Stunde der GartenvögelNaturschützer protestieren gegen geplante Bauarbeiten in Alsfelds „Grüner Lunge“
ALSFELD (ol). Naturschützer des NABU und des BUND haben während der Aktion „Stunde der Gartenvögel“ in Alsfelds „Grüner Lunge“ knapp zwei Dutzend verschiedene Vogelarten festgestellt. Angesichts der geplanten Rodung für den Bau von sechs Einfamilienhäusern fordern sie, dieses natürliche Habitat zu erhalten.
Für die Aktion „Stunde der Gartenvögel“ hatte sich Tilman Oeppert vom NABU einen ganz besonderen Ort ausgesucht: „Alsfelds grüne Lunge“. Das ausgedehnte Gartenareal zwischen Grünberger Straße und Schillerstrasse soll nach dem Beschluss der Stadt Alsfeld sechs Einfamilienhäusern weichen. Tilmann Oeppert vom NABU und Dr. Wolfgang Dennhöfer vom BUND waren der Einladung einiger Anwohnern gefolgt. Und Fachleute wie Anwohner staunten: 24 Vogelarten konnte der geübte Vogel-Kartierer Tilmann Oeppert am Ende in seine Liste eintragen, wie die NABU Gruppe Alsfeld/Romrod und der BUND in einer Pressemitteilung berichten.
Die „Stunde der Gartenvögel“ ist eine Aktion des NABU, zu der in diesem Jahr bereits zum zwanzigsten Mal aufgerufen wurde. Ziel ist es, am betreffenden Wochenende für genau eine Stunde in einem Garten oder abgegrenzten Bereich innerhalb des Siedlungsraums die maximale Anzahl von Vogelarten und -Individuen zu ermitteln. Die dadurch im Zuge einer Citizens-Sience-Methode ermittelten Daten bilden eine wertvolle Grundlage um Bestandsveränderungen insbesondere häufiger Arten zu ermitteln, heißt es. Tilman Oeppert erklärte kurz die Methodik und den Hintergrund der Zählung und gab dann um kurz nach 8 Uhr morgens den Startschuss.
Zilpzalp und Amsel waren die ersten Arten, die sich zeigten und deren Stimmen vorgestellt werden konnten. Schnell füllte sich die Liste mit weiteren Arten. Besonders zahlreich an diesem Morgen: die Blaumeisen. Mindestens zwei Familien waren bereits mit flüggen Jungvögeln unterwegs, so dass hier 12 Individuen aufgeschrieben werden konnten. Den Luftraum über dem Grünareal nutzen bis zu zehn Mauersegler und einzelne Schwalben zur Jagd auf Fluginsekten. Besonderes Interesse weckte bei den Ornithologen der Birkenzeisig, der mehrfach seinen Singflug zeigte. Diese nur punktuell verbreitete Singvogel habe nämlich viele seiner in den letzten Jahren besiedelten Orte inzwischen wieder aufgegeben.
Bis zum Ende der Stunde hatten 24 verschiedene Vogelarten Einzug auf die Liste gehalten, auch wenn verbreitete Kandidaten wie die Mönchsgrasmücke und der Stieglitz dies erst in den letzten Minuten geschafft hatten. „Wir können fast sicher sein, dass noch eine ganze Reihe weiterer Arten hier vorkommt: typische Gartenvögel wie Rotkehlchen, Zaunkönig oder die Heckenbaunelle blieben bis zum Schluss verborgen“ so Vogelkundler Oeppert. Aber das sei nicht ungewöhnlich: „Um 8.00 Uhr morgens sind Rotkehlchen und Co. schwer damit beschäftigt, ihre Jungen zu füttern, zum Singen bleibt da nur wenig Zeit.“
„Als wir vor über 30 Jahren nach Alsfeld gezogen sind“, so der Biologe Wolfgang Dennhöfer, da hat mich an Alsfeld besonders dieses Nebeneinander der dicht bebauten historischen Altstadt und die ebenso historischen großzügigen Grünflächen fasziniert: der Garten–Gürtel entlang der Stadtmauer, am Mühlgraben oder hier die „Grüne Lunge“. Leider ist diese Alsfelder Gartenkultur in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder „angeknabbert“ worden. Das schadet der Stadt-Ökologie – und dem besonderen Zauber unserer kleinen Stadt.“
Und NABU-Mann Oeppert ergänzt: „Am 20. April hatten wir die Stadtverwaltung gefragt, ob es zutrifft, dass im aktuellen Planungsverfahren keine Umweltprüfung vorgesehen ist – trotz der Strukturvielfalt und der alten Bäume – bisher warten wir noch auf eine Antwort.“
Die Naturschützer haben keine Lobby ,der Politik geht es nur um das Geld, sie können nicht mehr anders als die Natur vernichten.