Kleiner Hauch vom Feeling des TrachtenfestesSchlitzerländer TVK erfreut Senioren am ersten Advent im Haus Stephanus
ALSFELD (ol). Die Senioren im Haus Stephanus wurden am ersten Advent mit einem besonderen Auftritt des Schlitzerländer Trachten- und Volkstanzkreises überrascht. Die jungen Tänzerinnen und Tänzer brachten mit ihrem abwechslungsreichen Programm aus Musik, Tanz und Folklore viel Freude in das Alten- und Pflegeheim.
Bunt bestickte Trachten, fliegende Röcke und ein mitreißender Auftritt von Nachwuchstalenten des Schlitzerländer Trachten- und Volkstanzkreises (TVK), der eine Augenweide und eine echte Premiere zugleich war: Die Überraschung, die Betreuungsdienstleiterin Minh Luis mit ihrem Event-Team am ersten Adventssonntag für die Senioren des Hauses Stephanus laut einer Pressemitteilung vorbereitet hatte, war mehr als geglückt.
Zum ersten Mal überhaupt schlug der Verein, der als Veranstalter des Schlitzer Trachtenfestes internationalen Bekanntheitsgrad genießt, seine Zelte in dem traditionellen sehr kulturverbundenen Alten- und Pflegeheim auf. „Wobei die Vorfreude nach dem gelungenen Trachtenfest Anfang Juli, das zu den Kulturhighlights des Jahres im Vogelsbergkreis gehörte, riesig war und unsere Seniorinnen und Senioren die Tage bis zum Auftritt gezählt haben“, verriet Minh Luis, die selbst Gast auf der Eröffnungsveranstaltung des ersten Trachtenfestes nach vier Jahren Pause und danach mit einer Anfrage auf den TVK zugegangen war.
Musik, Tanz und Folklore aus dem Schlitzerland
Die 20-köpfige Jugendgruppe des Vereins habe mit einem abwechslungsreichen Programm unter der Leitung des Mutter-Sohn-Gespanns Monika Leinweber (Gruppenleitung) und Andreas Leinweber (Tanzleitung) Lebensfreude in den Saal gebracht. Vor den Augen des Alsfelder Bürgermeisters Stephan Paule (CDU), der der Einladung sehr gerne gefolgt war, so hieß es, sowie den Bewohnern und Angehörigen gehörte der Multifunktionsraum der Musik, dem Tanz und der Folklore aus dem Schlitzerland. Letztere verbinde Generationen und habe eine Botschaft, die nicht passender in der Adventszeit sein könnte: gelebte Freude und Frieden der Nationen. Die Bandbreite der von Akkordeonmusik begleiteten Tänze habe von „Norddeutschen Rundtänzen“ über den schwungvollen hessischer Volkstanz „Jägerneuner“ bis zu einer „Sternpolka“, einer Verwandten der Linzer Polka aus Oberösterreich gereicht. Insgesamt acht Tänze wurden dargeboten, wobei der Zweite Vereinsvorsitzende des TVK, Oliver Weppler (Akkordeon), zu den aktiven Mitstreitern gehört und die Gruppe nicht ohne Zugabe zurück ins Schlitzerland fuhr.
Jugendlicher Schwung steckt Senioren an
Den Zuschauenden bereitete der Schwung und die Begeisterungsfähigkeit der tanzenden Jugendlichen große Freude, hieß es. Kaum jemand habe es auf dem Stuhl an den Tischen ausgehalten, die stilvoll und passend zur Adventszeit eingedeckt waren und an denen nach der Darbietung noch Kaffee und Kuchen genossen wurde. Die Darbietungen weckten bei vielen anwesenden Seniorinnen und Senioren die Erinnerung an frühere Trachtenfest-Besuche – ein Hauch vom Trachtenfest-Feeling wehte an diesem Tag durch den Multifunktionssaal, in dem ein fröhliches Miteinander von Jung und Alt herrschte, so hieß es weiter. Während sich die Akteure in den Pausen auf den nächstfolgenden Tanz vorbereiteten, erzählte Moderator Andreas Leinweber Spannendes aus der Geschichte des Vereins, dessen Erwachsenengruppe im nächsten Jahr einen befreundeten Verein in Mexiko besuchen wird, wie er ankündigte. Nach den jeweiligen Tänzen gab’s Riesenapplaus für alle TKV-Aktiven.
TKV zieht ein zufriedenes Resümee
„Der Auftritt war sehr schön, hat uns allen sehr viel Spaß gemacht und war eine schöne Einstimmung auf die vor uns liegende Adventszeit“, zeigte sich Monika Leinweber nach der Veranstaltung berührt. „Das Tanzen in geselliger Runde, wo immer es sich anbietet, hat im Haus Stephanus von jeher einen sehr hohen Stellenwert, weil es unsere Senioren körperlich, seelisch und geistig fit hält“, ergänzte Minh Luis. Spätestens seit der kurz nach dem Jahrtausendwechsel veröffentlichten Studie der New Yorker Albert-Einstein-Universität (Privatuniversität für Humanmedizin) wisse man: „Wer regelmäßig tanzt und dabei Neues erlernt, kann die potenzielle Erkrankung an Demenz um Jahre herauszögern.“ Unterdessen verbessere sich bei bereits Betroffenen durch Tanzen das Allgemeinbefinden. „Schon allein beim Zuschauen hat man das einigen von unseren Bewohnerinnen und Bewohnern angesehen.“
Adventsandacht von Sonja Hiebing
Dem Auftritt der TKV-Jugendgruppe vorangegangen war eine kleine Adventsandacht, die von der katholischen Gemeindereferentin Sonja Hiebing gestaltet und in der gemeinsam gebetet und gesungen wurde, darunter Klassiker wie „Leise rieselt der Schnee“ oder „Tochter Zion, freue dich“. Der Advent sei eine Zeit, in der sich die Menschen innerlich auf das Geburtsfest Jesu vorbereiten würden, so Hiebing. Es sei die innere Sehnsucht in uns selbst, die im Advent laut werde. Wobei Menschen, die nach Gott Ausschau hielten, diesen nicht herbeizwingen könnten, ob und wie er sich zeige. Dies geschehe vielleicht ganz anders, als sie es erwarten. „Auch vor über 2.000 Jahren haben die Menschen mit Vielem gerechnet, gewiss nicht mit einem Säugling in einer Futterkrippe“, sagte Hiebing. Der Advent sei überdies hinaus bekanntlich eine Zeit des Wartens. Diese müsse keineswegs immer zugleich eine verlorene Zeit sein, sie könne auch etwas Gutes haben. Als Beispiel nannte Hiebing einen Winzer in Piemont, der auf seinem Innenhof oft auf einem Weinfass sitze und der es liebe, zu warten, weil sein Produkt während des Wartens immer besser werde: „Ein guter Wein braucht Zeit.“
Einrichtungsleiter trägt Weihnachtsgeschichte vor
Weihnachtliche Gefühle entfachte Einrichtungsleiter Manuel Jöckel, dessen zwei kleine Jungs, wie er während der offiziellen Begrüßung verriet, gerade Weihnachten für sich entdecken – ihrer Neugier seien bereits die ersten Weihnachtskugeln zum Opfer gefallen. Zu den Ritualen in seiner Familie gehören, seinen beiden Kindern jeden Morgen eine kleine Geschichte vorzulesen. Weil ihm die jüngste davon mit dem Titel „Die vier Kerzen“ so gut gefallen habe, trug er sie vor. Wie zuvor Sonja Hiebing thematisierte Jöckel damit das Warten auf Heiligabend, denn die Geschichte drehte sich rund um die Geduld am Adventskranz, der Woche und Woche durch Entzünden einer neuen Kerze heller wird. Ganz gleich ob Kind, im mittleren oder im fortgeschrittenen Alter, das Wunder der Weihnacht vereine alle Generationen gleichermaßen, so Jöckel.
Stephan Paule: „Zeit füreinander nehmen“
Bürgermeister Stephan Paule thematisierte in seinem Grußwort, wie schön es doch ist, wenn die ältere Generation mit der jüngeren Zeit miteinander verbringen kann. Allerdings sei es ein ganz schöner Spagat, den vor allem Berufstätige machen müssten. Diese fühlten sich zwischen Beruf, Familie und Verpflichtungen hin- und hergerissen und hätten fast keine Zeit, sich um eine der Sachen richtig zu kümmern. „Deshalb ist es wichtig, einmal durchzuatmen und sich für die Dinge, die so wichtig sind für den zwischenmenschlichen Bereich, Zeit zu nehmen“, so der Kommunalpolitiker, der bei dieser Gelegenheit auch noch mal auf die unterschiedlichen Wahrnehmungen einging. Während Kinder kaum erwarten könnten, bis endlich Heiligabend sei, eilten die Tage bis dorthin im Leben vieler Erwachsener viel zu schnell vorbei.
Kulturelle Events für Netzwerk und Begegnung
Betreuungsdienstleiterin Minh Luis erinnerte daran, dass es in diesem Jahr für viele Bewohnerinnen und Bewohner der erste 1. Advent im Leben sei, den sie in einem Seniorenheim verbringen. „Für sie wie für alle anderen im Haus Stephanus haben wir ein Geschenk, das man nirgendwo kaufen kann: gemeinsam Zeit verbringen, gemeinsam Freude teilen, gemeinsam eine Kerze nach der anderen anzünden und ein warmes Lichtlein bis zur Ankunft Jesu in uns brennen lassen.“
Fotos: Minh Luis/GFDE-Gruppe
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