Engagement für Toleranz in Zeiten steigenden HassesAfA Vogelsberg besucht Synagoge in Romrod
ROMROD/VOGELSBERGKREIS (ol). Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen im Vogelsbergkreis hat kürzlich die Synagoge in Romrod besucht, um Stellung gegen Antisemitismus zu beziehen und Demokratie und Toleranz zu unterstützen. Bei diesem Anlass wurde der Einsatz des Ehrenbürgermeisters Rudi Marek für die Restaurierung der Synagoge gewürdigt und der frühere Vorsitzende der AfA, Erwin Roth, für seine langjährigen Dienste geehrt.
Mit ihrem Besuch der Synagoge in Romrod will die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen im Vogelsbergkreis klar Stellung beziehen gegen jegliche Form von Antisemitismus, so berichtet die Gemeinschaft in einer Pressemitteilung. In einer Zeit, in der Hassreden, Verleumdungen und Gewalttaten gegen Andersdenkende bedrohlich zunehmen, sei es notwendig für Demokratie und Toleranz einzutreten.
Besonders erfreulich war die Teilnahme des Ehrenbürgermeisters der Stadt Romrod, Rudi Marek. Er war es, der in seiner Amtszeit die Restaurierung der Synagoge und der gesamten Gebäudezeile voran gebracht hat. Mit einem Präsent bedankte sich der Vorsitzende, Lukas Nörmerich bei dem Ehrengast. Beim Besuch der Synagoge nahmen die AfA Mitglieder die Gelegenheit wahr und ehrten ihren ehemaligen Vorsitzenden, Erwin Roth, öffentlich für seine langjährigen Dienste im Vorstand.
Die Historie der Synagoge und der jüdischen Gemeinde in Romrod wurde vom Vorsitzenden ausführlich dargestellt. Seit Ende des 18. Jahrhunderts bestand eine selbstständige jüdische Gemeinde in der Stadt. Romrod gehörte zum Provinzrabbinat Oberhessen in Gießen. Die Lebensgrundlagen der Landjuden waren der Viehhandel und ein bescheidener Warenverkauf. Im Jahr 1837 kaufte die jüdische Gemeinde ein Bauernhaus mit Nebengebäuden aus dem Jahr 1722. In den Folgejahren wurde es zu einer Synagoge mit einem Betsaal und Versammlungsraum, einer Frauenempore, einer Mikwe, einem Schulzimmer und einer Lehrerwohnung umgebaut. Am 16. September 1843 wurde die Synagoge eingeweiht, so heißt es.
Vom Lehrer Frank, der im Erdgeschoss wohnte, wurden 16 Kinder unterrichtet. Im Vogelsbergkreis gab es Ende des 19. Jahrhunderts 18 israelische Gemeinden mit 18 Synagogen aber nur 16 Friedhöfe. Die Toten aus der Gemeinde wurden auf dem zentralen Friedhof „Tor des ewigen Lebens“in Angenrod beigesetzt. Bereits 1855 sei der erste Romröder Jude aus wirtschaftlichen Gründen in die USA ausgewandert. Um 1900 wurde die jüdische Schule geschlossen. Die Kinder gingen dann alle in die öffentliche Schule. Ab 1920 gab es keine jüdischen Gottesdienst mehr, heißt es weiter. Mit dem Erstarken der Nationalsoziallisten nahmen auch die Verfolgung und Drangsalierungen der Juden in Romrod zu. Die Faschisten zwangen die israelische Gemeinde die rituellen Gegenstände aus der Synagoge zu verbrennen. 1933 lebten noch 13 jüdische Personen am Ort. 1935 wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst und das Anwesen mit Synagoge an einen Landwirt verkauft. 1939 lebten im Romrod keine jüdischen Mitbürger mehr, ist es der Mitteilung zu entnehmen.
Im April 1992 konnte die Stadt Romrod das baufällige Gebäude übernehmen. In enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege, einem Architekturbüro und der Stadt Romrod entstand von 2001 bis 2006 ein „Kulturhaus ehemalige Synagoge“.
Der stellvertretende Vorsitzende Bernhard Bender warb in seinem Schlusswort der Veranstaltung, angesichts der deutschen Geschichte die Verantwortung ernst zu nehmen, und alles zu tun, um Hass und Gewalt gegen jüdische Mitbürger zu verhindern.
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