Gemeinsame Veranstaltung von Bezirkslandfrauenverein Lauterbach und Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg im Lichtspielhaus LauterbachGewalt gegen Frauen geht alle an – jeden Tag!
LAUTERBACH (ol). Bei einer gut besuchten Veranstaltung im Lichtspielhaus Lauterbach engagierten sich der Bezirkslandfrauenverein Lauterbach und Soroptimist International Lauterbach-Vogelsberg für das Thema „Gewalt gegen Frauen“. Mit Expertenvorträgen und einer Filmvorführung wurde auf die Dringlichkeit dieses gesamtgesellschaftlichen Problems aufmerksam gemacht und praktische Lösungsansätze vorgestellt.
Am 25. November, dem Beginn der „Orange Days“, war das Lichtspielhaus in Lauterbach ausverkauft. Claudia Weller, Vorsitzende der Bezirkslandfrauen und SI-Präsidentin Imke Grünewald begrüßten das große Publikum, das sich für die perfekte Zusammenstellung von nachhaltiger Information und nachhallender Filmauswahl eingefunden hatte, wie es in einer Pressemitteilung der Bezirkslandfrauen und SI heißt.
Julia Herz, Sprecherin für Frauen- und Gleichstellungspolitik im Hessischen Landtag und extra angereist für diese Veranstaltung, stellte gleich zu Beginn die wichtige Frage, warum das Thema „Gewalt gegen Frauen“ nicht jeden Tag des Jahres die Aufmerksamkeit erhält, die dieses gesamtgesellschaftliche Problem benötige. Sicherheitspolitik sei fast täglich in den Medien – aber die Sicherheit von Frauen sei damit nicht gemeint. Dabei ginge das Thema uns alle an, jeden Tag. Sie bedankte sich daher bei den Organisatorinnen, die sich beständig, und nicht nur während der „Orange Days“ für die Belange von Frauen und Mädchen engagieren.
Drei Mitarbeiterinnen der Fachstelle gegen häusliche Gewalt im Vogelsbergkreis gaben einen Einblick in ihre wichtige Arbeit. Die Beratungs- und Informationsstelle ist gleichzeitig Anlauf- und Hilfestelle für Menschen, die häusliche Gewalt jeder Art erfahren – der allergrößte Teil davon sind Frauen. Zur individuellen Beratungsarbeit zählen auch Hilfe bei Behördengängen, das Aufzeigen von Möglichkeiten, sich der Gewaltlage zu entziehen sowie Schutzangebote im Notfall. Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und auf Wunsch auch anonym. Die Fachstelle ist unter den Telefonnummern 06641-977201 und 06641-977232 zu erreichen. Das bundesweite Hilfetelefon 116016 sogar rund um die Uhr in 17 Sprachen. Mit Freude berichteten die drei Mitarbeiterinnen, dass im nächsten Jahr ein Frauenhaus im Vogelsberg entstehen wird, denn zurzeit stehen nur drei Plätze für Frauen mit Kindern in der Notfall-Wohnung der Fachstelle zu Verfügung.
Die beiden Kriminalhauptkommissarinnen Lorena Decher (Polizeidirektion Vogelsberg) und Diana Kalbfleisch (Stabsbereich Prävention Fulda) nahmen ebenfalls an der Veranstaltung teil und sind in diesem Bereich tätig. Neben den Ermittlungen in einem Strafverfahren werden Betroffene durch die Polizei im Rahmen eines Gefährdungslagenmanagements begleitet. Präventivmaßnahmen, wie zum Beispiel ein Betretungsverbot der Wohnung, eine Gefährderansprache beim Täter oder eine Unterbringung der Betroffenen an einem geschützten Ort werden im Einzelfall geprüft und umgesetzt. Diese Maßnahmen begründen sich rechtlich nach dem Hessischen Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (HSOG). Ergänzend können Betroffene rechtliche Unterstützung nach dem Gewaltschutzgesetz über die Amtsgerichte erwirken.
Eine Anregung aus dem Publikum, Informationsmaterial bei Hausärzt:innen und Notaufnahmen zu hinterlegen, wurde dankbar angenommen, wie es heißt.
Der anschließende Film „Morgen ist auch noch ein Tag“ war eine fantastische Auswahl für die wichtige, aber auch schwere Thematik des Abends. Regisseurin und Hauptdarstellerin Paola Cortellesi findet darin einen ganz besonderen Weg zur Darstellung alltäglicher Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen. Das Publikum folgt Protagonistin Delia durch eine Welt voller kleinster und maximaler Demütigungen und Verletzungen, die so inszeniert sind, dass sie nie die Grausamkeit verdecken, aber dem Zuschauenden die Möglichkeit zum Atmen lässt. Auch durch den geschickten Einsatz einer ausgefeilten Musikauswahl wird der Film mehrdimensional, stellenweise sogar humorvoll, und findet ein nachhallendes, historisches und zukunftsweisendes Ende. Unbedingt sehenswert, heißt es abschließend in der Mitteilung.
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