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Interview mit der Kantorin Claudia Regel„Die Pfingstmusiktage sind wesentlicher Bestandteil des kulturellen Angebots“

LAUTERBACH (ol) – Es gibt sie seit 50 Jahren, die Pfingstmusiktage in Lauterbach. Gestartet unter der Kirchenmusikerin Karin Sachers im Jahr 1974, haben sie sich zu einem bedeutenden Faktor im kulturellen Leben in der Region entwickelt. Seit 2010 verantwortet Kantorin Claudia Regel die aufwendige Veranstaltung. Im Interview sprach sie über Veränderungen, Herausforderungen und großartige gemeinsame Momente.

Frage: Eine Veranstaltungsreihe wie die Pfingstmusiktage kann man nicht alleine stemmen. Welches Team steht Ihnen zur Seite?

Claudia Regel: Der engere Kreis besteht aus dem vierköpfigen Vorstand des Fördervereins, dazu noch Jutta Heß (KV-Vorsitzende Lauterbach) und Pfarrerin Dorothea Göbel (in der Kirchengemeinde Lauterbach die für Kirchenmusik zuständige Pfarrerin). Dazu kommt noch der Helferkreis aus Ehrenamtlichen, die z.B. Flyer und Plakate verteilen und am Pfingstwochenende viele Aufgaben übernehmen. Das Gemeindebüro unterstützt natürlich auch sehr!

War die Kirchengemeinde von Anfang an involviert und welchen Einfluss hat sie auf die Pfingstmusiktage?

In den ersten drei Jahren fanden die Pfingstmusiktage in einer Kooperation des Vereins „circus musicus“ und der Evangelischen Kirchengemeinde Lauterbach statt. 1976 wurde der Gottesdienst am Pfingstsonntag in das Festivalprogramm mit aufgenommen. Im selben Jahr trat die Kirchengemeinde erstmals als Veranstalterin des Festivals in Erscheinung, was bis heute so geblieben ist. Musikalisch lag und liegt die Auswahl in den Händen der Kirchenmusikerinnen – früher Karin Sachers und seit vierzehn Jahren ich – und ihres Teams.

Die PMT sind Garant für ausverkaufte Häuser. Woher kommt der Erfolg?

Von „Garant“ würde ich nicht sprechen. Unsere Veranstaltungen waren in den vergangenen Jahren gut besucht und, ja, manche auch ausverkauft. Ich glaube, das hängt mit dem Bekanntheitsgrad der jeweiligen Künstler und Ensembles zusammen, aber auch mit der Attraktivität des jeweiligen konkreten Konzertprogramms. Bei VOCES8 zum Beispiel kommen auch etliche Leute von weiter her, eben weil das Ensemble so bekannt ist und einen großen Fankreis hat.

Also locken die PMT auch Gäste von außerhalb des VB an?

Auf jeden Fall! Auch wenn wir nicht Ensembles wie VOCES8 da haben, die eben eine ganz besondere Strahlkraft haben, kommen doch auch etliche Besucherinnen und Besucher von außerhalb der Region. Da sind etliche treue „Stammgäste“ dabei, aber auch einige, die die Pfingstmusiktage neu entdecken.

Welche Bedeutung haben die PMT für den kulturellen Bereich in der Region?

Die Pfingstmusiktage sind ein wesentlicher Bestandteil des kulturellen Angebots in der Region. Zumal diese Vielfalt an Musik in einem eng begrenzten Zeitraum schon auch was Besonderes ist. Wir möchten mit den Pfingstmusiktagen auch zeigen, wie viel tolle kulturelle Arbeit im ländlichen Raum möglich ist.

50 Jahre sind ja ein langer Zeitraum, in dem sich vieles verändert. Was hat sich bei den Pfingstmusiktagen getan?

Wir sind dem ursprünglichen Konzept weitgehend treu geblieben. Doch seit 2010 gibt es am Sonntagnachmittag das Familienkonzert. Damit wollen wir auch das jüngste Publikum in Kontakt mit den Pfingstmusiktagen und mit Konzerten ganz allgemein bringen. Wir freuen uns sehr, dass das Publikum trotz aller Herausforderungen wie der Ausfall kultureller Veranstaltungen während der Pandemie oder der Inflation nach wie vor sehr interessiert ist.

Gibt es eine Veranstaltung, die in den letzten Jahren Ihr persönliches Highlight war?

Ich finde es ganz schwierig, da etwas Bestimmtes herauszugreifen. Es sind sehr unterschiedliche Veranstaltungen – von kammermusikalischer Besetzung bis hin zur Opulenz des Festlichen Pfingstkonzerts, von eher intellektuellen Angeboten wie dem „Dekalog“ von Gerhard Müller-Hornbach bis hin zu den kabarettistischen Programmen, wie in diesem Jahr z. B. von William Wahl.

Auf welche Veranstaltung freuen Sie sich in diesem Jahr besonders?

Wie in jedem Jahr freue ich mich auf das ganze Festival. Auf die tolle Musik, aber auch auf das freundliche und herzliche Miteinander im Team. Ich finde, das Herzblut und die Begeisterung, die die vielen Ehrenamtlichen im Vorfeld und während der Pfingstmusiktage einbringen, um „ihr“ Festival realisieren zu können: Das prägt doch sehr die Atmosphäre in Lauterbach und überträgt sich auf unsere Gäste – Künstler wie Besucher.

Das Interview führte Traudl Schlitt

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