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Jubiläum im Zeichen von Wertschätzung, Respekt und InklusionSchulfest der Brüder-Grimm-Schule unter strahlendem Himmel mit viel Musik

ALSFELD (ol). Die Brüder-Grimm-Schule in Alsfeld feierte kürzlich ihr 55-jähriges Bestehen und 40 Jahre am aktuellen Standort mit einem großen Schulfest. Unter anderem würdigten Redner die Arbeit der Schule und die Bedeutung von Inklusion und Teilhabe.

Mit einem großen Fest unter strahlend blauem Himmel beging am vergangenen Samstag die Brüder-Grimm-Schule in Alsfeld ihre großen Jubiläen: Gemeinsam mit Gästen aus der Politik, zahlreichen Interessierten und dem ehemaligen Schulleiter und Mitbegründer der Schule Erwin Norwig feierte die Schulgemeinde insgesamt 55 Jahre Unterricht und mehr für Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung, das berichtet die Brüder-Grimm-Schule in einer Pressemitteilung.

40 Jahre an dem heutigen Standort und in dem Gebäude in der Landgraf-Herrmann-Straße sowie bereits zuvor 15 Jahre „engagierte und hingebungsvolle Bildung“ von Menschen mit Förderbedarf – das sei ein Grund zu feiern, wie Schulleiterin Claudia Janich zur Begrüßung unterstrich. Die Aufgaben ihrer Schule seien es, Kindern eine Chance zu geben durch Bildung, die ihren Fähigkeiten entspricht: Individualität, Inklusion und Menschlichkeit stünden im Vordergrund, wenn man diesen Kindern eine Stimme geben und ihre Recht auf Teilhabe umsetzen wolle. Dies sei nicht immer selbstverständlich gewesen, sagte die Schulleiterin mit Blick auf ihren Vorgänger Erwin Norwig, der gemeinsam mit dem damaligen Leiter der Schule für Lernhilfe Heinrich Dittmar die ersten drei Schülerinnen und Schüler mit geistiger Behinderung beschult hatte und damit den Grundstein für das heutige Lernen und Leben von Menschen mit Förderbedarf in Alsfeld gelegt hat. Viel habe sich seitdem verändert, sagte Janich; was geblieben sei, sei die Überzeugung, dass jeder Mensch unabhängig von seinen Möglichkeiten Bildung und Respekt verdiene. Sie dankte der Schulgemeinde sowie den Eltern und dem Förderverein der Schule für die Unterstützung und betonte, dass man an der Brüder-Grimm-Schule auch in Zukunft einen Ort schaffen wolle, an dem das Miteinander im Vordergrund steht.

Schuldezernent und Vize-Landrat Patrick Krug überbrachte zur Feierstunde die Glückwünsche des Vogelsbergkreises: „Sie können zu Recht stolz sein auf dieses Jubiläum“, sagte er und dankte allen an diesem Erfolg Beteiligten, namentlich auch Erwin Norwig. Die Idee, dass alle Menschen gleichberechtigt sind und ein Recht auf Teilhaben haben, bleibe eine Idee, wenn sie nicht wie an der Brüder-Grimm-Schule mit Leben gefüllt werde. Krug dankte der Schule für die vertrauensvolle und unkomplizierte Zusammenarbeit – auch in Zeiten knapper Kassen. Viel Applaus hielt er für seine Zusage, im Lauf des Jahres dennoch die Modernisierung der Küche der Schule anzugehen.

Aus dem Staatlichen Schulamt war Schuldezernent Johannes Altmannsberger nach Alsfeld gekommen. Er zeigte anhand verschiedener Gegenstände sehr anschaulich und humorvoll, was sich in den vierzig Jahren seit Bestehen der Schule in der Welt verändert hat – vom Handy bis zum Computerspiel. Auch die Schule und die pädagogische Arbeit hätten sich entwickelt. Ganztagsschule seit 1986, sei die Brüder-Grimm-Schule Vorreiter für den Ganztagsunterricht, betonte der Redner, der sich insbesondere bei der Schulband Komet bedankte, die die Feierstunde mit jeder Menge guter Musik nach bester Tradition einrahmte. Auch er dankte der Schulgemeinde, den Eltern, den Schülerinnen und Schülern und dem Förderverein für das Miteinander, das der Schule zum Erfolg verhelfe.

Für die Stadt Alsfeld ergriff Stadtrat Dietmar Köllner das Wort. Die Brüder-Grimm-Schule sei eine Institution, die nicht nur Bildung vermittele, sondern auch Teilhabe. Sie spiele eine herausragende Rolle in Alsfeld und im Vogelsberg, und die hier geleistete Arbeit gehe weit über das normale Maß hinaus, lobte Köllner. Die Brüder-Grimm-Schule sei ein Ort des Miteinanders, der Akzeptanz und der Wertschätzung. Damit liefere sie einen wichtigen Beitrag zu einer inklusiven Gesellschaft.

Das Ende der Feierstunde läutete noch eine besondere Ehrung ein, die Schulleiterin Claudia Janich in bester Laune durchführte: Seit einem Vierteljahrhundert leitet Jörg Becker ehrenamtlich die Schulband Komet. Angefangen vor 26 Jahren als Zivildienstleistender, sei er der Schule treu geblieben und habe Schülerinnen und Schüler inspiriert und die Band geprägt, sagte Janich. Sein Engagement zeige eindrucksvoll, was es bedeute, mit Herzblut dabei zu sein und Gemeinschaft zu erschaffen.

Der weitere Festtag war geprägt von Begegnungen, viel Musik und einem tiefen Einblick in das Angebot der Schule: In acht Klassenräumen stellten Lehrkräfte Teile des pädagogischen Konzepts der Brüder-Grimm-Schule vor: Die Besucher konnten sich über Unterstützte Kommunikation genauso informieren wie über die Vermittlung lebenspraktischer Kompetenzen. Der Snoezeln-Raum war für sie geöffnet ebenso wie die Kreativwerkstatt und das tiergestützte Klassenzimmer. Wie Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben vermittelt werden, welche Experimente zum Mitmachen und Weiterdenken einladen und wie der Bereich Digitale Medien angeboten wird – auch dazu gab es Informationen und Präsentationen.

Auf besonders großes Interesse stieß der Vortrag von Erwin Norwig über die Geschichte der Schule. Für Begeisterung sorgte zwischendurch Mister Magic, der besonders für Familien eine witzige und absolut magische Zaubershow zeigte, an der viele der Kinder mitwirken durften. Mit einem Konzert von blech2go kam am Nachmittag dann Partystimmung auf, die dem Fest die richtige Note gab: Das glückliche Zusammensein von Menschen, die Respekt, Inklusion und Wertschätzung feierten.

Fotos: Frauke Hanisch/Traudi Schlitt

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