkt ankommt

ALSFELD (ol). Der Lions Club Alsfeld-Lauterbach hat erneut seine jährliche Spende an die Wohnungsnotfallhilfe La Strada in Alsfeld übergeben. Mit Kleidung, Schuhen und Geschenktüten unterstützen sie rund dreißig Bedürftige in prekären Lebenssituationen. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Club und der Einrichtung trägt maßgeblich zur sozialen Unterstützung in der Region bei.

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit zählen sie zu den beliebtesten Gästen im Haus La Strada in Alsfeld: Seit inzwischen 24 Jahren spendet der Lions Club Alsfeld-Lauterbach Kleidung, Schuhe und andere dringend benötigte Dinge an die Wohnungsnotfallhilfe, in der Menschen für eine bestimmte Zeit Unterkunft und Betreuung finden und falls möglich auch auf dem Weg in eigenständiges Wohnen begleitet werden, berichtet das Evangelische Dekanat Vogelsberg in einer Pressemitteilung.

Auch in diesem Jahr waren mit der Präsidentin Ines Caspar, dem Initiator und Organisator Arno Fink und dem Sekretär Johannes Veltin drei Vertreter der Lions in das offene Haus in der Altenburger Straße gekommen – im Gepäck neue, warme Kleidung, Schuhe und Zubehör sowie Weihnachtstüten für an die dreißig Menschen, die sich sehr darüber freuten. Von der Regionalen Diakonie Oberhessen waren Esther Blaurock, Dorthe Michel und Lisa an der Heiden mit nach Alsfeld gekommen. Sie interessierten sich sehr für die Einrichtung und suchten auch die Gespräche mit den Klienten. Im Rahmen des Treffens erzählten Andreas Wiedenhöft, langjähriger Leiter der Einrichtung, und Benedikt Weber, Sozialarbeiter und stellvertretender Bereichsleiter bei La Strada, den Gästen viel über den Alltag und die Menschen in der Wohnungsnotfallhilfe.

Die Zahl der weiblichen Wohnungslosen sei gestiegen, berichteten Wiedenhöft und Weber. Auch seien mehr jüngere Männer unter den Wohnungslosen. Die Gründe dafür seien vielfältig und hätten ihre Ursache oft schon in schwierigen familiären Verhältnissen: Instabile Konstellationen, beispielsweise in der Herkunfts- oder Pflegefamilie sowie möglicherweise in der Jungendhilfe, Drogen, psychische Probleme – meist ein Mix daraus führten die Menschen in prekäre Situationen. Das Klischee vom einst reichen, feinsinnigen Akademiker, der freiwillig oder aufgrund eines Schicksalsschlages auf der Straße lande, sei kein realistisches Bild, sagte Wiedenhöft auf Anfrage. In dem Haus selbst erlebe man alles, was menschliches Leid zu bieten habe: Kriminalität, Aggression, Drogenkonsum, Prostitution. „Der Abgrund ist vor uns und wir schauen hinein“, fasste Wiedenhöft den Alltag des Teams im La Strada zusammen und lobte alle Mitarbeitenden: Nur als Team, das offen und genau miteinander kommuniziere, sei es möglich hier zu arbeiten. „Aber wer sich dafür entschieden hat, hier zu arbeiten, bleibt lange bei uns“, weiß Wiedenhöft, der selbst seit vielen Jahren das Gesicht von La Strada ist.

Supervision, Deeskalationstraining, gegenseitige Unterstützung und Offenheit zeichnen den Umgang unter den Team-Mitgliedern aus – all das sei unentbehrlich in einem Umfeld, in dem der Ausnahmezustand mehrmals wöchentlich eintrete. Und doch: Bei La Strada finden so gut wie alle einen Platz. Keiner wird weggeschickt. Hunde sind erlaubt, die Menschen dürfen weiterhin Drogen konsumieren, denn ein Entzug ist in dieser Betreuungsform nicht möglich. Paare dürfen zusammen wohnen. „Wer abends anklopft, für den finden wir noch ein Plätzchen und etwas zu essen“, berichtet Benedikt Weber. Das Prinzip allerdings liegt auf Selbstverantwortung: Die Menschen bekommen einen Schlafplatz, versorgen müssen sie sich in der großen Küche, die allen zur Verfügung steht, selbst. Auch das bietet nicht nur Chancen, sondern Konfliktpotenzial.

„Alle unsere regulären Leistungen können wir mit dem Landeswohlfahrtsverband, dem Kreis und der Kommune abrechnen“, erklärt Wiedenhöft. Auch wenn die Dauer der Antragsverfahren alle Jahre wieder verschiedene Risiken beinhalte und die Nerven strapaziere, sei stets für das Nötige gesorgt. Was man den Menschen allerdings zusätzlich zugutekommen lassen wolle, das könne man nur aus Spenden finanzieren. Die Unterstützung der Lions – und das seit nunmehr fast einem Vierteljahrhundert – sei daher Gold wert, ebenso wie das gute, vertrauensvolle Verhältnis zwischen den Lions und La Strada. Auch viele andere Spender tragen die Idee der Einrichtung mit. „Wir geben Menschen, die wir hier nicht betreuen können, Adressen anderer Wohnungsnotfallhilfen. Damit sie überhaupt dort hinkönnen, geben wir ihnen Fahrtkarten – auch das wird beispielsweise aus Spenden finanziert“, ergänzt Weber.

Ines Caspar zeigte sich beeindruckt von dem Engagement und der Leistung des Teams im La Strada; auch die Einblicke in zutiefst prekäre Lebenssituationen verdeutlichten einmal mehr, wie nötig Hilfe auch von der Zivilgesellschaft ist. „Wir können alle Spenden brauchen und hoffen, dass sich zu Weihnachten und auch darüber hinaus noch Menschen, Einrichtungen und Unternehmen dem Vorbild der Lions anschließen“, so Wiedenhöft. Diese sind mit ihrem Engagement nicht allein: Schon seit vielen Jahren beliefert das Kaufhaus Schwalbach in Laubach die Lions mit allem, was sie nach Rücksprache mit Wiedenhöft dort ordern – zum Einkaufspreis, sodass der Warenwert die Spendensumme um ein Vielfaches übersteigt. In diesem Jahr gaben die Lions über 2000 Euro für die Kleidung und die Geschenktüten aus. „Auch im nächsten Jahr, zum 25-jährigen Jubiläum, werden wir wieder im La Strada sein“, versprach Ines Caspar.

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