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Bastler Patrick Kosog baut das Alsfelder Rathaus im ModellBögen, Türmchen, Fenster, Büros: alles entsteht im exakten Nachbau

ALSFELD – Das Alsfelder Rathaus hat viele Fans, auch über die Region hinaus. Aber einen Fan wie Patrick Kosog gibt es wohl nur selten. Der 30-Jährige lebt in Wülfrath in Nordrhein-Westfalen und hat das Wahrzeichen Alsfelds jeden Tag vor Augen – jedenfalls im Modell. Denn damit ist er beschäftigt: einen möglichst detailgetreuen Nachbau zu schaffen. Es ist noch nicht ganz fertig, aber im Maßstab 1:40 lässt es Betrachter jetzt schon staunen. Dabei war Patrick Kosog noch nie in Alsfeld.

Aber er ist schon seit Jugendjahren ein leidenschaftlicher Bastler, erzählt er auf Nachfrage. Früher bastelte er Schiffsmodelle – schon mit der Akribie seines Berufs als Vermessungstechnikers. „Aber dazu habe ich keine Lust mehr.“ 2017 begann er, Puppenhäuser zu bauen und entdeckte dann sein Faible für spannende Rathäuser.

Das Alsfelder Rathaus weckte seinen Sportsgeist, als er es auf einem Bild entdeckte: Die Spitzen, die Bögen, die kleinen Fenster und das Fachwerk sind Details, die den ganzen Bastlers fordern. „Herausforderungen finde ich immer spannend“, erzählt er. Dazu lockte ihn auch die lange Geschichte des Gebäudes. Wie dieses Haus genau aussieht, wie es früher ausgesehen hat, wollte er im Detail wissen und begann erst einmal umfangreiche Recherchen bei verschiedenen Stellen. „Ich bin tief in die Materie eingestiegen.“

Mit schicker Innenbeleuchtung: das Rathaus in einer Version aus dem 19. Jahrhundert.Foto: privat

Pläne aus alten Archiven gewälzt

Um an die alten Unterlagen zu bekommen, schrieb er mehrere Stellen an oder telefonierte sich durch die Instanzen: bei der Stadt Alsfeld, dem Museum und Stadtarchiv in Alsfeld, Bildindex Foto Marburg, Lagis Hessen, die Deutsche Digitale Bibliothek, das TU Berlin Architekturmuseum, das Staatsarchiv Marburg, Staatsarchiv Darmstadt und das Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. Er stieß auf offene Ohren: „Mit den  Unterlagen die ich bekommen habe, konnte ich sehr gut arbeiten.“ Der Beruf als Vermessungstechniker war beim Lesen der Unterlagen sehr nützlich.

Patrick Kosog entschied sich für eine ältere Version des Rathauses: „Das von früher ist noch spannender.“ Sein Alsfelder Rathaus ist in Ansichten aus dem 19. Jahrhundert von Paul Grübner enthalten, und das Innenleben soll nach Plänen aus den 1930er oder -40 Jahren gebaut werden. Die Unterschiede zu heute sind zum Beispiel in der Anzahl der Fenster nachvollziehbar. Manche Alsfelder werden es als beruhigend empfinden: Die Fensterläden sind weiß, nicht rot.

Holz, Spachtelmasse, Plexiglas, Fliesen

Beim Bau verwendet der Modellbau-Architekt durchweg hochwertige Materialien: Holz, Spachtelmasse, Plexiglas, Fliesen, Messing und Acrylfarbe. Damit formt er jedes Fenster, jeden Balken, jede Dachpfanne, jeden Bogen und jeden Stein nach, aus denen sie bestehen. Der Ehrgeiz des Bastlers: „Ich möchte es so haben, dass es so aussieht, als wäre m an vor Ort.“

Einladung zum Hindurchspazieren: der detailgetreue Nachbau der Säulenhalle. Foto: privat

Kein Wunder, dass der Bau Zeit benötigt: Im Juni dieses Jahres hat er begonnen und bis heute die Außenansichten fertig bekommen. Jetzt geht es ans Innenleben, und das will er bis Mitte 2024 fertigstellen. Vielleicht können Alsfelder es dann auch selbst im Original bewundern, stellt der Erbauer in Aussicht. Über eine leihweise Ausstellung 2025 oder 2026 sei er im Gespräch mit der Stadt. Generell aber sei für ihn klar, sagt Patrick Kosog: „Das Modellrathaus bleibt bei mir.“

von Axel Pries

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