Kolumne von Ines Caspar, VermögensmanagerinWirtschaftliche Unsicherheit und energiepolitische Herausforderungen belasten deutsche Märkte
ALSFELD (ol). Die internationale Finanzlage ist vorerst freundlich, aber die Prognose für Deutschland sagt ein schwieriges Jahr voraus. Das Konsumklima und der Export sinken weiterhin, während energiepolitische Herausforderungen die Risiken zusätzlich erhöhen. Die meisten Branchen erwarten einen Rückgang der Exporte und Meldungen über Stellenabbau und Insolvenzen nehmen zu. Die Rentenmärkte könnten sich als alternative Anlagemöglichkeiten erweisen, während der Goldpreis steigen und Silber bei einer Rezession wieder an Attraktivität gewinnen könnte.
Derzeit zeigen sich die internationalen Finanzmärkte noch in freundlicher Verfassung. Die Datenlage zeigte in den ersten Januarwochen überwiegend positive Merkmale. Bleibt das so? Zahlreiche Indikatoren deuten auf ein schwieriges Jahr für Wirtschaft und Börse hin.
Leider zeigt sich besonders Deutschland von seiner schlechtesten Seite. Das Konsumklima sowie der IFO-Index für die Exportwirtschaft sinken weiter deutlich. Es werden weiter steigende Verbraucherpreise von ca. 2,4 Prozent erwartet. Die Bundesbank erwartet für das erste Quartal bestenfalls Stagnation, von Wachstum ist keine Rede.
In diese bereits schlechten Nachrichten platzt die Nachricht, dass Deutschland beziehungsweise Europa wieder um die Energiesicherheit bangen muss. US-Präsident Biden hat die Genehmigung neuer Vorhaben für den Export von Flüssiggas temporär ausgesetzt. Die ohnehin bereits weit überdurchschnittlichen Energiekosten dürften dadurch in Deutschland beziehungsweise Europa noch weiter steigen. Der Standortnachteil wird somit noch größer. Die Risiken nehmen somit weiter zu.
Eine Mehrheit der Branchen geht außerdem davon aus, dass ihre Exporte zurückgehen werden. Dazu zählen die Kernbranchen der Industrie wie Automobilbau, Maschinenbau oder Elektrotechnik. Täglich kommen Meldungen zum Abbau tausender Stellen. Dazu kommen die vielen Insolvenzen, die zu weiteren negativen Kennzahlen führen.
Die schlechten Nachrichten mehren sich Zusehens. Leider fehlt derzeit der politische Wille, zu Neuausrichtungen und Rücknahme von standortgefährdenden Entscheidungen. Auch die vielen Demonstrationen, nicht nur der Landwirte, scheinen die Verantwortlichen nicht zu einer Änderung zu bewegen. Man hält stur an dem eingeschlagenen Weg fest. Die Zeche zahlt nicht die Ampel, sondern der gesamte Standort Deutschland.
Was machen die USA?
Die inverse US-Zinskurve, bei der die Langfrist- unter den Kurzfristzinsen liegen, war regelmäßig Vorbote eines wirtschaftlichen Abschwungs und einer Baisse an den Aktienmärkten. Selbst wenn die US-Notenbank Fed die Zinsen wie erwartet senken sollte, ist das kein Grund zur Euphorie. In der Vergangenheit gaben die Aktienkurse auf die ersten Zinssenkungen hin meistens nach. Dieses „Paradoxon“ liege daran, dass die Unternehmensgewinne im Fall einer Rezession trotz sinkender Zinsen zunächst nachgeben. Erschwerend kommt hinzu, dass die Börse in US-Wahljahren in den ersten
sechs Monaten meistens relativ schwach laufen. Die Notenbank unter Jerome Powell wird aber alles daransetzen, die Rezession zu vermeiden um die Wahl von Donald Trump zu verhindern.
Trotz all der schlechten Nachrichten kann man den großen Wachstumswerten eine weitere Outperformance zutrauen, da sie aufgrund der großen Kapitaldecke von den derzeit hohen Zinsen zusätzlich profitieren und die Profitabilität weiter stark ist. Nichtsdestotrotz sind die Bewertungen teils sehr hoch. Hier ist Geduld gefragt, denn es ist in jedem Fall zu erwarten, dass sich im Laufe des Jahres Kaufgelegenheiten bieten werden.
Es lohnt ein Blick auf die Renten-Märkte
Die Zeit bis zu günstigeren Einstiegskursen an den Aktienmärkten kann man durchaus den Rentenmärkten widmen. Die angekündigten Zinssenkungen werden zu einem schnellen Kursanstieg führen und bieten somit gute Gelegenheiten für „Park-Positionen“ bis es sich wieder lohnt im Aktienmarkt zu investieren.
Bleibt noch der Ausblick für den Goldpreis
2022 kauften die Zentralbanken rund 1.135 Tonnen Gold. Das sind rund 30 Prozent der globalen Produktion. Bis Ende des 3. Quartals 2023 wurden bereits wieder rund 800 Tonnen gekauft. Noch mehr als bis Q3 2022. Die Abkehr der BRIC-Staaten vom Dollar dürfte diesen Trend in den kommenden Jahren fortsetzen. Hohe Schulden und der Finanzierungsbedarf der Staaten werden die Geldmenge weiter steigen lassen. Bis 2030 erwartet der Vermögensverwalter Incrementum einen Goldpreis von über 4.800$/Unze. Insbesondere bei fallenden Zinsen wird Gold wieder als Alternative gefragt sein und neue Höchststände anstreben.
Auch auf den Silberpreis lohn sich ein Blick. Das historische Mittel beim sogenannten
Gold-Silber Ratio liegt bei circa 1:60. Werte über 80 bedeuten Silber ist günstig zu Gold. Werte unter 40 bedeuten Silber ist teuer zu Gold. Aktuell ist Silber mit 1:89 sehr günstig zu Gold. Die Zeichen stehen aber auf Rezession – was die Industriemetalle bereits größtenteils einpreisen. Silber könnte daher „noch günstiger“ werden in den nächsten Wochen. Nach der Rezession steigt dafür in der Regel der Silberpreis umso stärker wieder an.
Das Jahr 2024 scheint somit wieder alle Voraussetzungen für ein spannendes Wirtschaftsjahr zu erfüllen. Die Chancen, die sich bieten, heißt es zu nutzen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei und ein schönes Frühjahr.
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Anmerkung der Redaktion: Die Kolumne spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von Oberhesssen-Live wider. Der Verfasser und redaktionell Verantwortliche ist:
Aurum Vermögensmanagement GmbH
Bürgermeister-Haas-Str. 5, 36304 Alsfeld
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