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Vogelsberger Gastronomen erzählen von wachsender Not und warnen:Ohne Personal bleibt die Restauranttür immer öfter geschlossen

VOGELSBERGKREIS – Steht man im Vogelsberg demnächst vor verschlossener Tür, wenn man mal schick auswärts im Restaurant essen oder feiern möchte? Glaubt man den warnenden Stimmen aus der Gastronomie, könnte das der Fall sein. Personalmangel heißt das Schreckgespenst in dieser Branche. Kochen, ausschenken oder servieren: Das wollen immer weniger Menschen. Schon heute gibt es spürbare Einschränkungen, sagen Inhaber von Hotel- und Restaurantbetrieben.

„Die Situation ist dramatisch!“, erklärt etwa Valerio Dogena, Seniorchef im Landgasthof Fleischhauer in Büßfeld, und Vorsitzender im Dehoga-Kreisverband Vogelsbergkreis. Er kenne etliche Kollegen, die ihre Häuser nur noch teilweise öffnen, „weil sie es personalmäßig nicht mehr schaffen.“

Die Öffnungszeiten stark eingeschänkt

Auf Ausschreibungen gebe es immer weniger Bewerber – die es offenbar auch nicht mehr so ernst meinen mit dem Interesse. Er selbst habe es schon erlebt, dass Bewerber auf Einladungen einfach nicht kommen, ohne Absage. So hat auch der große Landgasthof, der seit vielen Jahren ein Anlaufpunkt zwischen Gießen und Alsfeld ist, seine allgemeinen Öffnungszeiten eingeschränkt: erst ab 17 Uhr bis in den Abend. „Vorher lohnt sich das einfach nicht“, meint Valerio Dogena.

Wuchs von der Auszubildenden zur Küchenchefin im Hotel Zur Schmiede: Pia Völzing. Foto: privat

Motivation durch Förderung

Einer, der von sich sagt, dass er insgesamt bislang noch gut davongekommen sei, ist Jörg Hofmann, Inhaber des Hotels „Zur Schmiede“ in Eudorf. Zusammen mit seiner Frau Ute Pfeiffer-Hofmann hat er den Ruf, ein Chef zu sein, der sein Personal fördert. So erzählt er gerne, wie er Auszubildenden in der Hotelküche Praktika bei prominenten Kollegen oder in gehobenen Küchen ermöglicht.

Das fördere nicht nur die Motivation, sondern erweitere auch den Horizont. „Die jungen Leute freuen sich, wenn sie mal rauskommen.“ So ist auch seine aktuelle Küchenchefin Pia Völzing ein Eigengewächs des Hauses. Mit ihr im Team gilt das Haus als aktiv und innovativ: Berühmt wurden zuletzt die Grillabende an den Eventtagen, bei denen es alles gibt – außer Bratwurst. Das Stammpersonal ist dem Betrieb seit vielen Jahren treu. „Wir haben jetzt ein Spitzenteam.“.

Personaldecke schrumpfte auf die Hälfte

Nach einem schmerzlichen Schrumpfungsprozess. Denn auch Jörg Hofmann musste sich in und seit der Corona-Pandemie auf neue Zeiten einstellen. Von den 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jahres 2019 sind noch 15 geblieben. „Wir haben den Betrieb umgestellt“, erzählt Jörg Hofmann. Der Hotel- und Restaurantbetrieb, der als Tagungsort Gäste aus ganze Deutschland anzieht, legt nun  am Sonntag und Montag Ruhetage ein. Auch der Mittagstisch ist weggefallen, und abends geht es auch nicht mehr so lange wie früher. Auszubildende hat der Betrieb in diesem Jahr auch nicht.

Die Löhne sind gestiegen

Dabei hat das Betreiber-Ehepaar schon einiges probiert, den Arbeitsplatz in den Haus attraktiver zu machen. „Der Lohn muss gut sein“, sagt der Inhaber und hob den Stundenlohn deutlich an – wie viele seiner Kollegen. Dazu lockt er mit Boni wie Tankgutscheinen und Dienstwagen. Arbeitszeiten werden gemeinsam abgesprochen. Den Trend abwärts konnte er damit nur mäßig stoppen, aber Jörg Hofmann sieht auch das Positive: „Der Vorteil ist, dass wir jetzt die besten Mitarbeiter haben.“

Insgesamt sei sein Betrieb noch gut davon gekommen. Etwas mulmig wird ihm aber beim Blick auf die Zukunft: „Wir werden ein Riesenproblem bekommen.“

von Axel Pries

 

 

 

 

 

Ein Gedanke zu “Ohne Personal bleibt die Restauranttür immer öfter geschlossen

  1. Dieser Bericht stellt leider die bittere Realität in Deutschland dar!
    Die deutsche Bevölkerung mutiert zu einem Volk der studierten Snobs, die weder körperlich arbeiten wollen, noch sich die Hände schmutzig machen wollen.
    Vom Elternhaus werden keine Werte mehr vermittelt, erzogen wird man schon gar nicht mehr, da ist die Tagesmutter oder das Internet für zuständig! Hast du in dieser Gesellschaft kein Abitur, dann taugst du nix! Es wird studiert auf Teufel komm raus, ob mans dann später brauchen kann, egal, die Hauptsache ist doch, man ist erstmal unter.
    Mami und Papi finanzieren das ganze ja, dafür sind sie ja gut!
    Und das schlimmste ist bei diesem ganzen Dilemma, der Staat unterstützt das ganze noch, indem er das Bürgergeld immer weiter anhebt, und so alle schlechter bezahlten Jobs noch unattraktiver für die Arbeitssuchenden macht.
    So kommt es dann dazu, das immer lauter nach “ Fachkräften“ aus dem Ausland gerufen wird, damit sich alle Faulenzer in ihrer „Blase“ ausruhen können!!

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