Aktion zum Welt-Alzheimertag im Haus Stephanus AlsfeldVogelsberger Tradition trifft Demenzpflege
ALSFELD (ol). Im Haus Stephanus in Alsfeld organisierte das Team anlässlich des Welt-Alzheimertags ein gemeinsames Backen des traditionellen Vogelsberger Salzekuchens. Die Aktion ermöglichte den Bewohnern mit Demenz soziale Teilhabe, förderte ihre Erinnerungen und bereitete ihnen Freude.
Am 21. September wird weltweit der Welt-Alzheimertag begangen, ein Tag, der für mehr Verständnis und Aufmerksamkeit gegenüber den über 50 Millionen Menschen, die an Demenz leiden, wirbt. Unter dem diesjährigen Motto „Demenz – genau hinsehen“ rückt der Tag die Herausforderungen der Betroffenen und ihrer Angehörigen ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung.
Im Haus Stephanus in Alsfeld fand im Vorfeld dieses besonderen Tages ein herausragendes Event statt, so berichtet das Alten- und Pflegeheim in einer Pressemitteilung: Das Team der Einrichtung organisierte ein gemeinsames Backen des traditionellen Vogelsberger Salzekuchens. Diese Aktivität ist Teil eines ganzheitlichen Pflege- und Betreuungskonzepts, das den Bewohnern soziale Teilhabe und Sinnstiftung ermöglicht.
„Menschen mit Demenz haben Fähigkeiten, streben nach Selbstbestimmung und wünschen sich, aktiv in die Gemeinschaft einbezogen zu werden“, erklärt Minh Luis, Alzheimer- und Demenz-Spezialistin und Leiterin des Betreuungsdienstes im Haus Stephanus. „Unsere vielfältigen Angebote, wie Koch- und Backstübchen, Bewegungsaktivitäten, Gedächtnistraining und musikalische Unterhaltung, bereichern den Alltag unserer Bewohner und schaffen wertvolle gemeinschaftliche Erlebnisse.“ Diese Ansicht wird auch durch die Worte von Manuel Jöckel, Einrichtungsleiter, gestärkt: „Eine gezielte Alzheimerförderung ist unerlässlich, um die Lebensqualität Betroffener zu erhalten und ihre Würde zu wahren. Denn Alzheimer mag das Gedächtnis trüben, aber nicht den Geist“.
Während der Veranstaltung wurde zudem die biografische Arbeit gefördert, was den Bewohnern neue Anreize bot, sich zu erinnern und auszutauschen. Das Backen kam bei den Bewohnern sehr gut an, hieß es. Einige konnten zwar nicht aktiv am Backprozess teilnehmen, berichteten jedoch während des Mittagessens, dass sie den köstlichen Duft der angedünsteten Zwiebeln, des Specks und später des frisch gebackenen Kuchens in ihren Zimmern wahrnahmen.
Besonders berührend war das Erlebnis einer begeisterten Bewohnerin, die von ihrer Vergangenheit erzählte: „Ich erinnerte mich an die Zeit, als ich im Backhaus meines Dorfes half. Das Backhaus öffnete einmal im Monat, und jede Familie trug sich in eine Liste ein, um ihre 20 Brotlaibe zu backen – genug, um die Familie bis zum nächsten Termin zu versorgen. Der restliche Teig wurde zur Zubereitung des Salzekuchens genutzt. Interessant ist auch, dass der Sauerteig von Familie zu Familie weitergegeben wurde, während die alten Brote immer mit Butter und Salz angeröstet wurden. Nichts wurde weggeschmissen, wie es heute oft der Fall ist.“ Sie fuhr fort: „In unseren Dörfern haben wir immer noch Backhäuser, die jedoch nur zu besonderen Anlässen wie dem Backhausfest genutzt werden. An solch einem Tag kommen die Nachbarn und Freunde zusammen und der Salzekuchen wird in geselliger Runde serviert.“ Die Verbindung zwischen den Menschen in den Dörfern ist stark: Jede Familie kennt die andere und pflegt den Austausch. „Bis heute haben wir Kontakt zu unseren Nachbarn. Sie besuchen mich oft und bringen mir Obst und Kräuter mit. Diese Gemeinschaft ist mir sehr wichtig.“
Regelmäßig wird im Haus Stephanus das Backstübchen als aktivitätsorientierte Biografiearbeit durchgeführt. „Solche Aktionen tragen dazu bei, dass die Betroffenen sich am Leben, an der Gemeinschaft und an den traditionellen Genüssen beteiligen können“, erklärt Minh Luis, B.A. Medizinalfachberufe und Fachexpertin für Demenz.
Ein großes Lob gebühre auch dem gesamten Mitarbeiterteam für die gelungene Aktion. Dies sei ein gelungenes Beispiel dafür, wie die Gesellschaft gemeinsam für Menschen mit Demenz aktiv werden kann – ganz im Sinne des diesjährigen Mottos „Demenz – genau hinsehen“.
Fotos: GFDE-Gruppe/Minh Luis
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