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Abschluss der Frauenwoche mit Katinka Kulens-Feistl zum Thema Scham„Große Power im Schamgefühl“

ALSFELD/VOGELSBERGKREIS (ol). Die Frauenwoche im Vogelsberg endete mit einem beeindruckenden Abend in Alsfeld, bei dem Autorin Katinka Kulens-Feistl ihr Buch „My lovely Shame“ vorstellte. Sie betonte die transformative Kraft der Scham als Werkzeug der Selbstermächtigung für Frauen. Durch inspirierende Geschichten aus ihrem Leben ermutigte sie die Zuhörerinnen, ihre eigenen Geschichten zu teilen und sich von beengenden Schamgefühlen zu befreien.

 „Scham ist nicht jedermanns Sache.“ Eine Erfahrung, die Katinka Kulens-Feistl häufig macht, insbesondere seitdem sie diesem Gefühl ein ganzes Buch gewidmet hat, mehr noch: Sie hat sich von Scham als schlechtem Gefühl verabschiedet und begrüßt sie als Powerspender: „My lovely Shame“ heißt demnach auch ihr Buch, mit dem sie zum Abschluss der Frauenwoche im Vogelsberg im Alsfelder Buchladen Lesenswert zu Gast war, berichtet die Beauftragte für Gleichstellung und Inklusion, Elisabeth Hillebrand, in einer Pressemitteilung.

Begrüßt wurde die Autorin von einer kleinen, nach dem Leseabend sehr begeisterten Zuhörerinnenschar, zudem von Johanna Mildner (Buchladen Lesenswert) und Traudi Schlitt (Frauennetzwerk). Beide freuten sich sehr, dass die Regisseurin, Autorin und Coachin sich auf den Weg in die Fachwerkstadt gemacht hatte, und waren wie die Gäste neugierig auf die schambehafteten, doch kraftspendenden Geschichten aus Kulens-Feistls Leben.

Ihr Fazit nahm die lebhafte Erzählerin gleich vorneweg: „Es liegt eine große Power im Schamgefühl“ und „Alles, was man unter den Teppich kehrt, belastet uns ständig weiter. Am besten, man holt es hervor und schaut es an.“ Dabei machte die Autorin auch klar, dass es ihr – und da es sich um ihre eigenen Geschichten handelt, liegt das in der Natur der Dinge – um die weibliche Scham gehe. Diese sei seit Jahrhunderten gehegt und gepflegt worden, um Frauen kleinzuhalten. Sich gerade als Frau von ihr zu verabschieden, sei ein Akt der Selbstermächtigung und des Empowerments.

In dreizehn Geschichten ist Kulens-Feistl in ihrem Buch ihrer Scham auf der Spur, und das in vielen Lebensbereichen. Für ihren Vortrag in Alsfeld hatte sie Erlebnisse aus den Bereichen Liebe, Arbeit und Beruf sowie Wendepunkte ausgesucht.

So erfuhren die Zuhörerinnen von der jungen Katinka, die sich als Bedienung in einer Aachener Bar unsterblich in einen vergebenen Mann verliebt. Alle hätten es gewusst, alle hätten zugesehen und sie hätte sich am Ende furchtbar geschämt dafür. Erst spät sei in ihr die Erkenntnis gereift, dass er es war, der ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte und der sich hätte schämen müssen. „Aber so war das in Neunzigern: Die Frau hat Schuld.“ So sehr schämte sich die junge Frau, dass sie nach Berlin floh, und dort nahm wie von Zauberhand ihr eigentlicher Berufswunsch, nämlich beim Film zu arbeiten, Fahrt auf. „Hätte ich mich nicht so geschämt und wäre nicht abgehauen, wäre viel Gutes nicht passiert“, resümierte sie.

Die Veranstaltung lebte längst nicht nur von den Lesungen und von Kulens-Feistls humorvoller Art und dem liebevollen Blick auf ihre vermeintlichen Defizite, sondern auch davon, wie sie über die Begebenheiten erzählte, wie sie hinführte zu den Lesestellen und ihre Zuhörerinnen ungeniert mitnahm in ihre schambeladenen Situationen. Sei es der harsche Umgang, der in der Filmbranche herrschte, das Verraten einer von ihr erfundenen Lieblingsfigur, seien es die Wendepunkte im Leben, die mehr noch als weiterführen oder Neues entstehen lassen, alles infrage stellen und sogar für ganze Neuanfänge gut sein können.

Große Fragen, die jeder und jede sich irgendwann stelle, thematisierte die Autorin anhand ihrer Geschichten: „Wie gehe ich mit mir und meinem Leben um? Wofür nutze ich meine Zeit? Was ist mir wirklich, wirklich wichtig?“ Und sie unterstrich die Erkenntnis: „Nichts passiert ohne Grund.“

Immer mehr kristallisierte sich die Essenz ihres Buches und ihres Anliegens heraus: Frauen sollen sich ihre Geschichten erzählen, sich damit stärken und aufhören, sich kleinzumachen und kleinmachen zu lassen. Scham, ein Gefühl, mit dem sich hauptsächlich Frauen beschäftigen müssen, sei wie eine angezogene Handbremse für das Leben, sagte Katinka Kulens-Feistl. Nach diesem Abend hatte sich davon bestimmt die eine oder andere gelöst.

Foto: Traudi Schlitt

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