Zukunftsweisende Veränderungen mit großer Mehrheit beschlossenDekanatssynode beschließt Zuschnitt von sieben Nachbarschaftsräumen und stellt GüT vor
ALSFELD/FREIENSTEINAU (ol). Die Dekanatssynode des Evangelischen Dekanats Vogelsberg hat bei ihrer Tagung in Freiensteinau den Zuschnitt von sieben Nachbarschaftsräumen beschlossen. Zudem wurde die Gründung der GüT (Gemeindeübergreifende Trägerschaft) für evangelische Kitas vorgestellt. Die Entscheidungen markieren wichtige Schritte in der zukunftsorientierten Ausrichtung der Kirche.
Sie stellten die Weichen für die Zukunft der Kirche, zumindest im Evangelischen Dekanat Vogelsberg. Knapp hundert Synodale waren der Einladung zur Tagung der Dekanatssynode in das Bürgerhaus in Freiensteinau gefolgt, in der es als Haupttagesordnungspunkt um den Beschluss der bereits anlässlich der Frühjahrssynode vorgestellten Nachbarschaftsräume ging, so hieß es kürzlich in einer Pressemitteilung des Evangelischen Dekanats Vogelsberg.
Präses Sylvia Bräuning begrüßte neben den Synodalen und Mitarbeitenden des Dekanats auch Gäste wie Ute Ehlert, Mitglied der Kirchenleitung und der Kirchengemeinde Lauterbach, Hartmut Lohrey (Mitglied im DSV im Dekanat Gießener Land), Armin Habermann (Regionalverwaltung), Fred Weißing (Regionales Diakonisches Werk) und Susanne Kuzinski (Transformationsunterstützerin EKHN 2030). Darüber hinaus waren die Mitarbeitendenvertretung, die Dekanatsjugendreferenten und Vertreterinnen der Evangelischen Jugend (EJVD) vor Ort.
Die jüngste Synode des Evangelischen Dekanats Vogelsberg startete feierlich mit einem Gottesdienst in der Evangelischen Kirche in Freiensteinau. Die zahlreichen Gottesdienstbesucher hörten eine Predigt von Pfarrerin Andrea Wiemer, die unter anderem die Bedeutung, der zahlreichen Opfer von Kriegshandlungen auf der ganzen Welt zu gedenken, deutlich machte und dazu aufrief, in diesen schwierigen Zeiten gemeinsam Solidarität zu zeigen. Ein Höhepunkt des Gottesdienstes war zudem die feierliche Einsegnung der neuen Dekanatsmitarbeiterinnen Annika Wicke für den Bereich Verwaltung und Dr. Carolin Braatz für gesellschaftliche Verantwortung und Ökumene. Die Dekanin des Evangelischen Dekanats Vogelsberg, Dr. Dorette Seibert, erteilte beiden den Segen für ihre künftige Arbeit im Dienste der Kirche.
Im Bürgerhaus blickte – nach den Regularien der Tagung – Martina Franz mit den Gästen in die Region: Das langjährige Mitglied des Kirchenvorstandes stellte Freiensteinau als lebendigen Ort mit einer aktiven Kirchengemeinde und einem vielfältigen Vereinsleben vor, in dem alle Gremien gut miteinander kooperieren, einen Ort, in dem es sich auch für Zugereiste gut leben ließe. Sie nahm ihren Redeanteil zum Anlass, von der Kirche mehr Angebote für jungen Menschen einzufordern.
In ihrem anschließenden Bericht ging Präses Sylvia Bräuning auf die Themenbereiche Personal und Finanzen ein. Darüber hinaus berichtete sie von verschiedenen Aktivitäten und Aufgaben innerhalb der EJVD, der einzelnen Arbeitsbereiche und des DSV. Auf größeres Interesse seien hierbei die Überlegungen gestoßen, perspektivisch aus dem Gebäudekomplex ehemaliges Alsfelder Pfarrhaus am Kirchplatz und der benachbarten ehemaligen Regionalverwaltung ein „Haus der Kirche“ zu entwickeln. Bräuning dankte allen Mitwirkenden, insbesondere den ehrenamtlichen Mitgliedern des Dekanatssynodalvorstandes (DSV) und allen anderen, die die Arbeit im Dekanat unterstützen. Anschließend hatte Dr. Carolin Braatz Gelegenheit, sich und ihr Aufgabengebiet vorzustellen. Die studierte Physikerin und Theologin verwies dabei unter anderem auf die sehr guten ökumenischen Strukturen im Dekanat und auf die aktuellen Herausforderungen, beispielsweise im Bereich Migration und Krieg in Gaza. Im Dekanat wolle sie Angebote für Nachhaltigkeit im ländlichen Raum sowie für Singles fokussieren.
Es folgte die Wahl einer Stellvertretung für die Aufgabe von Pfarrerin Karin Klaffehn in der Synode der Landeskirche (EKHN-Synode). Hier stimmten die Synodalen für Pfarrer Michael Koch aus Homberg/Ohm.
Den wichtigsten Teil der Synode nahmen die Abstimmungen zum Zuschnitt der Nachbarschaftsräume ein, die Dekanin Dr. Dorette Seibert leitete, hieß es. Hier galt es zunächst, über einen Antrag der Kirchengemeinde Maulbach zu beraten, die der Synode vorgeschlagen hatte, aus der Soll-Bestimmung, dass alle Nachbarschaftsräume mindestens drei Pfarrstellen haben sollten, eine Muss-Bestimmung zu machen. Für den zu bildenden Nachbarschaftsraum Homberger Land, dem kleinsten im Dekanat, zu dem auch Maulbach gehören wird, hätte dies nach der zu erwartenden Pfarrstellenbemessung bedeutet, dass der jetzt geplante Zuschnitt so nicht hätte verabschiedet werden können, da in diesem Nachbarschaftsraum voraussichtlich nur 2,5 Pfarrstellen bleiben werden. Die Intension, den Nachbarschaftsraum dennoch zu bilden und aus einem anderen Nachbarschaftsraum dafür eine halbe Stelle ins Homberger Land zu holen, fanden sowohl Pfarrer Michael Koch (Homberg/Ohm) als auch Pfarrerin Karin Klaffehn (Lauterbach und EKHN-Synodale) in höchstem Maße „unsolidarisch und frech“. „Aus dem Nachbarschaftsraum Homberger Land ist Maulbach die einzige von elf Gemeinden, die hinter dem Antrag steht“, sagte Koch. Aus Maulbach war niemand anwesend, der der Synode die Beweggründe dieses Antrags nähergebracht hätte. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt, so hieß es.
Der Zuschnitt der sieben Nachbarschaftsräume, deren Namen „Gleen, Antrift, Felda“, „Alsfeld und Alsfelder Ring“, „Schlitzerland“, „Lauterbach/Wartenberg“, „Hoher Vogelsberg“, „Gruppenpfarramt“ und „Homberger Land“ bisher noch Arbeitstitel sind, über die die nun final gebildeten Nachbarschaftsräume noch beschließen müssen, wurden schnell und sehr einmütig verabschiedet – ein Zeichen dafür, dass die Steuerungsgruppe gute Vorarbeit geleistet hatte, in einem guten Austausch mit den betroffenen Kirchengemeinden stand und die Kommunikation vertrauensvoll und zielführend war, hieß es weiter. Den Zuschnitt der neuen Nachbarschaftsräume und eine ganze Reihe der dazugehörigen Zahlen, Daten und Fakten kann man jederzeit auf der Website des Dekanats ersehen. Die Versammlung quittierte die fast einstimmige Abstimmung mit viel Applaus.
Mit einer kurzen Vorstellung der zum 1. Januar mit der Arbeit beginnenden GüT, der „Gemeindeübergreifenden Trägerschaft“ der evangelischen Kitas, im Dekanat Vogelsberg, betrat Pfarrer Michael Gütgemann ein weiteres zukunftsweisendes Feld. Durch die GüT, die mit einer Geschäftsführung und drei Mitarbeitenden im Dekanatsgebäude in Alsfeld angesiedelt sein wird, würden sowohl die Pfarrpersonen als auch die ehramtlichen Kirchenvorstandsmitglieder entlastet, führte der Pfarrer aus. Er steht gemeinsam mit Pfarrer Peter Remy dem Trägervorstand vor. In die GüT gehen zum 1. Januar die folgenden Kitas: Am Rodenberg, Arche Noah, In der Krebsbach (alle in Alsfeld), die Kita in Altenburg, Regenbogenland (Lautertal), Kunterbunt (Feldatal), Unterm Regenbogen (Kirtorf), Kunterbunt (Lanzenhain), die Kita in Lauterbach, die Kita in Maulbach, die Kita in Romrod, die Kita in Stockhausen und das Haus der kleinen Füße (Storndorf). Aus dem Nachbardekanat Büdinger Land kommt die Kita Ulrichstein dazu. Mehr dazu gibt es unter https://dekanat-vogelsberg.ekhn.de/dekanat/guet.html zu lesen.
„Es ist was los im Dekanat!“, freute sich Präses Bräuning, bevor sie die stellvertretende Dekanin Luise Berroth um einen kurzen Abriss des Standes der gemeindepädagogischen Konzeption bat. Diese war vor zwei Jahren schon mit Blick auf die Bildung der Nachbarschaftsräume, damals noch „Regionen“ genannt, beschlossen worden und soll nach einer Evaluation durch alle Beteiligten im nächsten Jahr überarbeitet werden, heißt es weiter. Im Anschluss daran wurde Pfarrer Daniel Meyer als ehrenamtlich tätiger Jugendpfarrer beauftragt.
Die Berichte der Dekanatskantoren Dr. Diana Rieger und Simon Wahby läuteten das Ende der Versammlung ein, die sich unter dem Punkt „Verschiedenes“ unter anderem noch dem kommenden Weltgebetstag widmete: Für das Themenland „Palästina“ waren Materialien geliefert worden, gegen die Vorwürfe des Antisemitismus erhoben worden seien, was dazu führte, dass die Materialen zurückgezogen und nun ausgetauscht werden. Ein Gremium im Dekanat zeichnet dafür verantwortlich, dass das neue Material den Gemeinden zur Verfügung gestellt wird, und bietet Gesprächsmöglichkeiten an. Der Vorbereitungstag des Weltgebetstages wird aus diesem Grund vom 20. Januar auf den 3. Februar verlegt.
Im Anschluss daran gab Holger Schäddel ein allgemeines Gesprächsangebot zur Situation in Gaza und Israel bekannt. Dieses findet am 22. November um 17 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus in Lauterbach statt.
Fotos: Patricia Luft
Schreibe einen Kommentar
Bitte logge Dich ein, um als registrierter Leser zu kommentieren.
Einloggen Anonym kommentieren