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Crowdfunding läuftKirchengemeinde Ober-Ofleiden/Gontershausen stemmt Mammutprojekt für den Wiederaufbau einer historischen Orgel

OBER-OFLEIDEN (ol). Die Kirchengemeinde Ober-Ofleiden/Gontershausen plant den Wiederaufbau einer historischen Orgel in der Kirche. Die Kosten betragen 220.000 Euro, von denen bereits ein Teil durch verschiedene Organisationen bereitgestellt wurden. Ein regionales Crowdfunding-Projekt soll die restlichen Kosten decken. Die historische Orgel soll im Juni abgeschlossen und am 22. September feierlich eingeweiht werden.

Reges Treiben herrscht seit Monaten in der Kirche in Ober-Ofleiden, der Grund: Das historische Gebäude erhält wieder eine historische, in den zeitlichen Kontext passende Orgel, die mit dem Original-Prospekt versehen wird und zukünftig für einen hervorragenden Klang sorgen wird. Auch die Optik in dem Gotteshaus wird sich dadurch erheblich verbessern, denn das historische Innenensemble wird mit dieser Restaurierung wieder komplett, so heißt es in einer Pressemitteilung des Evangelischen Dekanats Vogelsberg.

In den 1970er-Jahren hätte die alte Orgel saniert werden müssen, der Kirchenvorstand entschied sich für den günstigeren Kauf einer kleineren, modernen Orgel. Laut dem Orgelsachverständigen der EKHN Rainer Geitl war diese jedoch zu keiner Zeit der historischen Ober-Ofleidener Kirche angemessen: „Sowohl klanglich als auch optisch passte sie nicht hinein.“ Als nun auf dem Dachboden der Kirche zwei große Bälge in gutem Zustand sowie alle Gehäuseteile des Prospekts der Vorgängerorgel gefunden wurden, kam die Idee, die „Orgel von der Stange“ wieder durch eine historische Orgel samt restauriertem Prospekt  zu ersetzen.

Glücklicherweise fand sich im Orgellager der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau (EKHN) ein denkmalgeschütztes Orgelwerk, das genau in das Prospekt hineinpasste, und die Idee nahm weiter Gestalt an: Als Erstes waren die Kostenfrage und die Finanzierung zu klären: Mit 220.000 Euro würde zu rechnen sein, hieß es – viel Geld für eine kleine Kirchengemeinde, doch genau die Art von Projekt, die von vielen Stellen gerne gefördert wird.

Nachdem aus dem Bundestag aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm Anfang des Jahres 65.000 Euro für die Wiederherstellung der Orgel zugesagt wurden und bereits zuvor die Sparkassen-Stiftung 20.000 Euro gespendet hatte, wurden weitere Quellen aufgetan: Die Denkmalkulturstiftung beteiligte sich mit 50.000 Euro an dem Projekt, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau finanziere zehn Prozent eines solchen Vorhabens. Der Förderverein des Kirchengebäudes hatte aus der vor wenigen Jahren erfolgten Sanierung der Kirche noch Gelder übrig und konnte 15.000 Euro beisteuern. Auf diese Weise war ein Großteil der Investition bereits gesichert. „Wir haben wirklich erst mit ernsthaften Planungen begonnen, als wir sicher sein konnten, dass wir mindestens 70 Prozent der Kosten einspielen könnten“, sagt Pfarrer Alexander Janka, Vorsitzender des Kirchenvorstandes, der sich gemeinsam mit den anderen KV-Mitgliedern und der Gemeinde freut, dass sie die Gunst der Stunde nun nutzen konnten.

Trotz der großen Zuwendungen übersteigen die Kosten die Mittel der Kirchengemeinde bei weitem. Abhilfe schaffen soll ein regionales Crowdfunding, das unter dem Motto „Viele schaffen mehr“ in Kooperation mit der VR-Bank Hessenland organisiert wurde. Der gesamte Kirchenvorstand zeigt sich optimistisch: „Für uns war es wichtig, diese Gelegenheit, nicht nur ein Stück Heimat und Kultur zu erhalten, sondern auch die Orgel wieder zu präsentieren und uns musikalisch für die Zukunft gut aufzustellen, nicht verstreichen zu lassen“, heißt es in der Ausschreibung zu dem Crowdfunding.

Und mit diesem Anliegen ist sie nicht allein: Zahlreiche Menschen haben die Aktion mit ihren Spenden schon unterstützt. Das Schöne: Jeder Euro, der für die Ober-Ofleidener Orgel gespendet wird, wird von dem Geldinstitut verdoppelt. „Mit ein paar weiteren Aktionen, unter anderem einer Benefizlesung mit Astrid Ruppert und Traudi Schlitt am Sonntag, dem 9. Juni, um 14.30 Uhr zur Kaffeezeit, wollen wir noch weiteres Geld in unsere Orgelkasse spülen. Für die restlichen Kosten hat die Kirchengemeinde einen Kredit aufgenommen, der Stück für Stück abbezahlt wird“, heißt es aus dem Kirchenvorstand.

Foto: Geitl

Der große Teil der Kirchengemeinde stehe  hinter dem Projekt und freue sich auf die Fertigstellung. „Es kommt etwas nach Ober-Ofleiden zurück, das für die meisten Menschen hier eine Bedeutung hat“, sagt Pfarrer Janka. „Und es war schön zu sehen, dass die Beteiligten in der Gemeinde trotz aller Mühe mit Spaß und Begeisterung bei der Sache waren. So wie es eben ist, wenn man etwas tut, was Sinn stiftet.“

Mit Sicherung der Finanzierung begannen in der Kirche und in den Werkstätten der Restauratoren Anfang des Jahres die Arbeiten: Das Prospekt musste ergänzt und farblich neu gefasst werden; das alte Orgelwerk instandgesetzt gesetzt werden. Kurz vor Abschluss der Arbeiten stand nun noch das Einsetzen und Intonieren der 650 Orgelpfeifen auf dem Zettel: eine wichtige und aufwendige Arbeit, die am Ende für den wunderschönen Klang in der Kirche sorgen soll. Im Laufe des Juni soll das aufwändige Sanierungsprojekt abgeschlossen sein und die Kirche in Ober-Ofleiden wieder in einen Zustand versetzt sein, in dem das gesamte Ensemble durch Geschlossenheit besticht, heißt es. Am 22. September um 14 Uhr soll die neue alte Orgel feierlich eingeweiht werden. Hierzu werden auch Vertreter aller unterstützenden Organisationen eingeladen.

Spenden können alle Menschen, die in der Erhaltung der historischen Orgel einen Wert erkennen – natürlich auch über Ober-Ofleiden hinaus. Mehr Infos dazu gibt es unter https://www.viele-schaffen-mehr.de/projekte/neue-orgel-fuer-ober-ofleiden.

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