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Gefahren, Symptome und PräventionFacharzt Dr. Beizai informiert über die unterschätzte Krankheit Osteoporose

ALSFELD (ol). Dr. Mostafa Beizai informiert über die oft unterschätzte Krankheit Osteoporose, betont die Bedeutung der frühzeitigen Diagnose und empfiehlt Maßnahmen wie ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung zur Prävention.

Sie ist eine der meist unterschätzten Krankheiten, an der allein in Deutschland etwa sechs Millionen Menschen leiden: Osteoporose – landläufig auch Knochenschwund genannt. „Osteoporose ist ein wichtiges Thema, denn jährlich entstehen dadurch mehr als 330.000 Frakturen, 160.000 davon im Wirbelsäulen- und Hüftbereich“, weiß Dr. Mostafa Beizai, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Sektionsleiter Wirbelsäulenchirurgie am Krankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld (KKA). Im Rahmen der Vortragsreihe am KKA geht er daher gezielt auf die Auswirkungen der Erkrankung ein, berichtet der Vogelsbergkreis in einer Pressemitteilung.

„Osteoporose ist letztendlich eine Stoffwechselkrankheit“, sagt der Mediziner. Denn Testosteron und Östrogen hemmen knochenabbauende Zellen. Sinkt der Östrogenspiegel bei Frauen und Testosteronspiegel bei Männern mit zunehmendem Alter, verändert sich die Knochenstruktur und wird schwächer“, sagt Dr. Beizai und ergänzt, dass durch den länger konstant bleibenden Testosteronspiegel Männer im Durchschnitt zehn Jahre später erkranken.

Immer wieder lassen sich sieben Anzeichen ausmachen, die für Osteoporose sprechen: „Bei einem schweren Verlauf können beispielsweise bis zu 20 Zentimeter Größenverlust auftreten“, weiß der Mediziner. Brechen etwa die Wirbelkörper in der Wirbelsäule, verringert sich die Körpergröße – nicht selten um mehr als vier Zentimeter innerhalb eines Jahres. „Ein weiteres Symptom sind eine gebückte Haltung und eine Verkrümmung der Wirbelsäule, die im weiteren Verlauf zu Sodbrennen und Kurzatmigkeit führen kann“, sagt Dr. Beizai. Weiteres Symptom könne dabei ein „Osteoporosebäuchlein“ sein, das durch die s-förmige Wölbung der Wirbelsäule entsteht. Die starke Verkrümmung könne ebenfalls zu Sodbrennen und Kurzatmigkeit führen. „Immer wieder kommt es auch zu Knochenbrüchen im Alltag, da die Knochen den Belastungen nicht mehr standhalten. Dabei sind Oberschenkelhalsbrüche, Hüftfrakturen oder Brüche an Hand und Oberarm an der Tagesordnung“, weiß der Fachmann. Die Liste der Symptome komplettieren weiterhin Wirbelkörperfrakturen, in deren Folge Rückenschmerzen und starke Bewegungseinschränkungen, fügt er an. „All das beeinträchtigt die Lebensqualität sehr stark, beeinflusst massiv die Selbstständigkeit und kann zu Pflegebedürftigkeit führen“, macht Dr. Beizai deutlich.

Frühe Diagnostik ratsam

„In vielen Fällen ist es angebracht, bei Frauen zwischen 50 und 60 Jahren, sowie bei Männern zwischen 60 und 70 Jahren eine Diagnostik durchzuführen, um Spätfolgen zu mindern“, sagt Dr. Beizai. Weitere Risikofaktoren, wie etwa ein Wirbelbruch, periphere Frakturen, erbliche Vorbelastung, Nikotinkonsum, Untergewicht mit einem Body-Mass-Index von unter 20 oder Immobilität, machen ebenso Knochendichte-Messungen notwendig.

Gleichzeitig gibt es verschiedene Stellschrauben, mit denen man gerade im Alter den Verlauf der Osteoporose bremsen, und Stürze vermeiden oder abmildern kann, unterstreicht der Mediziner. Dabei können etwa Gehwagen, Protektoren, ein sturzsicheres Zuhause ohne Teppiche und mit ausreichender Beleuchtung sowie die Überprüfung der Sehstärke helfen, fügt er an. Außerdem sollte langfristig auf eine gesunde Ernährung mit genügend Calcium und Vitamin D geachtet werden. „Normal sollten täglich etwa 1.000 Milligramm Calcium sein. Zur Therapie bei Osteoporose sprechen wir von 1.200 bis 1.500 Milligramm täglich“, sagt Dr. Beizai. Dabei liefern fettarme Milch und Milchprodukte, Brokkoli, Fenchel, Grünkohl und Lauch viel Calcium. „Zusätzlich helfen der Verzicht auf Nikotin, die Vermeidung von Untergewicht und – bei täglich weniger als 30 Minuten Tageslicht – die Einnahme von Vitamin D“, sagt der Fachmann. Denn so könne, unterstützt von einem aktiven Lebensstil mit ausreichend Sport und Bewegung, der Einsatz von Medikamenten minimiert und somit Schlimmeres verhindert werden. „Schon früh sollte man dem altersbedingten Rückgang der Muskulatur entgegenwirken, aktiv bleiben und schonendes Krafttraining, Schwimmen, Nordic Walking oder Radfahren in den Alltag einbauen“, rät der Fachmann abschließend. So könne gezielt den negativen Auswirkungen der Osteoporose entgegengewirkt werden.

Nach der Sommerpause thematisiert der nächste Vortrag der Reihe am Dienstag, den 3. September, ab 19 Uhr in der KKA-Cafeteria das Thema Gelenkersatz an Knie und Hüfte.

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