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Gute Ansätze für dringend benötigte ReformenVogelsberger Ärzteschaft begrüßt Ergebnisse des Krisengipfels und zeigt vorsichtigen Optimismus für Koalitionsvertrag in Hessen

VOGELSBERG (ol). Die Vogelsberger Ärzteschaft zeigt vorsichtigen Optimismus nach dem Krisengipfel mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und begrüßt den Koalitionsvertrag in Hessen als guten Start in dringend benötigte Reformen. Sie fordern jedoch schnelles Handeln angesichts des Ärztemangels und der schwierigen Bedingungen, um die hausärztliche Versorgung zu sichern.

Als „guten Start in überfällige Reformen“ wertet der Bezirk Vogelsberg des Hausärzteverband Hessen (HÄVH) die Ergebnisse des Krisengipfels mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am 9. Januar in Berlin, so hieß es kürzlich in einer Pressemitteilung des Vogelsberger Hausärzteverbandes.

In Hessen biete zudem der Koalitionsvertrag von CDU und SPD Anlass zu „vorsichtigem Optimismus“, da er ein deutliches Bekenntnis zur ambulanten medizinischen Versorgung enthalte. Angesichts der sich immer weiter verschlechternden Versorgungssituation, sei jedoch Eile geboten – und das auf Bundes- wie auf Landesebene, so die Vogelsberger Ärzteschaft.

„Auch im Vogelsbergkreis droht uns die Situation, dass Ärztinnen und Ärzte, die demnächst in Ruhestand gehen, keine Nachfolger finden“, sagt Susanne Sommer, Hausärztin in Mücke und erste Vorsitzende des Bezirks Vogelsberg des HÄVH. Dies sei nicht nur dem Ärztemangel geschuldet, sondern auch den derzeit schwierigen Bedingungen: „Auch die überbordende Bürokratie, die nicht funktionierende Digitalisierung und Regressandrohungen schrecken junge Ärztinnen und Ärzte ab, sich niederzulassen“, sagt Sommer. „Im ländlichen Bereich versorgen wir unsere Patienten bei geringer Facharztdichte, außerdem leisten wir eine erhebliche Anzahl an Hausbesuchen mit langen Anfahrtswegen“, ergänzt Jochen Müller, Hausarzt in Alsfeld und zweiter Vorsitzender des Bezirks Vogelsberg des HÄVH.

Es ist wirklich Eile geboten

Angesichts der angespannten Situation begrüßen es Sommer und Müller, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach jetzt die hausärztliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in den Blick genommen hat: „Das war überfällig, denn schließlich werden mehr als 95 Prozent der Behandlungsfälle in Deutschland ambulant erbracht“, kommentiert Sommer die Ergebnisse des Krisengipfels. „Mit Blick darauf, dass bundesweit schon jetzt 5.000 Hausärztinnen und Hausärzte fehlten und 40 Prozent der Praktizierenden älter als 60 Jahre seien, müssen die Rahmenbedingungen endlich verbessert werden, um die hausärztliche Versorgung in Deutschland zu sichern“, betont Müller. „In Hessen erreichen in den kommenden zehn Jahren etwa die Hälfte aller Hausärztinnen und Hausärzte das Rentenalter, es ist wirklich Eile geboten“, warnen die beiden.

Schritte in die richtige Richtung

Die im Anschluss an den Krisengipfel von Lauterbach angekündigten Strukturverbesserung, etwa durch eine Jahrespauschale statt wie bisher einer Quartalspauschale, und die geplante Stärkung der hausarztzentrierten Versorgung seien ein guter Anfang. „Beides muss Grundlage der hausärztlichen Versorgung werden“, so Sommer und Müller. Auch die angekündigte Abschaffung von Regressen oder zumindest eine bessere Regulierung seien Schritte in die richtige Richtung. Nicht zuletzt plane Lauterbach für die Hausärztinnen und Hausärzte die Entbudgetierung aller hausärztlichen Leistungen in Form einer „Hausarzt-Morbiditätsorientierten Gesamtvergütung“: Ist das Honorarvolumen aufgebraucht, müssten die Krankenkassen nachschießen. „Genau dies hatte unser Bundesverband, der Hausärztinnen- und Hausärzteverband, als „MGV-plus“ gefordert“, kommentiert Sommer.

Forderungen des Hausärzteverbandes Hessen finden sich im Koalitionsvertrag

„Mit Interesse haben wir auch die Absichtserklärungen zum Thema ambulante medizinische Versorgung zur Kenntnis genommen, die im Koalitionsvertrag von CDU und SPD in Hessen formuliert sind“, erklärt Müller. Denn: Einige der Forderungen, die die Delegierten des Hausärzteverbandes Hessen im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen in einer Resolution formuliert hatten, finden sich auch im Koalitionsvertrag.

So heißt es unter der Überschrift „Ambulante Versorgung“ wörtlich: „Wir unterstützen und fördern die ambulante medizinische Versorgung durch selbständige, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Wo herkömmliche ärztliche Versorgung nicht gewährleistet werden kann, unterstützen wir bei der Errichtung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), die von Ärztegemeinschaften, un- oder mittelbar von Kommunen sowie von frei gemeinnützigen Trägern gegründet werden.“  Überdies wollen die Koalitionäre den Bund auffordern, „investorengeführte MVZs stärker zu regulieren“. Nicht zuletzt soll die Zahl der Medizinstudienplätze an den hessischen Universitäten erhöht und die Landarztquote ausgeweitet werden, heißt es.

„Wir nehmen die neue Landesregierung beim Wort“

„Wir nehmen die neue Landesregierung beim Wort und sehen der Umsetzung der Pläne mit Spannung entgegen“, so Sommer und Müller.  „Es muss auch auf Landesebene gehandelt werden, damit die hausärztliche Versorgung in Hessen eine Zukunft hat“, betonen Sommer und Müller abschließend.

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