Gesellschaft0

Viele Mitglieder befürchten UmsatzeinbußenLauterbacher Geschäftswelt lehnt die neue Umgehung ab

LAUTERBACH (ol). Stadtmarketing Lauterbach hat nach der Bekanntgabe der neuen Planung zur Umgehungsstraße b254n eine Meinungsumfrage unter seinen 179 Mitgliedern durchgeführt – mit einem deutlichen Ergebnis. Warum die Ablehnung groß ist, lesen Sie hier.

Stadtmarketing Lauterbach hat nach der Bekanntgabe der neuen Planung zur Umgehungsstraße b254n eine Meinungsumfrage unter seinen 179 Mitgliedern durchgeführt. Einige Mitglieder hatten bereits im Vorfeld, Bedenken geäußert und den Vorstand gebeten, nochmals tätig zu werden.

55 Prozent der Mitglieder haben sich an der Umfrage beteiligt, 73 Prozent der abgegebenen Stimmen lehnen die Umgehung ab, 27 Prozent sind dafür. Diese ablehnende Haltung gegenüber einem Neubau wird auch im Vorstand mehrheitlich vertreten.

Bei vielen Mitgliedern sitzt der Stachel der negativen Erfahrungen mit den jüngsten Bauarbeiten an der jetzigen Umgehungsstraße noch tief. Umsatzeinbußen zwischen 40 und 70 Prozent mussten während der Bauzeit verkraftet werden, was beinahe zur Schließung eines gastronomischen Betriebs führte.

Ähnliche Erfahrungen wurden auch bei einer früheren Baumaßnahme an der jetzigen Umgehungsstraße gemacht. Die Mitglieder befürchten, dass sich solche Verhältnisse mit einer weiteren Umgehungsstraße wiederholen könnten, schreibt das Stadtmarketing in seiner Pressemeldung.

Beim kürzlich stattgefundenen Stadtmarketing-Stammtisch war die ablehnende Haltung zum Projekt deutlich zu spüren. Auch wenn die Baumaßnahme nicht mit der geplanten Umgehungsstraße vergleichbar ist, so ist die Angst vor ausbleibenden Umsätzen groß. Selbst Einzelhandelsgeschäfte und Gastronomen aus der Innenstadt melden ihre Bedenken an, da auch sie während der Bauzeit mit erheblichen Einbußen zu kämpfen hatten. Selbst bei einer Halbierung der Verluste wäre die Existenz vieler Betriebe gefährdet.

„Keinen Vorteil für die Geschäftswelt“

Die neue Straße führt zu veränderten Einkaufswegen, dadurch werden dauerhafte Umsatzeinbußen verursacht. Investitionen der Unternehmen an der jetzigen Umgehungsstraße und auch in der Innenstadt gehen zurück oder fehlen vollständig, was die Gewerbesteuereinnahmen verringert und zum Wegfall von Arbeitsplätzen führt.

Aus Sicht des Vereins gibt es keinen Vorteil, für unsere Geschäftswelt. Weder der Geschwindigkeitsvorteil zwischen Alsfeld und Fulda, noch die Überholspuren bringen etwas für Lauterbach, das Gegenteil ist der Fall. Der Verkehr und damit Umsatzpotenzial, wird an Lauterbach vorbeigeleitet.

Die weitere Unterstützung des Projektes durch CDU und SPD in Lauterbach und im Vogelsbergkreis, ist besonders durch die jüngeren Politiker, nicht nachvollziehbar.

Besonders unverständlich ist dies, weil auch die Gremien der Nachbargemeinde Wartenberg den Neubau abgelehnt haben. Im Vogelsbergkreis gibt es gut funktionierende Verkehrsanbindungen, wie die A5 und die A7 als weiträumige Umgehung,  es gibt keinen Unfallschwerpunkt und keinen Stau entlang der jetzigen Umgehung. Was rechtfertigt also einen Mammutbau für über 120 Millionen, der aus der Zeit gefallen ist, zumal sich Mobilität stark verändert.

Touristisch ist diese Straße nicht vertretbar, die negativen Auswirkungen wären verheerend. Besucher von Lauterbach geben an, auf der Durchreise zu sein und die Stadt eher zufällig entdeckt zu haben. Vom vorhandenen Angebot und der Vielfalt der Geschäfte in der Innenstadt sind sie begeistert.

„Anderer Charme“

Wieder andere werden auf den Charme des Städtchens aufmerksam und übernachten spontan hier. Gastronomie und Handel sind auf diese Mehreinnahmen angewiesen. Die neue Umgehungsstraße verhindert den Spontantourismus. Bleibt Lauterbach dann eine attraktive Einkaufs- und Tourismusstadt, wenn man bequem nach Fulda weiterfahren kann?

Der Vorstand nimmt die Anliegen der Mitglieder sehr ernst. In jeder Vorstandssitzung machen wir uns viele Gedanken darüber, wie wir Lauterbach attraktiver gestalten können. Wenn wir aber auf der anderen Seite dafür sorgen, dass die Besucher und möglichen Kunden schneller an Lauterbach vorbeikommen, dann ist das nicht förderlich.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass es aus Sicht des Stadtmarketings Lauterbach  keinen erkennbaren Vorteil für die Geschäftswelt gibt, der den Bau der neuen Umgehungsstraße rechtfertigt. Die bestehenden Verkehrsanbindungen sind ausreichend und die geplanten Maßnahmen bringen keine Vorteile für Lauterbach. Die Ablehnung des Projekts durch die Mehrheit der Mitglieder zeigt deutlich, dass die Umgehungsstraße nicht im Interesse der Lauterbacher Geschäftswelt ist.

Angesichts dieser Bedenken plant der Vorstand, Maßnahmen um den Bau der Umgehungsstraße zu verhindern und weiterhin die Interessen der lokalen Wirtschaft zu vertreten.

Info

Der Verein Stadtmarketing Lauterbach wurde im Jahr 2017 gegründet und verbindet den vorangegangenen Gewerbeverein „Aktionsgemeinschaft Lauterbach“ sowie den touristischen „Lauterbacher Verkehrsverein“ zu einer gemeinsamen Interessensvertretung Lauterbacher Unternehmen.

Im Verein wirken Vertreter des Handels, der Wirtschaft, des Tourismus, der Politik und der Verwaltung gemeinsam und verfolgen das Ziel, den Tourismus und das Citymarketing der Kreisstadt Lauterbach und die touristische und wirtschaftliche Attraktivität und Anziehungskraft zu fördern. Gleichzeitig wird die Förderung von Handel und Gewerbe sowie die Stärkung von Lauterbach als Erlebniszentrum angestrebt.

Der Verein setzt sich unter anderem auch dafür ein, dass kundenfreundliche Angebote und Dienstleistungen geschaffen werden. Diese sollen Bürgern, Touristen, potenziellen neuen Unternehmen und anderen Interessengruppen in Lauterbach Vorteile bringen.

Schreibe einen Kommentar

Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.

Einloggen Anonym kommentieren