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Ein Bastler schuf ein Modell des Alsfelder RathausesNun ist auch das Innenleben vollendet und genau so detailreich spannend

ALSFELD – Es ist fast genau ein Jahr her, dass Patrick Kosog das Alsfelder Rathaus bei Oberhessen-live in einem äußerlich sehr präzisen Modell im Maßstab von 1:40 vorgestellt hat. Jetzt meldete er sich wieder: Sein Modell hat ein Innenleben bekommen – nicht minder detailreich. Wer bei ihm einschaut, fühlt sich in ein bekanntes Rathaus versetzt. Bald können alle Alsfelder das selbst probieren.

Schon die erste Vorstellung seines Modell zeigte Erstaunliches. Aus Holz, Spachtelmasse, Plexiglas, Fliesen, Messing und Acrylfarbe schuf der 31-Jährige aus Wülfrath eine plastische Ansicht des berühmten Rathauses  von erstaunlicher Genauigkeit, und das ist kein Zufall. Der Vermessungstechniker besorgte sich bei verschiedenen Stellen historische Pläne.

Ein Blick in den Sitzungssaal des Rathauses – des Modells. Foto: privat

Viele Archive halfen mit Plänen

Die Stadt Alsfeld, das Museum und Stadtarchiv in Alsfeld, Bildindex Foto Marburg, Lagis Hessen, die Deutsche Digitale Bibliothek, das TU Berlin Architekturmuseum, das Staatsarchiv Marburg, Staatsarchiv Darmstadt und das Hauptstaatsarchiv Wiesbaden lieferten Pläne und Zeichnungen, mit deren Hilfe der Bastler ein Rathaus herstellte, wie es im 19. Jahrhundert den Alsfelder Marktplatz beherrschte, mit vielen Details bei den Spitzen, den Bögen, den kleinen Fenstern und beim Fachwerk.

Der Clou dabei: Patrick Kosog war noch nie in Alsfeld. „Ich habe das Rathaus noch nie gesehen.“ Als der passionierte und engagierte Bastler nach einem historischen Rathaus als Herausforderung beim Nachbau suchte, setzte sich das ihm unbekannte Alsfelder Gebäude gegen berühmte Gemäuer wie die Rathäuser in Michelstadt oder Wernigerode durch. „Gerade weil ich das Alsfelder Rathaus nicht kenne, habe es es gewählt.“ Er entdeckte es auf einem Foto und verliebte sich in die Details wie die Fenster und Türme.

Urgemütlich: das Hochzeitszimmer im Rathaus-Modell. Foto: privat

Das Innenleben brauchte länger als geplant

Das Innere fehlt seinem Modell noch, stellte er vor einem Jahr fest. Das würde noch einmal viel Arbeit bedeuten. Bis Mitte dieses Jahres wollte er fertig sein – Dezember ist es geworden. „Die Wandmalereien waren etwas schwieriger und zeitaufwendiger gewesen“, erzählt er.

Es hat sich gelohnt.. Der große Sitzungssaal, das Hochzeitszimmer, die Aula auf der Bürgermeister-Etage, der Treppenaufgang sehen aus, wie man sie kennt. Jedenfalls fast, denn auch bei orientierte der Bastler sich an historischen Vorbildern. Aus den Archiven bekam er alte Ansichten, und auch Fotos in dem Buch zum 500. Geburtstag des Rathauses halfen ihm, dem Modell ein detailreiches Inneres zu geben. Leben hauchen den Räumen zahlreiche Figuren ein, die er hineinsetzte und die Alltagsszenen darstellen. Die Figuren sind auch das einzige, was er nicht selbst herstellte. „Die habe ich gekauft“, erzählt Patrick Kosog. Insgesamt schuf er ein Innenleben, das er selbst in das Jahr 1912 verortet.

1500 Stunden Arbeit stecken im Modell

1500 Stunden Arbeit über rund 18 Monate stecken letztlich in dem Mini-Rathaus.Es ist das umfangreichste Werk des Bastlers, der inzwischen auch andere, aufwendige Modelle geschaffen hat und mit 3D-Gemälden gefragt ist. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, verrät er auf seiner eigenen Website.

Nun sollen auch die Alsfelder das beeindruckende Modell bewundern können. Das Rathaus wird im kommenden Jahr für ein halbes Jahr in Alsfeld ausgestellt. Auf eine Anfrage nach Interesse sandte Bürgermeister Stephan Paule dem Wülfrather einen Dankesbrief, in dem er dessen Arbeit würdigte und ihn einlud. Das Modell soll an zwei öffentlichen Orten zugänglich werden: im Rathaus selbst und im Bürgerbüro. Die Daten sind inzwischen festgelegt: Eröffnung der Ausstellung ist am Freitag, 13. Juni 2025. Sie geht voraussichtlich bis zum 12. Dezember.

Dann wird Patrick Kosog auch endlich einmal die Stadt kennenlernen, deren Rathaus er so eifrig nachbaute – und das Original. Bürgermeister Paule hat ihn zu einer Besichtigung eingeladen.

von Axel Pries

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