Einblicke in die Bereitschaftsdienste der OVAGSie sorgen dafür, dass auch an Weihnachten Strom und Wasser fließen
VOGELSBERGKREIS (ol). Heiligabend. Das Wohnzimmer ist in das warme Licht des
Weihnachtsbaumes getaucht, das Soundsystem spielt leise Weihnachtslieder. Auf dem Herd werden die Würstchen erwärmt, der Kartoffelsalat steht noch im Kühlschrank. Das ist Weihnachten, wie es viele kennen und lieben. Es ist ein Weihnachten, das ohne Strom und fließend Wasser nicht denkbar ist. Damit beides stets zur Verfügung stehen, sind die Mitarbeiter der OVAG auch an den Feiertagen rund um die Uhr im Einsatz.
Die Netzleitstelle und – im Falle eines Falles – die Bereitschaftsdienste
in den Netzbezirken sorgen dafür, dass auch an Heiligabend niemand im Dunkeln sitzen muss. „Insgesamt sind unsere Ausfallzeiten grundsätzlich sehr gering, was auch an der guten Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen und den Netzbezirken liegt“, sagt Christian Weber, Sachgebietsleiter Netzführung.
3000 Kilometer Mittelspannungsleitungen
Wenn man sich die rund 3000 Kilometer Mittelspannungsleitungen im Netzgebiet der OVAG und das Fernwasserleitungsnetz als Arterien der Strom- und Wasserversorgung der Region vorstellt, dann ist die Netzleitstelle auf dem Betriebsgelände Warth zwischen Friedberg und Dorheim sowohl Herz als auch Hirn dieser Versorgung.
Denn dort wird im wahrsten Sinne die Spannung aufrechterhalten, dafür gesorgt, dass
Strom sowie auch Wasser stetig fließen. Und es werden die richtigen Entscheidungen getroffen, damit das System 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im
Jahr pausenlos und möglichst reibungslos funktioniert. Weihnachten ist für Harald Gurski, Netzführer im Leitstellenbetrieb Wasser, deshalb ein Arbeitstag wie jeder andere.
Weniger Wasserverbrauch in Weihnachten
Er überwacht die acht Fernwasserleitungen im Versorgungsgebiet sowie die zugehörigen
Hochbehälter, Brunnen und Anlagen. „Über die Feiertage ist es in der Regel eher ruhig. Die Verbräuche gehen abends runter, das heißt, es wird weniger Wasser benötigt. Ich behalte also bereits tagsüber die Hochbehälter und Quellgebiete besonders im Auge, damit die Nachtschicht keine Überraschungen erlebt und wir stets genug Kapazitäten haben“, sagt er. Die OVAG versorgt ausschließlich kommunale Kunden, die wiederum Privatkunden mit
Trinkwasser versorgen.
Kommt es in einem Haushalt zu einem Druckabfall, landet die Meldung dennoch über die allgemeine Störungshotline in der Netzleitstelle. „Ich informiere dann den Wassermeister der jeweiligen Kommune, damit dieser sich des Problems annehmen kann.“ Seit sieben Jahren schiebt Harald Gurski regelmäßig Dienst an Weihnachten, eine Schicht dauert zwölf Stunden. Dieses Jahr hat er die Tagschicht, ist also zur Bescherung noch rechtzeitig zu Hause.
Weihnachten als normaler Arbeitstag
„Für Familienväter wäre das sicher nicht so einfach, aber meine Kinder sind bereits erwachsen, deshalb geht es. Trotzdem ist man an Weihnachten grundsätzlich gerne zu Hause. Aber es gehört zu unserem Beruf und ist ein ganz normaler Arbeitstag“, sagt er.
Auch das Mittelspannungsnetz wird von der Warth aus überwacht. „Der Netzführer trägt die Verantwortung für das gesamte Netz“, erklärt Sachgebietsleiter Christian Weber. Von der Leitstelle aus koordinieren die Netzführer sämtliche notwendigen Schaltungen und nehmen sie nach Prüfung und Genehmigung vor. Das alles geschieht hauptsächlich, um Störungen zu vermeiden.
Von den 21 Umspannwerken, die die Energie des Vorlieferanten AVACON von Hoch- auf Mittelspannung umspannen, und den rund 3.400 örtlichen Trafostationen, die den Strom wiederum für die Ortsnetze transformieren, können etwa 15 Prozent von der Leitstelle aus ferngesteuert werden. „Für den Rest müssen wir Monteure rausschicken“, sagt Weber. An den Feiertagen stehen dafür in den Netzbezirken der OVAG insgesamt 15 Kollegen in Rufbereitschaft zur Verfügung. Für schwierige Fälle ist außerdem rund die Uhr einer
der Ingenieure der ovag Netz GmbH in Rufbereitschaft.
Heiligabend ist Michael Schwimmer zuständig
In der Leitstelle ist an Heiligabend Netzführer Michael Schwimmer zuständig. Er arbeitet seit 30 Jahren dort, seit 20 Jahren fest im Schichtdienst. „Nach so vielen Jahren hat man sich daran gewöhnt, auch an Feiertagen zu arbeiten“, sagt er. An Heiligabend werden in
der Regel keine Schaltungen vorgenommen, weil an diesem Tag keine Wartungen anstehen. Dafür gehen tagsüber mehr Anrufe als üblich ein. „Viele wollen zum Jahresende ihre Zählerstände durchgeben. Weil das Callcenter an diesem Tag nicht besetzt ist, laufen diese Anrufe bei uns auf.“ Im Falle einer Störung stehe man sofort bereit. „Die halten sich ja bekanntlich nicht an Wochenenden und Feiertage“, sagt Schwimmer.
Eine mögliche Störung kündigt sich in der Leitstelle durch akustische und optische Signale an, dann beginnt die Fehlersuche. In den Umspannwerken sind Schutzgeräte eingebaut, sozusagen Sicherungen, die bei der Überschreitung gewisser Grenzwerte in den „sicheren Zustand“ übergehen, sprich: abschalten. Die Netze sind ringförmig aufgebaut. Tritt eine Störung auf, schaltet der Netzführer um. Dabei wird der Strom umgeleitet, es werden verschiedene Abschnitte der Leitung an- oder abgeschaltet, bis der Ort der Störung lokalisiert ist.
Ein bisschen besinnlich geht es doch zu
Auch für Michael Schwimmer ist der Dienst an Heiligabend einArbeitstag wie jeder andere. „Ich bin zufrieden, wenn alle Strom haben – ein Ausfall ist ein Ausfall, das ist immer ärgerlich, egal, ob es nun Heiligabend oder ein normaler Montag ist.“ Ein bisschen besinnlich darf es aber an diesen Tagen doch zugehen auf der Warth, davon kündet schon der Weihnachtsbaum, der in der Leitstelle aufgestellt ist. „In der Tagschicht kochen wir meist und essen dann gemeinsam zu Mittag, nachmittags gibt es Kaffee und Plätzchen. Das gehört ja irgendwie mit dazu“, sagt er.
Und während es draußen langsam dämmert und die Menschen sich auf den Heiligabend vorbereiten, halten Harald Gurski und Michael Schwimmer weiter Augen und Ohren offen, damit die Menschen der Region das Fest im Glanze der Lichter feiern können.
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