Lesung mit Dr. Monika HölscherGeschichte und Gegenwart der Hebammenarbeit im Kirtorfer Museum beleuchtet
KIRTORF (ol). Im Kirtorfer Museum fand am 5. September eine Lesung zur Geschichte der Hebammen in Alsfeld und dem nordwestlichen Vogelsberg statt. Historikerin Dr. Monika Hölscher betonte die zentrale Rolle von Hebammen in der Vergangenheit und diskutierte aktuelle Herausforderungen des Berufs. Die Ausstellung zur Hebammenarbeit ist noch bis 30. September zu sehen.
Am Donnerstag, den 5. September, fand im Kirtorfer Museum eine gut besuchte Lesung über das Thema „Hebammen in Alsfeld und dem nordwestlichen Vogelsberg“ statt, das berichten die Kirtorfer Landfrauen in einer Pressemitteilung.
Historikerin Dr. Monika Hölscher führte die rund 50 Interessierten, darunter auch zwei Hebammen, eine Studentin der Hebammenkunde, eine angehende Studentin, sowie zwei am Beruf Interessierte, durch die spannende Geschichte der Hebammenarbeit. Auch einige mutige Männer hatten sich in das Publikum gewagt, um mehr über diesen traditionsreichen Beruf zu erfahren, hieß es.
Hölscher begann ihren Vortrag mit einem Blick in die Vergangenheit. Sie schilderte, dass das Wissen über die Geburtshilfe in früheren Zeiten hauptsächlich von Mutter zu Tochter beziehungsweise an die Schwiegertochter weitergegeben wurde. In vielen Dörfern war es eine Frage der Familientradition.
Die Frauen, die als Hebammen tätig waren, lernten ihren Beruf oft direkt in der Praxis und nicht durch formale Ausbildung. Ein Studium, wie wir es heute kennen, gab es zu jener Zeit noch nicht. Mit der Entwicklung der medizinischen Wissenschaften änderte sich jedoch vieles.
Die Historikerin stellte die zentrale Rolle der Hebammen in früheren Gesellschaften heraus, als sie oftmals die einzigen Fachfrauen für Geburten und die Betreuung von Frauen während der Schwangerschaft waren. „Damals war der Beruf der Hebamme nicht nur eine Berufung, sondern eine überlebenswichtige Notwendigkeit“, betonte sie. In Zeiten, in denen Ärzte und Krankenhäuser für die meisten Menschen unzugänglich oder schlichtweg nicht vorhanden waren, sorgten Hebammen für die Gesundheit und das Wohlergehen von Mutter und Kind.
Besonders betonte sie dabei die Herausforderungen, vor denen Hebammen heute stehen. Überlastung, fehlende Unterstützung durch Politik und Gesundheitswesen, sowie eine zunehmende Akademisierung des Berufs erschweren es vielen Hebammen, ihren Beruf mit der nötigen Ruhe und Hingabe auszuführen.
Ein besonderes Augenmerk legte die Historikerin auf die lokale Geschichte des Berufs. Als die Kirtorfer Hebamme Katharina Hauf 1926 unerwartet erkrankte, bewirbt sich Sophie Ehrhardt, geborene Müller auf deren Nachfolge und tritt am 1. Oktober 1927 den Dienst an. In Kirtorf, Lehrbach, Erbenhausen, Ober-Gleen und Heimertshausen war Sophie Ehrhardt während ihrer 45 Dienstjahre fester Bestandteil des neuen Lebens. Zwischen 1927 und 1973 betreute sie 1342 Entbindungen, darunter 9 Zwillingspaare.
Manche Dörfer hatten eine eigene Hebamme, zum Beispiel Luise Fischer in Arnshain, Ottilie Dietz in Gleimenheim und Marie Ruppenthal in Ober-Gleen. Hölscher hob hervor, dass Sophie Ehrhardt nicht nur eine wichtige Figur in der Gemeinde war, sondern auch bewies, wie viel Verantwortung und Vertrauen den Hebammen in früheren Zeiten entgegengebracht wurde. Der Vortrag bot nicht nur einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Hebammenarbeit, sondern regte auch zur Diskussion über die heutige Situation an.
Insgesamt bot die Lesung im Kirtorfer Museum einen bereichernden Rückblick auf die Geschichte der Hebammenarbeit und unterstrich gleichzeitig ihre bleibende Bedeutung in unserer Gesellschaft, so die Landfrauen.
Die Ausstellung „Hebammen in Hessen – Gestern und Heute“ ist noch bis 30. September im Kirtofer Museum zu besichtigen. Geöffnet ist das Museum immer sonntags von 14 bis 17 Uhr.
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