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Senioren-Theater im Haus StephanusHaus Stephanus plant Theatergruppe für Senioren nach erfolgreicher Karnevalskooperation

ALSFELD (ol). Das Haus Stephanus plant nach einem erfolgreichen Karneval-Finale die Gründung einer Senioren-Theatergruppe. Die Theatergruppe wird Bewegungs- und Gedächtnisübungen sowie Kooperationen mit örtlichen Schulen und Karnevalsvereinen beinhalten. Die Initiative zielt darauf ab, künstlerische Aktivitäten mit therapeutischen Effekten zu verbinden.

Zwar ist die Faschingszeit schon wieder vorbei. Doch das Beste daraus möchte das Haus Stephanus laut einer Pressemitteilung mit in die Zukunft nehmen. „Nach dem inspirierenden und krönenden Finale in unserer Einrichtung möchten wir die Berührungspunkte von Karneval und Theater ausloten und im März eine Haus Stephanus-Theatergruppe für Senioren und deren Angehörige gründen“, kündigte jetzt Einrichtungsleiter Manuel Jöckel an.

Bereits im Mai, wenn das Haus Stephanus mit der Öffentlichkeit sein 60-jähriges Bestehen feiern wird, soll es einen ersten kleineren Auftritt geben. Danach seinen pro Quartal weitere Aufführungen geplant. Um Seniorinnen und Senioren darauf gezielt vorzubereiten, möchte der Betreuungsdienst vor allem kleinere und größere Bewegungseinheiten, darstellerische Übungen, Koordinations- und Gedächtnisübungen, Gesang und Musizieren sowie thematische Theaterarbeit in den Mittelpunkt stellen.

„Sowohl auf der Theaterbühne als auch in der Fastnacht schlüpfen die Akteure oftmals in lustige Rollen, sie kostümieren sich, tragen Maske, dichten, tanzen und musizieren zur Unterhaltung des Publikums“, zählt Einrichtungsleiter Manuel Jöckel augenscheinliche Gemeinsamkeiten der Kulturgüter Theater und Karneval auf. Mit Senioren, die alle unterschiedlich beweglich und zum Teil stark dement sind, Theater zu spielen, stelle aus seiner Sicht für das Team des Betreuungsdienstes um Leiterin Minh Luis dennoch eine Riesen-Herausforderung dar. „Diese nehmen wir aber gerne an. Neben künstlerischen Aktivierungspotenzialen gibt es positive therapeutische Begleiteffekte. So werden zum Beispiel bei der Herstellung von Theater-Requisiten Hände und Finger intensiv zum Einsatz kommen, was wiederum die Beweglichkeit fördert und die Sensomotorik erhält“, erläutert Demenz-Expertin Minh Luis, die sich in ihrem Bachelor-Studium der Medizinalfachberufe in Bad Soden-Allendorf (Nordhessen) intensiv mit neuesten Geriatrie-Erkenntnissen beschäftigte. Was sie zuversichtlich stimmt: „Mit Vorständen von zwei gestandenen Vereinen der Region – dem Leuseler Carneval Club (LCC) und der Alsfelder Carneval Club (ACC) – eruieren wir gerade Möglichkeiten einer Bühnen-Zusammenarbeit, kooperieren außerdem mit örtlichen Schulen in verschiedenen Mehrgenerationen-Projekten.“

Eine gute Nachricht gibt es übrigens auch für theaterbegeisterte Nicht-Heimbewohner:innen aus dem gesamten Vogelsbergkreis inklusive des Schlitzerlandes, die sich vielleicht einsam fühlen und ihre Talente in den „kreativen Seniorentreff für Theaterfreunde“ einbringen wollen. „Sie sollten keinerlei Berührungsängste haben und können sich jederzeit gerne bei uns melden“, lautet ein wichtiger Hinweis von Minh Luis. Auskünfte hierzu gibt es unter Tel.(06631) 96 84 28 oder per E-Mail an betreuungsdienst.h03@gfde.de.

Am Rosenmontag hatte der Leuseler Carneval Club (LCC) für großes Kino gesorgt. Am Faschingsdienstag katapultierte dann der Alsfelder Carneval Club (ACC) die Stimmung auf den Siedepunkt. „Die Hand in Hand mit unserem Betreuungsdienst gestalteten Programme waren wirklich allererste Sahne. Seniorinnen, Senioren und Angehörige waren komplett aus dem Häuschen“, zog Minh Luis, als Organisatorin des Events, Bilanz. Ob Kindertänze, Gardetänze, Tanzmariechen-Auftritte, lustige Sketche, Gesang oder Polonaise: Am „Marktplatz“, der zentralen Event-Location des Alten- und Pflegeheims in der Landgraf-Hermann-Straße, hatten die beiden Vereine – beim großen Saison-Finale – noch einmal alles gegeben.

Die Augen der Senioren, die an beiden Tagen feierten, was das Zeug hält, strahlen vor Glück. „Zur Fastnacht soll man singen und schunkeln und tüchtig über die Leute munkeln“, dichtete eine 97-jährige Bewohnerin, die darauf hinwies, dass es im Haus Stephanus nahezu jede Woche etwas zu feiern gebe.

Währenddessen verrieten die Trainerinnen der Kindergruppen des LCC – die 17-jährige Schülerin Emilia Schäfer, die 28-jährige Kinderkrankenschwester Rebecca Schwohl, die 35-jährige Grundschullehrerin Cathrina Kristen und die 35-jährige Ärztin Carolin Kreuzer – ihre Motivation, im Haus Stephanus aufzutreten. „Zum einen wollten wir den Menschen dort eine Freude machen und die begeisterten Gesichter sehen. Zum anderen bot sich natürlich den Kindern noch einmal eine Möglichkeit, die lang einstudierten Tänze zu zeigen. „Wir arbeiten alle gerne mit den Kindern zusammen und haben viel Spaß, ihnen etwas beizubringen“, ergänzte das Trainerinnen-Quartett. Die Kinder, die aus Leusel, Ohmes, Alsfeld und Reibertenrod kommen, sind zwischen 5 und 12 Jahren alt und trainieren einmal pro Woche, ab Kampagnenstart auch schon mal häufiger.

Beim ACC war die Vorfreude auf den Besuch des Hauses Stephanus schon lange vor dem Faschingsdienstag groß. Warum? Ganz einfach: Was die berühmte Erbsensuppe der Metzgerei Schneider auf dem Fuldaer Weihnachtsmarkt ist, das ist die hausgemachte Karnevals-Gulaschsuppe mit Baguette des Hauses Stephanus in Alsfeld, so heißt es. Nicht zu vergessen ein weiterer Klassiker für Leib und Seele – die Bowle. Der Auftritt war zugleich der offiziell letzte im Jubiläumsjahr des ACC, der seinen 55. Geburtstag feierte. Dem spritzigen Saisonfinale – unter anderem mit der Harlekins-Gesangsgruppe unter Leitung von Maria Kruse, einem Kindertanz der „ACC-Springmäuse“ unter Leitung von Anna Lena Buhl, Anni Dörr und Sina Merle, dem Auftritt „Gardetanz-ACC Konfetti“ (Nachwuchsgarde grün) sowie dem Gardetanz „ACC Tanzgarde Rote Garde“ unter Leitung von ACC-Vizepräsidentin Sandra Buhl sowie Sarah Stein und Gaby Muhl – folgte noch eine stimmungsvolle Aftershow-Party im Café Goethe.

„Es ist allen Mitwirkenden ein Herzensbedürfnis, den älteren Menschen hier Freude zu schenken. Wir haben uns total gefreut, hier sein zu dürfen, und es hat richtig Spaß gemacht“, betonte ACC-Präsident Torsten Funk im Interview mit der Hauszeitungs-Reporterin des Hauses Stephanus. Dabei lobte er die Atmosphäre und das professionelle Umfeld für die Party. Ob Enkelkind oder Schwiegertochter beim ACC, viele Bewohner hätten eine enge Beziehung zum Verein, verriet Minh Luis dem Präsident und schlug vor, dass die anmutigen und talentierten ACC-Mädels für Glitzer, Glamour und gute Laune beim 60-jährigen Geburtstag des Hauses Stephanus sorgen.

Fotos: Minh Luis/GFDE-Gruppe

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